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Hautlence: Der erste Chronograph

Hautlence: Invictus Morphos Limited Edition
© PR
Am 2. September schloss ich mich am Centre Dürrenmatt de Neuchâtel Journalistenkollegen aus der ganzen Welt an, um die aktuellsten Neuigkeiten über Hautlence zu erfahren, die Avantgarde-Uhrenmarke aus dem Schweizer Kanton Neuchâtel. Interessanterweise ist der Kanton der Ursprung des Markennamens, das Wort "Hautlence" bildet ein Anagramm von "Neuchâtel", dem Namen des berühmten Zentrums der Uhrmacherkunst. Dieses Jahr feiert Hautlence sein zehnjähriges Bestehen. Das Unternehmen geht offen damit um, dass es im Laufe seiner Geschichte verschiedene finanzielle Schwierigkeiten und Hindernisse bewältigen musste. Doch die Marke konnte sich trotz allem behaupten und verfügt nun dank der Muttergesellschaft MELB Holding (Inhaber von H. Moser & Cie und der Precision Engineering AG) über eine solide finanzielle Basis.

Guillaume Tetu, der Kunsthandwerker von Hautlence

Das uhrmacherische Können, über das das Unternehmen Hautlence verfügt, ist unglaublich. So hat mich Guillaume Tetu, Mitbegründer und Geschäftsführer, mit seinen Kreationen schon immer in Erstaunen versetzt. Seine Fantasie scheint grenzenlos zu sein und ich habe Ehrfurcht vor seinem gewaltigen Talent. Doch trotz seiner beeindruckenden Begabung ist er ein durch und durch bescheidener und sympathischer Gentleman geblieben. Auch außerhalb seines eigenen Unternehmens wird Tetu in der Uhrenbranche als liebenswürdiger Mensch sehr geschätzt. Die Sympathie für den Repräsentanten eines Unternehmens ist sicher keine Voraussetzung dafür, seine Uhren zu kaufen, aber schaden tut sie nicht.
Guillaume Tetu, Mitbegründer und Geschäftsführer von Hautlence © Take@Shot
Wie viele Kunsthandwerker ist sich Guillaume Tetu durchaus der Tatsache bewusst, dass er nicht immer der vollendete Geschäftsmann oder Marketingexperte war. Mit der Unterstützung von MELB Holding konnte das Unternehmen jedoch sein Produktportfolio erweitern, neue Märkte erschließen und einige niedrigpreisigere Optionen herausbringen, um einen neuen, aufstrebenden Kundenkreis zu gewinnen.

Hautlence bietet nun auch erschwinglichere Uhren

In diesem Jahr brachte Hautlence zunächst seine Kollektion Destination heraus, die mit dem Soprod 9351/A10-2 ausgestattet ist. Das war eine Umstellung für die Marke, die bisher keine Uhrwerke von anderen Herstellern verwendete, sondern nur hauseigene Kaliber in ihren Atelier-Modellen verbaute.
Hautlence: Destination 02 © PR
Der große Vorteil der Kollektion Destination ist, dass sie im unteren Preissegment angesiedelt und damit für mehr Bewunderer der Hautlence-Produkte erschwinglich ist. Unter den potenziellen Käufern legen einige mehr Wert auf die Gestaltung einer Uhr, als auf die zahlreichen Stunden, die für die Herstellung eines hauseigenen Uhrwerks aufgebracht werden müssen. Die Destination 02 erscheint mit einem fein gebürsteten Titangehäuse und einem Wabenzifferblatt – Ausstattungsmerkmale, die auch bei den höherpreisigen Modellen von Hautlence zu finden sind. Der Preis für die Automatikuhr mit großer Datums- und dualer Zeitanzeige liegt bei 18.500 Euro. Ich gebe zu, dass es immer noch eine teure Uhr ist, doch mit ihren Spezifikationen, ihrer Exklusivität und guten Verarbeitung bietet sie meiner Ansicht nach auch einen sehr guten Wert. In Anbetracht der Preislage dieses Modells würde ich davon ausgehen, dass einige Kunden, die bereits eine Hautlence mit Manufakturwerk besitzen, auch eine Destination für den Alltagsgebrauch kaufen und ihre teureren Stücke für besondere Anlässe aufheben.

Der erste Chronograph von Hautlence, eine Kooperation mit Eric Cantona

Für die Gestaltung der Invictus Morphos Limited Edition hat Hautlence auf das künstlerische Talent von Eric Cantona zurückgegriffen. Die Uhr ist der erste Chronograph von Hautlence und setzt mit dem geplanten Einführungspreis von 20.800 Euro die Strategie fort, Modelle mit erschwinglicheren Preisen herzustellen.
Die Invictus zeigt das avantgardistische Gehäusedesign der Marke, neben ihrer Krone befinden sich jedoch auch zwei Drücker. Ihr Name stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „ungeschlagen und unschlagbar“, was zweifellos Anklang bei Gestalter Cantona findet. Das Zifferblatt hat eine Tricompax-Anordnung mit einem durchbrochenen Bereich bei der Drei, der den Blick auf eine darunterliegende Datumsanzeige freigibt. Bekanntes Manko von modularen Chronographen ist ja, dass das Datum tief sitzt und dadurch schlecht ablesbar ist. Bei Hautlence hat man dieses Problem jedoch clever gelöst, indem man die eingelassene Datumsscheibe zu einem Designelement gemacht hat und durch das Öffnen des umliegenden Zifferblatts eine ungehinderte, ansprechende Sicht auf das Datum gewährt. Mehr über den ersten Chronographen von Hautlence lesen Sie hier. Als er über das Design der Invictus Morphus Limited Edition nachdachte, fühlte sich Eric Cantona von der tiefgründigen Schönheit eines blauen Schmetterlings angezogen und beschloss, seine grazilen und farbenfrohen Flügel auf dem Zifferblatt der Uhr abzubilden. In der Natur hat der Schmetterling nur eine kurze Lebensdauer und seine Schönheit verblasst schnell zu einer Erinnerung – die farbenfrohe Darstellung auf dem Zifferblatt der Invictus ist zum Glück langlebiger. In den Gehäuseboden sind das Wort „Invictus“ sowie Eric Cantonas Unterschrift und sein Fingerabdruck eingraviert.
Eric Cantona gestaltete den ersten Chronograph von Hautlence mit © PR
Für das Basiskaliber Soprod A10 hat Dubois Dépraz das Chronographenmodul 293 entwickelt und damit die Konstruktionsweise aufgenommen, die bereits bei der Kollektion Destination zum Einsatz kam. Mit diesem Ansatz hat Hautlence eine beeindruckende Uhr zu einem attraktiven Preis geschaffen. Obwohl die Invictus technisch weniger aufwändig ist, als einige andere Atelier-Modelle von Hautlence, ermöglicht der neue Chronograph der Marke die Erschließung eines breiteren Kundenkreises. Um Missverständnissen vorzubeugen muss allerdings gesagt werden, dass die Auflage des Modells auf 250 Stück limitiert ist – somit wird es wohl ein seltener Anblick bleiben wird, in dessen Genuss nur wenige kommen.

Eric Cantona – eine neue Kunstrichtung

Obwohl ich nicht behaupten kann, mich für Fußball zu interessieren, ist mir der Name Eric Cantona doch bekannt. Der französische Fußballspieler war viele Jahre bei Manchester United, einem der größten Fußballteams weltweit. Sein Talent auf dem Platz brachte ihm die Bewunderung vieler Fans ein, aber auch die Verachtung von Anhängern gegnerischer Teams. Seine Fähigkeit, den Ball an gegnerischen Verteidigern vorbei zu schmuggeln war legendär und so wird es auch nach seinem Ausstieg aus der Mannschaft nicht ruhig um ihn. Der Spitzname „King Eric“ wird in Manchester zweifellos auch noch in künftigen Jahrzehnten bekannt sein. Vor meinem Treffen mit Eric sah ich mir den Film „Looking for Eric“ an. Er wurde von einem meiner Helden, dem Regisseur Ken Loach, gedreht. Ein Satz daraus hat sich mir besonders eingeprägt: „Ich bin kein Mensch, ich bin Cantona." Mit seinem rätselhaften Lächeln bleibt der Fußballer, Schauspieler und Künstler Eric Cantona eine faszinierende Persönlichkeit.
So sieht der seltene Schmetterling in der Hand aus: Hautlence Invictus Morphos © PR
Hautlence wird Cantonas Dienste noch für andere Projekte in Anspruch nehmen. Und da Eric sich offensichtlich sehr gut mit Guillaume Tetu und anderen Mitgliedern der MELB Holding versteht, gehe ich davon aus, dass diese Beziehung noch einige Zeit bestehen wird. Nach dem Besuch der Pressekonferenz von Hautlence ist es für mich keine Frage mehr, weshalb sich die Marke ausgerechnet Cantona als Partner ausgesucht hat. Er hat immer die Grenzen ausgetestet, sowohl auf dem Platz, als auch außerhalb. In einigen Fällen hat er sie sogar sogar überschritten. Bill Muirhead von MELB Holding hat diesen Charakterzug klar erkannt und mit der Wahl von Cantona eine gute Entscheidung getroffen, um das ausgefallene Image der Marke zu vermitteln. Der neue Werbeslogan der Marke lautet nun „Cross the Line“ (Überschreite die Grenze), und der Hautlence Owners Club wurde passenderweise „Gentlemen Rebels Club“ genannt. Einige von Ihnen halten Marketing möglicherweise für die Begleiterscheinung eines Produkts und unterschätzen seine Bedeutung. Doch Marken mit einem klar definierten Charakter sind für die Öffentlichkeit leichter zu verstehen. Eine Marke, zu der ein potenzieller Käufer eine Verbindung aufbauen kann, erzielt mit höherer Wahrscheinlichkeit Vertriebserfolge. Wenn eine Marke floriert und die Angebote gelenkt werden, bleiben auch die restlichen Werte stark – und das Unternehmen hat eine größere Chance auf langfristigen Erfolg. Da ich früher professionell im Marketing tätig war, haben Sie diese Ansicht vielleicht von mir erwartet, aber sie trifft nichtsdestotrotz zu. Angesichts der jüngsten Aktivitäten von Hautlence vermute ich, dass die Marke weiter wachsen und die Grenzen auch in den nächsten Jahrzehnten mit atemberaubenden Uhren überschreiten wird. Escapement.uk.com ist eine frei zugängliche Website, die 2011 von Angus Davies gegründet wurde. Das Ziel von Chefredakteur Angus Davies ist, dem Leser die Feinheiten der Haute Horlogerie verständlich zu vermitteln. Auf Watchtime.net stellen wir Ihnen einzelne Artikel der Website auf Deutsch zur Verfügung: www.escapement.uk.com Text: Angus Davies

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