Hat ein Mensch sein Berufsleben mit Uhren verbracht, sollte er eine klare Lieblingsuhr haben – möchte man meinen. "Oh, da muss ich mir erstmal eine überlegen", sagt Christian Pfeiffer-Belli. Denn er hat viel gesehen, Neuheiten auf den alljährlichen Messen und Historisches. Seine Artikel über Uhren kann man kaum noch zählen, die Bücher, die er geschrieben und an denen er als Redakteur mitgearbeitet hat, füllen ein stattliches Regal.
Im Moment hat Pfeiffer-Belli sich Taschenuhren vorgenommen, mit Anzeige für die Zeit des Sonnenauf- und-untergangs. "Meistens schreibe ich selbst über ein Thema, wenn es zu speziell ist, um einen Autor zu finden", sagt er schlicht. Als erstes großes Uhrenbuch ist unter seiner Mitarbeit das Handbuch "Alte Uhren" entstanden. Mit sichtlichem Vergnügen erzählt er heute die Fortsetzung der Geschichte: "Als wir es auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt haben, lungerte immer Klaus Erbrich vor unserem Stand herum." Schließlich habe Erbrich Pfeiffer-Belli und dessen damaligen Arbeitgeber, den Callwey-Verlag, von einem weiteren Uhren-Projekt überzeugen können: sein Buch über die Präzisionspendeluhren, bis heute das einzige überhaupt. Da es nicht mehr gedruckt wird, kann man es nur noch antiquarisch erstehen – zu Preisen ab 300 Euro.
Die Patentante weckte einst das Interesse an Taschenuhren
Den Grundstein für all dies legt übrigens einst die Patentante von Christian Pfeiffer-Belli. "Ihr Mann war Juwelenhändler", erzählt er, "und nahm auch Taschenuhren in Zahlung. Als ich zehn oder elf Jahre alt war, habe ich von ihm die erste geschenkt bekommen." Vermutlich hat das seine Vorliebe für Uhren geprägt, die bereits einiges erlebt haben: Nach etwas Überlegung nennt Pfeiffer-Belli den Omega-Chronometer mit Kleiner Sekunde, Kaliber 30T2RG, als seine Lieblingsuhr. "Die habe ich für 800 Euro vom Kollegen Gisbert Brunner gekauft." Und was ist das Besondere daran? "Die Qualität und das in meinen Augen kaum besser zu machende Design." Das Handaufzugswerk bringe es bis heute auf eine Gangabweichung von höchstens fünf Sekunden pro Woche, dabei biete es einen klassischen Aufbau und eine eigene Feinregulierung. "Da ist nichts übertrieben Verspieltes daran." Davon sollten sich moderne Uhren eine Scheibe abschneiden, findet er: "Man muss mehr Qualität zu einem verträglichen Preis bieten. Aber ich glaube, dass der Weg auch wieder dahin führt."Über Uhren schreiben, solange es Spaß macht
Seiner Lebenserfahrung und der unveränderten Faszination am Thema Uhren mag man gerne glauben. Denn obwohl Pfeiffer-Belli das Rentenalter bereits erreicht hat, fährt er Tag für Tag ins Büro. "Wenn ich abends manchmal so müde bin, frage ich mich schon, warum ich das überhaupt noch mache", sagt er. "Aber am nächsten Morgen bin ich immer wieder fit und munter und freue mich auf den neuen Arbeitstag." Deshalb will er noch eine Weile im Berufsleben bleiben. "Und meine Frau sagt auch, solange es mir noch Spaß macht und die Gesundheit es zulässt, soll ich nicht aufhören – sie ist es ja gar nicht gewohnt, mich den ganzen Tag zu Hause zu haben."Protokoll: Gwendolyn Benda
Die "Lieblingsuhr" ist eine Artikelserie des UHREN-MAGAZINS über Persönlichkeiten mit besonderem Bezug zur mechanischen Uhr. Worin liegt die Faszination der Mechanik? Wie kommt man überhaupt dazu, sich mit mechanischen Uhren auseinanderzusetzen? Welche ist die Lieblingsuhr dieser Person? Um diese – und manchmal auch völlig andere – Themen drehen sich die Gespräche.