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Es gibt Sammlerraritäten, die in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt sind. Sie fallen im Alltag nicht auf, weil sie sich äußerlich oft nur minimal von anderen, gebräuchlichen Modellen unterscheiden. Die aktuelle Ausführung des Tutima Bundeswehr-Fliegerchronographen in Titan ist eine solche Uhr. Äußerlich unscheinbar ist sie doch eine der seltensten Militäruhren überhaupt.

Rarität: Tutima Military Titanchronograph

Tutima hat die Produktion der Edelstahlversion (Referenz 798) seines Military Fliegerchronos für die Bundeswehr im Jahr 2005 eingestellt. Danach wurden – wie für den Zivilmarkt – nur noch Titanuhren der Referenz 760 ausgeliefert. Solche Bundeswehr-Titanchronographen mit Versorgungsnummer wurden bis dato nur äußerst selten auf Auktionen zum Kauf angeboten. Und das hat seinen Grund: Da in der Vergangenheit viele Tutima-Dienstuhren auf Umwegen in die falschen Hände gelangt sind, werden die Titanuhren beim Bund besonders gut bewacht. Über die ausgelieferte Stückzahl ist nichts Genaues bekannt. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um nur wenige Exemplare. Laut Tutima wird diese Uhr zwar noch produziert, aber nicht für den zivilen Markt. Das völlig neu gestaltete zivile Nachfolgemodell M 2 hat ein hauseigenes Kaliber und wird bisher nicht in der Bundeswehr eingesetzt.

Unterschiede zur Stahlversion

Die Tutima Military Titan ist deutlich leichter als die seit 1983 produzierte Edelstahlvariante. Sie wiegt mit Eulit-Fliegerarmband 95 Gramm im Gegensatz zur 120 Gramm schweren Stahlversion. Auf dem Gehäuse findet sich kein Hinweis auf den Werkstoff Titan. Die einzigen, äußerlich erkennbaren Unterschiede sind die „T“-signierte Krone, der etwas mattere Teint des Gehäuses und die unterschiedlichen Versionen des Zifferblatts mit verschiedenartigen Herstellerlogos. Die Titanuhr verwendet ein Logo mit mittigem „T“ über dem Tutima-Schriftzug. Die militärische Versorgungsnummer 6645-12-194-8642 ist bei Stahl- und Titanuhr identisch.

Problemfeld Stahlboden

Im Gegensatz zum Zivilmodell hat die Bundeswehr-Titanausführung einen Stahlboden. Dies hängt mit der "Bund"-Prägung zusammen, welche in der standardisierten Form nicht ohne weiteres auf Titan aufgebracht werden kann. Offenbar wurden dabei auch eingelagerte Stahlböden verwendet, die sogar teilweise die Prägung "Tutima W-Germany" haben, also noch aus der Zeit vor der Wiedervereinigung stammen.
Der aktuellere Stahldeckel ist nur mit „Tutima Germany“ beschriftet. Die meisten Uhren haben zur Identifikation eine mit der Neun beginnende sechsstellige Seriennummer. Der Stahlboden ist zugleich Ursache für zahlreiche Probleme mit dem Titanchronographen. Die beiden Metalle reagieren bei thermischen Veränderungen unterschiedlich in ihrer Ausdehnung. Dies kann zu Verspannungen im Gehäuse und zu mechanischen Blockaden im Bereich der integrierten Drücker und der Aufzugwelle führen. Deswegen wurden bei einigen Uhren im Nachhinein technische Veränderungen durchgeführt. So wurden die Aufzugwellen und die Kronen des Öfteren ausgewechselt. Aus diesem Grund verfügen nicht alle Tutima-Titanuhren über eine signierte Krone als Erkennungsmerkmal, wie es eigentlich sein sollte.

Abweichung vom Lastenheft

Eine andere Besonderheit ist im Bereich des Lünetteninlays anzumerken. Das militärische Lastenheft als Standardvorgabe sah ursprünglich eine 12-Stundenaufteilung des Lünetteninlays vor. Dies ist bindende Vorschrift. Bei den Titanuhren für die Bundeswehr finden sich immer wieder Uhren mit Tachymeterskala auf der Lünette, wie es auch beim Zivilmodell der Fall ist. Das macht eigentlich keinen Sinn, da eine Tachymeterskala fliegerisch nicht benötigt wird. Der genaue Hintergrund dieser Abweichung vom Lastenheft ist nicht bekannt. Wahrscheinlich wurden beim Hersteller noch vorhandene Ziviluhren ohne Rücksicht auf die Vorschriften für den militärischen Einsatz verwendet.

Vorserie des Titanchronographen beim Bund

Es gab schon einmal eine Vorserie der Titanmodelle bei der Bundeswehr. Das zeigt das zu Tutima gehörige Lastenheft, datiert auf den 1. März 1983. In einer späteren Ergänzung wurde das bezeichnete Modell genauer beschrieben. Die Gewichtsangabe 85 Gramm bezieht sich dabei eindeutig auf die Titanausführung ohne Band. Offenbar hat die Bundeswehr diese Ausführung damals getestet und als Beschaffungsplanung avisiert. Einige Belegstücke der Titanuhr wurden mit zivilen Bodendeckeln zu Testzwecken geliefert und zusätzlich mit einer Versorgungsnummer geprägt. Da die Uhren der Vorserie über einen Titanboden verfügten, waren sie etwas leichter als die späteren Uhren der Regelversorgung. Der genaue Zeitpunkt dieser Beschaffungsmaßnahme ist nicht bekannt. Wahrscheinlich passierte dies Ende der 90er-Jahre.
Die Uhren hatten weiße Chronographenzeiger und waren gemäß dem damaligen Titanmodell nur bis 100 Meter wasserdicht. Die Unterschiede zur heutigen, aktuellen Version werden durch die Bilder aufgezeigt. So hat das damalige Modell auch einen anderen Firmenschriftzug, die Krone ist unsigniert und das Gehäuse etwas bauchiger. Auch die Versorgungsnummer war abweichend vom späteren Standardmodell geprägt. Die Prägung war nicht so tief und wurde in die Serienbeschriftung des Deckels eingebracht. Im unteren Teil wurde eine zusätzliche interne Herstellerkennzeichnung („DK-Nummer“) angebracht. Diese Nummer hatte nichts mit der Bundeswehr zu tun und wurde beim Hersteller geprägt. Offenbar handelte es sich wie bei den Einsatzuhren für die Zollspezialeinheit ZUZ um eine interne Nummer für Sonderserien. Zusammen mit den Zolluhren ergeben die Nummern eine zusammenhängende Serie von etwa 30 bis 40 Uhren. Die meisten waren für den Zoll reserviert. Demzufolge waren die Bundeswehr Titanvorserienuhren sehr selten und noch seltener als ihre späteren Nachfolger. Die frühen Titan-Tutimas sind im Umfeld der Flugbereitschaft der Luftwaffe in Köln-Wahn aufgetaucht. Möglicherweise sollten sie dort getestet werden. Genaueres ist aber nicht bekannt.

Das Ende der mechanischen Fliegerchronographen in der Bundeswehr

Die wenigen Titan-Fliegerchronographen der Bundeswehr werden oftmals nicht erkannt. inmitten der Vielzahl von Tutima-Dienstuhren aus drei Jahrzehnten. Nicht nur ihre geringe Stückzahl macht die Uhr zu einer Sammlerikone. Sie wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch der letzte in Serie produzierte mechanische Fliegerchronograph in der Geschichte deutscher Streitkräfte sein. Doch die Fangemeinde wird sich in Geduld üben müssen. Bis die Uhren offiziell ausgemustert werden und über die Verwertungsstelle des Bundes in Zivilistenhände gelangen, werden noch einige Jahre vergehen. Denn auch das war schon immer ein Merkmal dieser außergewöhnlichen Uhren: Sie gelten als extrem robust. Walter Castillo ist begeisterter Sammler von historischen Flieger- und Militäruhren. Er ist Betreiber des Internetforums Vintage-Time.de, das sich seit 2007 dem Thema klassische Uhren mit Schwerpunkt Flieger- und Militäruhren widmet: www.vintage-time.de Fortlaufend aktualisierter Artikel, ursprünglich online gestellt im April 2015

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