Der Einsatz außergewöhnlicher Gehäusematerialien und Technologien ist eine Kernkompetenz des Frankfurter Uhrenbauers Spezialuhren Sinn und hat bereits zahlreiche Kreationen hervorgebracht. Einige finden sich in der T50 Goldbronze wieder, bei der Sinn Spezialuhren erstmals auch eine selbst entwickelte und zum Patent angemeldete Bronzelegierung zum Einsatz bringt.
Ihr Auftritt kommt uns von verschieden Taucheruhrmodellen aus dem Hause Sinn Spezialuhren bekannt vor: Die akribische Graduierung der Lünette von der U1 bis zu U50, deren lang gestreckte Kerben dagegen von der T1. Das scheinbar zerkratzte Zifferblatt tauchte schon mal bei der ebenfalls limitierten U1DS auf, wobei »DS« für einen manuell aufgebrachten Dekorschliff auf dem Zifferblatt steht.Auf diesem findet sich – sowohl bei der U1DS als auch bei der T50 Goldbronze – der wie ein Ausrufezeichen wirkende Index bei zwölf Uhr. Die restlichen Indizes scheinen dagegen eher von der U2 oder U212 adaptiert – vielleicht sind sie hier bei der T50 Goldbronze etwas kürzer und wirken dadurch dicker. Neu ist jedenfalls die zweifarbige Beleuchtung in Grün für die Zeitanzeige und in einem hellen Blau für die Tauchfunktion. Lediglich bei der T1 gab es schon mal eine ähnliche Codierung aus Grün und Gelb.
So viel lässt sich also auf den ersten Blick schon mal festhalten: Die T50 Goldbronze ist eine äußerst interessante und wohl bedachte Mischung aus verschiedenen, die funktionalen Taucheruhren von Sinn Spezialuhren prägenden Eigenschaften.Mehr noch und was man nicht auf den ersten Blick sieht: Die Wasserdichtheit beziehungsweise Druckfestigkeit der T50 Goldbronze bis zu einer Tiefe von 500 Metern ist in Anlehnung an die Europäischen Tauchgerätenormen EN250 und EN14143 geprüft und durch die Zertifizierungsgesellschaft DNV GL bestätigt. Das heißt, wie die ebenfalls bis 50 Bar druckfesten Zeitmesser der Modellreihen T1, U1 und U212 wurde auch die T50 Goldbronze in zwei von den Europäischen Tauchgerätenormen adaptierten Verfahren bei unterschiedlichen Temperaturen zwischen minus 30 und plus 70 Grad Celsius und bei einer maximalen Luftfeuchtigkeit von 95 Prozent auf Ganggenauigkeit und Funktionssicherheit geprüft.
Zudem sorgt die Sinn-spezielle Ar-Trockenhaltetechnik für erhöhte Funktions- und Beschlagsicherheit: Mithilfe von drei Elementen – der Trockenkapsel, einer extrem diffussionsreduzierenden Dichtung, und einer Schutzgasfüllung wird das Uhrwerk in einer nahezu trockenen Atmosphäre gelagert. Dadurch bleiben Funktionssicherheit und Ganggenauigkeit länger erhalten, ein Anlaufen des Saphirdeckglases bei Kälteschocks wird verhindert.
Doppelte Sicherheit am »unverlierbaren« Drehring
Der für Sinn Spezialuhren bekannte, sogenannte "unverlierbare" Sicherheits-Taucherdrehring ist mit einem zusätzlichen Schutz gegen unbeabsichtigtes Verstellen ausgerüstet: Man muss ihn erst an zwei gegenüberliegenden Stellen nach unten drücken, bevor er sich zum Einstellen der Tauchzeit benutzen lässt. Normgerecht sowie haptisch und akustisch absolut einwandfrei rastet er dabei im Minutenschritt – natürlich nur gegen den Uhrzeigersinn. Die zusätzliche Sicherheit kommt nur selten bei Sinn Spezialuhren zum Einsatz.
Die T50 Goldbronze und ihre Schwestermodelle T50 in Titan und T50 GBDR in Titan mit einem goldbronzenen Drehring stehen damit in der Erblinie von T1, T2 und U1000. Die Mechanik des unverlierbaren Tauchdrehrings hat Lothar Schmidt, Inhaber und Geschäftsführer von Sinn Spezialuhren, bereits vor mehr als 40 Jahren zum Patent angemeldet.
"Goldbronze 125" ist eine patentierte Mischung
Ebenfalls zum Patent und als Marke angemeldet ist das neue Material der T50 – die "Goldbronze 125". Er habe Bronze schon längere Zeit in der sprichwörtlichen Schublade gehabt, plaudert Lothar Schmidt aus dem Nähkästchen, aber als so viele Marken mit diesem Material hantierten, habe er es einfach in der Schublade gelassen. Bis ihm die Idee mit dem Gold kam. Die von Sinn Spezialuhren selbst entwickelte Bronze ist eine sehr reine Legierung aus nur drei, sogenannten "Vier-Neuner-Materialien" (999,9). Dabei handelt es sich um 80,5 Prozent Kupfer, sieben Prozent Zinn und 12,5 Prozent Gold – daher der Namenszusatz 125 zur Goldbronze. Weitere Metalle, die in Bronzelegierungen als Zusätze oder Verunreinigungen vorkommen können, sind bei der Goldbronze 125 unter der Nachweisgrenze von 0,002 Prozent. Aus diesem sehr hohen Reinheitsgrad ergeben sich besondere Eigenschaften des Materials, wie erhöhte Korrosionsbeständigkeit gegenüber Salzwasser und eine verbesserte, sehr gute Hautverträglichkeit.
Die Entwicklung und der Einsatz außergewöhnlicher Gehäusematerialien und -technologien ist eine Kernkompetenz von Sinn Spezialuhren. Nicht umsonst hat Lothar Schmidt dazu im Jahr 1999 die Sächsische Uhrentechnologie GmbH (SUG) mitgegründet und mit ihr auch die Entwicklung und die Versuche für die Goldbronze 125-Gehäuse durchgezogen. Man konnte dabei auf langjährige Erfahrungen im Umgang mit Gold bei den Gehäusen bauen. Die Legierung selbst wurde mit der in Pforzheim ansässigen Agosi Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt AG entwickelt und hier auch hergestellt.Mit Bronze greift Sinn Spezialuhren ein Material auf, das in der Vergangenheit im maritimen Bereich besonders häufig eingesetzt wurde.Und so passt es gut zu der Taucheruhren-Expertise, die Sinn Spezialuhren seit Jahren ausweisen kann. Lediglich der massive Gewindeschraubboden besteht aus hochfestem Titan, "den man wegen ihrer Reinheit durchaus auch in Goldbronze 125 ausführen könnte", zeigt sich Lothar Schmidt überzeugt. Dazu laufen aber noch weitere Versuche. Zwar entwickle auch Goldbronze 125 durch Oxidation eine Patina, erfahren wir weiter, jedoch werde durch das Gold in der Legierung eine gewisse Reaktionsträgheit gegenüber Umwelteinflüssen erzielt. Die Abdunkelung der Oberfläche vollziehe sich deutlich langsamer als bei gewöhnlicher Bronze. Mit einem mitgelieferten speziellen Goldbronze-Pflegetuch ließe sie sich leicht wieder aufhellen – aber vielleicht möchte manch Träger das ja gar nicht.
Auch die verschraubbare Krone besteht aus dem besonderen Material. Wie bei zahlreichen Vorgängermodellen befindet sie sich bei vier Uhr, um ein Eindrücken in den Handrücken zu verhindern. Angesichts ihrer Größe und groben seitlichen Kerbungen lässt sie sich gut fassen, auf- und auch wieder zuschrauben. Mit ihr wird das Sellita-Automatikkaliber SW300-1 in Top-Qualität bedient. In unserem Test läuft es eher durchschnittlich mit Abweichungen zwischen sieben und acht Sekunden am Tag, gemessen auf der elektronischen Zeitwaage, und etwas besseren fünf Sekunden im Tragetest am Arm. Auf dem Zifferblatt bringt es nicht mehr als nötig zur Anzeige – Stunden, Minuten und Sekunden aus der Mitte sowie das Datum bei drei Uhr.
Das Dekorschliff-Zifferblatt ist ein Unikat
Das Zifferblatt bei der auf 300 Stück limitierten T50 Goldbronze ist ebenfalls ein ganz besonderes und kommt auch nur bei diesem Modell zum Einsatz. Die Zifferblätter der unlimitierten T50 GBDR und der Titanuhr T50 sind schwarz. Das in der Schweiz hergestellte und nicht nur auf den ersten Blick ungewöhnlich anmutende Blatt wird mit einem unregelmäßigen, von Hand ausgeführten Schliff versehen, wobei an manchen Stellen sogar das Basismaterial in feinen Nuancen zum Vorschein kommt. Das raue und wie zerkratzter Stein wirkende Dekor passt gut zur Anmutung einer robusten Outdoor-Uhr, wie sie die T50 Goldbronze darstellt. Die einzigartige Bearbeitung verleiht der Uhr einen außergewöhnlichen Wert, denn jede T50 Goldbronze wird durch ihr Zifferblatt zu einem Unikat.
Trotz dessen wechselnden Lichtspiels ist die für Sinn Spezialuhren bekannte klare Ablesbarkeit der Zeit und Funktionen nicht in Frage gestellt. Hinter dem beidseitig entspiegelten Saphirglas kommen die aufs Wesentliche reduzierten Funktionen über markante Schwertzeiger und kräftige Appliken klar und präzise zur Anzeige. Bemerkenswert ist bei dieser Sinn Spezialuhr die Aufbereitung der Tauchfunktion: Durch die instrumentenhafte Skalierung der Tauchlünette, die mit jeder ihrer minutengenauen Rastung auch minutiös einem entsprechenden Index auf dem Zifferblatt gegenübersteht, lässt sich die Tauchzeit akribisch einstellen.
Bei schlechten Lichtverhältnissen heben sich die zur Tauchfunktion gehörenden Elemente in hellem Blau von der ansonsten grünen Index-Beleuchtung ab. Dazu zählt auch die leuchtende Markierung am Sekundenzeiger, die als Funktionskontrolle bei manchen Taucheruhren auch gern mal vergessen wird. Das sind die ausgesprochen funktionalen Eigenschaften, welche die T50 Goldbronze von der U1 bis zur U50 übernimmt.
Gemischtes Ensemble in schönster Vollendung
An der Bronzeuhr – und bisher nur an dieser – ist ein neuartiges, sehr robustes und wasserfestes Textilband montiert. Zugegeben, anfänglich kommt es etwas ungewöhnlich und sperrig daher und das Einfädeln in die Halteschlaufen erfordert Übung. Dafür aber vermittelt es einen absolut haltbaren und sicheren Eindruck, denn es ist doppelt gewebt und dadurch viel dicker als andere auf dem Markt kursierende Textilbänder.
Zum Tauchen empfiehlt sich allerdings eine Alternative aus Kautschuk oder Metall, denn das schöne Textilkleid wird lediglich von eine Dornschließe aus Reintitan geschlossen. Im Licht wechselt das Band seine Farbe von olivgrün bis silbergrau und vollendet hervorragend das gemischte Ensemble der T50 Goldbronze. Der Preis der T50 Goldbronze liegt bei 4.980 Euro. MaRiDas exakte Testergebnis finden Sie im Uhren-Magazin Ausgabe 03.23, jetzt bestellen:)