Ein Knopf, auf den man drückt, und eine Scheibe, die gewechselt wird: Die Opus 14 von Harry Winston spielt mit dem Thema Jukebox und lässt die goldenen Fifties der westlichen USA wiederaufleben.
Wie kann man gutbetuchte Kunden heute reizen, einen sechsstelligen Betrag für eine Uhr auszugeben? Reiner Technikzauber, so möchte man meinen, reicht nicht mehr für jeden aus. Dafür hat man schon zu viel gesehen. Wenn die Technik aber nicht nur kompliziert, sondern auch überraschend ist und den Betrachter staunend zurücklässt, dann wird es richtig interessant. Erst recht, wenn es die Uhr schafft, spannende Assoziationen hervorzurufen – vielleicht sogar mit einem Augenzwinkern.
Wie funktioniert die neue Opus 14?
Die neue Opus 14 von Harry Winston evoziert solche spannenden Bilder im Kopf. Wer diese Uhr sieht, fühlt sich unwillkürlich ins Amerika der goldenen Fifties zurückversetzt. Der denkt an berühmte Straßen wie die Route 66, deren Logo leicht verfremdet, aber gut erkennbar auf dem Zifferblatt der Uhr prangt, und an Typen wie James Dean und Dean Martin, die cool-lässig ein Lokal betreten und als erstes die Jukebox anschmeißen. Und die Jukebox – das ist auch das Thema der Uhr. Denn auch hier geht es um Scheiben, die sich drehen und die gewechselt werden können. Angewählt per Knopfdruck.
Den Blickfang der Uhr bildet das exzentrisch bei 9 Uhr platzierte Hauptzifferblatt. Es zeigt die Uhrzeit, die der Besitzer für seinen Heimatort eingestellt hat. Während diese oberste Scheibe niemals ihre Position verändert, liegen unter ihr verborgen zwei weitere Scheiben, eine für die Darstellung des Datums, die andere für eine zweite Zeitzone. Die Minuten werden nebenan auf einer roten Skala dargestellt: retrograd, das heißt, der dazugehörige Zeiger springt nach Erreichen der 60 immer wieder zurück auf die Null und läuft weiter. Das eigentliche optische Gegengewicht zur Heimatzeit bildet aber der „Plattenteller“ mit dem fünfzackigen Harry-Winston-Stern.
Will man nun etwa eine zweite Zeitzone angezeigt bekommen, wählt man am linken Gehäuserand mit einem Schieber die Position „GMT“. Betätigt man anschließend den Drücker bei 4 Uhr, kommt ein Greifarm hervor. Er lässt, wie bei einer Jukebox, die Scheibe mit dem Harry-Winston-Stern im Container verschwinden und holt von dort die Datumsscheibe, um sie rechts oben anstelle des Sterns zu platzieren. Durch zwei Positionierungsstifte befindet sich die Scheibe dann gleich im Eingriff mit dem Räderwerk und dreht sich mit der geforderten Geschwindigkeit mit dem gesamten Uhrwerk mit. Für die Datumsscheibe gilt das Gleiche.
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Ersonnen haben das Ganze die Uhrenkonstrukteure Johnny Girardin und Franck Orny. Sie sind keine Unbekannten, haben sie doch schon vor Jahren für Montblanc die spektakuläre Metamorphosis gebaut – eine Uhr, die das Hauptzifferblatt wie einen Theatervorhang beiseite zaubert, um darunter ein neues Zifferblatt mit anderen Funktionen sehen zu lassen. Auch damals ging es um das Thema Scheibe. Von der zum Plattenteller war es für die beiden nur ein kurzer gedanklicher Sprung. Die Technik dazu zu realisieren, dauerte länger. Girardin und Orny gingen auf die Swatch Group zu, wohl wissend, dass deren geballte Fachkompetenz mit 18 Uhrenmarken und über 50 Zulieferfirmen am besten in Frage kommen würde, so ein anspruchsvolles Projekt auf die Beine zu stellen. Dreieinhalb Jahre hat es gedauert, bis die Opus 14 fertig war.
Als Basis für das Kaliber HW4601 dient das Blancpain-Kaliber 1330. Das HW4601 besteht aus insgesamt 1066 Einzelteilen, darunter zwei Federhäuser: eines für das Funktionieren der Uhr, das andere für das Wechseln der Scheiben, das bis zu fünfmal möglich ist, bevor das dazu gehörige Federhaus wieder aufgezogen werden muss. Die 68 Stunden Gangautonomie der Uhr liest man von der Gehäuserückseite ab; die Anzeige für die fünf "Credits" fürs Scheibenwechseln findet sich auf dem Zifferblatt ganz unten.
Schon auf der Weltpremiere am 28. Oktober in Baden-Baden berichteten Nayla Hayek, die Verwaltungsratspräsidentin der Swatch Group und ihr Sohn Marc Hayek, beide verantwortlich für die Marke Harry Winston, dass die erste der insgesamt 50 Uhren im Weißgoldgehäuse an einen Kunden ausgeliefert wurde. In Deutschland beträgt der Preis 410.300 Euro. Doch interessant ist die Opus 14 nicht nur für die Happy Few, die sie sich leisten können. Die Opus 14 steht für einen unkonventionell-lockeren Umgang mit dem Thema "Hohe Uhrmacherkunst", das die gesamte Szene belebt. Sie ist nicht die erste Uhr, die diesen Weg geht. Aber sie geht ihn ein Stückchen weiter. buc
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