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Uhrenland Japan

Seit 1924 auf Zifferblättern: Seiko, das japanische Wort für Präzision
© PR
Als Uhrenland ist Japan mit der Quarzrevolution zu einem Giganten geworden. Inzwischen ist neben den massenproduzierten günstigen Uhren eine eigene Klasse hochwertiger japanischer Zeitmesser entstanden. Eine für jeden
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Shinpei Goto, von 1920 bis 1923 Bürgermeister von Tokio © PR
Shinpei Goto (1857–1929) war in den 1920er Jahren Bürgermeister von Tokio, als sein Freund Kamekichi Yamazaki nach einem Namen für seine neu gegründete Firma für erschwingliche Uhren suchte. Goto, der neben seinem Bürgermeisteramt verschiedene Regierungsposten bekleidete und sowohl Außen- als auch Innenminister war, hatte die zündende Idee. Er schlug vor, die Marke mit dem englischen Wort für „Bürger“ zu benennen: Citizen. Der Name wollte verdeutlichen, dass jeder japanische Bürger die Möglichkeit haben sollte, sich eine dieser Uhren zu leisten. Alte Zeiten, neue Zeiten Die Meiji-Ära war eine fortschrittsgewandte Epoche in der japanischen Geschichte. 1872, als die Meiji-Ära vier Jahre alt war, beschloss Japans neues Parlament, die alte japanische Zeitmessung abzuschaffen und die Zeitmessung der westlichen Länder einzuführen. Das alte System teilte die Helligkeits- und die Dunkelheitsphasen in je sechs gleich lange Segmente auf. Gemäß dem Wechsel der Jahreszeiten veränderte sich auch die Länge der taghellen und der nachtdunklen Phasen – und mit ihnen die Länge der zwölf „Stunden“ des Tages. Uhren aus der Zeit vor der Meiji-Ära wurden diesem Wechsel jeden Monat neu angepasst. Dabei ersetzte jeweils eine neue Skala auf dem Zifferblatt die Skala des vorherigen Monats. Die Skalen unterschieden sich in der Länge ihrer „Stunden“. Die politischen Führer der Meiji-Ära verabschiedeten sich von diesem System im Zuge ihrer Bestrebungen, sich dem Westen in wissenschaftlicher und technologischer Hinsicht anzunähern. Auf diese Weise ebneten sie der japanischen Uhrenindustrie den Weg zum Wachstum.
 
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Citizen Campanola Minutenrepetition © PR
Harscher Abschied Ein Rausschmiss von ungewöhnlicher Deutlichkeit erfolgte im April 2010 bei Seiko. Der Präsident der Seiko Holdings Corp., Koichi Murano, wurde vom Board of Directors mit der Begründung verabschiedet, er habe eine instabile Unternehmensführung gepflegt; verursacht durch tendenziösen Management-Stil, der nur die Ansichten einiger Hauptaktionäre und Direktoren wiedergegeben habe, wobei er seine eigenen Leitungsbefugnisse nicht in vernünftiger Weise ausgeübt habe. Als Folge sei bei Geschäftspartnern und Angestellten Misstrauen gegenüber der Unternehmensführung entstanden. Interne Quellen besagen, dass der Board of Directors viele Entscheidungen Muranos für unglücklich hielt, insbesondere in Personalangelegenheiten. Murano sei hierbei vom Ehrenvorsitzenden der Firma, Rejiro Hattori, beeinflusst gewesen. Hattori, ein Enkelsohn des Seiko-Gründers Kintaro Hattori, stand seinerseits unter dem Einfluss eines Direktors namens Noriko Unoura, wie ein von Seiko in Auftrag gegebener, im Wall Street Journal besprochener Bericht ergab. Unoura hatte eine Führungsposition bei Wako inne, dem Kaufhausvertrieb von Seiko, aus der er mittlerweile entlassen wurde. Nachfolger von Murano ist Shinji Hattori, der Neffe von Rejiro Hattori. Werke aus den japanischen Alpen Höhenluft lässt Uhrwerke gut gedeihen – in Japan ebenso wie in der Schweiz. Miyota, die Abteilung bei Citizen, die für die Herstellung von Uhrwerken zuständig ist, liegt in den so genannten japanischen Alpen in der Stadt Miyota in der Präfektur Nagano. 1959 gegründet, ist die Miyota Co. Ltd. einer der größten Uhrwerkproduzenten der Welt, sowohl für Quarzwerke – das erste Quarzwerk fertigte Miyota im Jahr 1974 – als auch für Mechanikkaliber. Zu den letzteren gehört das bekannte Automatikkaliber 8215, das in vielen erschwinglichen Mechanikuhren verwendet wird.
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© PR
Überflügelt 1981 war das Jahr, in dem Japan erstmals mehr Uhren produzierte als die Schweiz. 107,75 Millionen japanischen Uhren standen 76,4 in der Schweiz gefertigte Uhren und Werke gegenüber. Nur fünf Jahre zuvor hatte Japan 34 Millionen Uhren hergestellt: ein Beweis für den rasanten Aufstieg der japanischen Uhrenindustrie während der Quarzrevolution. Die Zahl der Schweizer Uhren lag zu dem Zeitpunkt bei 73,7 Millionen. Luxuriöse Quarzuhr Die Uhren der Kollektion Campanola von Citizen sind Luxus-Quarzuhren, die von Hand in der firmeneigenen Heiwa-Fabrik in den japanischen Alpen montiert werden. Sie sind entweder tonneauförmig oder rund. Ihr Preis beginnt bei umgerechnet knapp 2.000 Euro. Zuverlässiger Name Als Kintaro Hattori, der Gründer von Seiko, seine Uhrenfirma im Jahr 1892 eröffnete, nannte er das Unternehmen „Seikosha“. „Seiko“ ist das japanische Wort für „Präzision“; „sha“ bedeutet „Gebäude“ oder „Fabrik“. Später wurde der Name in „Seiko“ abgekürzt. Auf einer Uhr war er erstmals im Jahr 1924 zu lesen.
Musikliebhaber Ihre Firmen sind Konkurrenten, ihre Hobbys ähneln sich: Sowohl Seiko-Chef Shinji Hattori als auch Michio Nakajima, der frühere Präsident von Citizen, haben Musik-CDs eingespielt. Elvis-Fan Hattori sang auf einer CD namens „Vier Jahreszeiten“ acht Lieder, die er selbst geschrieben hatte. Die CD wurde privat herausgebracht. Klassik-Freak Nakajima hat das New Tokyo Chamber Orchestra und das Kammerorchester von Žilina in der Slowakei bei drei auf CD aufgenommenen Konzerten dirigiert. Bei einem davon ist Haydns Symphonie „Die Uhr“ (Nr. 101) zu hören. Auf dem Cover ist ein Foto von Nakajima mit dem Dirigentenstab vor einer Uhr zu sehen – offenbar allerdings keiner Citizen.
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Shinji Hattori © PR
 
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Michio Nakajima © PR
 
 
 
Japaner in Basel
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Seit 1986 Aussteller in Basel: Messestand von Citizen © PR
1986 stellten die japanischen Uhrenfirmen erstmals auf der Basler Messe aus. Zuvor waren nur europäische Firmen zu der damaligen Europäischen Uhren- und Schmuckmesse zugelassen, aus der heute die Baselworld geworden ist. Mittlerweile haben sowohl Seiko als auch Citizen riesige Stände in der größten Halle der Uhrenmesse.
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Seit 1986 Aussteller in Basel: Messestände von Seiko und Citizen © PR
Vom Zigarettenhalter zur Uhr Eines der ersten Produkte, mit denen Casio bekannt wurde, war ein Zigarettenhalter. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Zigarettenspitze „yubiwa“ auf den Markt, benannt nach dem japanischen Wort für den Fingerring, an dem sie befestigt war. Mit ihr hatte man beim Rauchen freie Hände. Erfinder des erfolgreichen Produkts war Toshio Kashio, dessen Bruder Tadao und Vater Shigeru im Jahr 1946 die Firma Kashio Seisakujo gegründet hatten, aus der später Casio wurde. Die Verkaufserlöse des Zigarettenhalters bildeten eine Basis, auf der die beiden Firmengründer zusammen mit Tadao und zwei weiteren Brüdern in das Geschäft mit Rechenmaschinen einsteigen konnten. 1974 lancierte Casio seine erste Uhr, die Casiotron; laut Casio „die erste LCD-Uhr mit vollautomatischem ewigem Kalender. Sie war die erste in einer Reihe von multifunktionalen Hightech-Uhren aus dem Hause Casio, die bis heute fortgeführt wird. Sechs Jahre nach der Casiotron kombinierte Casio die Uhr mit dem Rechner, der das Kerngeschäft des Hauses darstellte. So entstand die C-80, eine Uhr mit eingebauter Rechenmaschine.
Text: Norma Buchanan
Seiko Archiv

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