Kurz vor Silvester liest man immer mal wieder über ein merkwürdiges Thema: die Schaltsekunde. Denn in manchen Jahren wird der 31. Dezember – manchmal auch der 30. Juni – um eine Sekunde verlängert. Auf Digitaluhren und Smartphones folgt dann tatsächlich nach "23:59:59 Uhr" die Anzeige "23:59:60" und dann erst "00:00:00 Uhr". Grund dafür ist die Differenz von Atom- und Sonnenzeit. Bei der Atomzeit ist die Länge einer Sekunde seit 1967 fest definiert, nämlich über exakt 9.192.631.770 Schwingungen eines Mikrowellensignals, das Cäsiumatome in einer Atomuhr anregt. Somit ist jede definierte Sekunde exakt gleich lang, dementsprechend hat jeder Tag, da alle Sekunden regelmäßig verstreichen, offiziell die gleiche Dauer. Die Erde allerdings rotiert leicht unregelmäßig und wird dabei über die Jahrzehnte und Jahrhundert aus mehreren Gründen – von der Reibung der Gezeiten über Erdbeben und Gletscherabschmelzung bis hin zur sich verändernden Lage der Rotationsachse im Erdkörper – immer langsamer. Dadurch entsteht über die Jahre hinweg eine gewisse Differenz zwischen der Atomzeit und der Sonnenzeit.
Um dies auszugleichen, gibt es nicht nur die mit dem Julianischen Kalender 45 v. Chr. eingeführten Schaltjahre, sondern auch deren durch den Gregorianischen Kalender von 1582 bestimmten Ausnahmen: In runden Jahren, die nicht durch 400 teilbar sind (also 1900, 2100, 2200 usw.), fällt das Schaltjahr aus. Und es gibt die Schaltsekunde als kleinste Anpassung. Sie wurde 1972 eingeführt, sie findet aber nur in unregelmäßigen Abständen statt. Wann das der Fall ist, bestimmt der International Earth Rotation and Reference Systems Service, abgekürzt IERS. An seiner Festlegung orientiert sich auch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig (PTB), die die offizielle Zeit für Deutschland festlegt. (Unsere Bilder zeigen zwei der insgesamt vier primären Atomuhren der PTB, die zur exakten Bestimmung der Uhrzeit genutzt werden.) Zu Silvester 2024 gibt es allerdings keine Schaltsekunde, das hat die IERS bereits am 4. Juli 2024 mitgeteilt. Die letzte Schaltsekunde gab es am 31. Dezember 2016, die vorletzte am 30. Juni 2015. Die Abbremsung der Erdgeschwindigkeit scheint also in den letzten Jahren schwächer geworden zu sein.