Mit der Tank gelang Louis Cartier 1917 ein Glücksgriff. Ein Ausnahme-Zeitmesser, der mit Konventionen bricht. Eine schillernde Persönlichkeit, die in illustren Kreisen zum guten Ton gehört und auch nach 100 Jahren noch fasziniert. Eine Luxusuhr, die preislich erreichbar ist. Eine mechanische Tank gibt es heute ab 4.500 Euro mit dem Modell Tank Must.Inhalt:
- Wie die Cartier Tank entstand
- Modellvielfalt der Cartier Tank
- 100 Jahre Cartier Tank
- Prominente Träger der Tank
- Tank Must
- Tank-Neuheiten 2022
- Die neue Tank Française
Die Cartier Tank und das Militär
Erstaunlicherweise ist die Entstehung einer der größten Stilikonen von Cartier gedanklich mit dem Ersten Weltkrieg verknüpft: Als Dank dafür, dass er mit seinen Sturmpanzerwagen, den so genannten Tanks, den Frieden in Europa wieder hergestellt hat, erhält General John Pershing 1917 den handgefertigten Prototypen einer rechteckigen Armbanduhr als Geschenk vom berühmten Pariser Juwelier Louis Cartier. Dem Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte in Frankreich ist damals wohl nicht bewusst, dass er das erste Exemplar eines Zeitmessers in der Hand hält, der mit seinem einzigartigen Designkonzept zu einem Uhren-Klassiker werden sollte, der sich bis heute am Markt bewährt und dabei sein ursprüngliches Erscheinungsbild kaum verändert hat.
Trotz ihrer Entstehungsgeschichte erhebt sich die Uhr Tank weit über die militärische Symbolik hinaus, steht sie doch auch für den Aufbruch in ein neues Zeitalter, nicht nur für das Haus Cartier, sondern auch für ein neues Kapitel in der Uhrengeschichte, die damals noch von Taschenuhren dominiert wird. Obgleich Cartier mit der Santos 1904 bereits einen Zeitmesser für das Handgelenk vorgestellt hat – übrigens auch bis heute fester Bestandteil der Cartier-Uhrenkollektion –, leistet die Tank einmal mehr einen Beitrag zur Emanzipation der Armbanduhr und hilft dabei, sie salonfähig zu machen.
Das Design der Cartier Tank
Louis Cartier brachte bei der Tank seine Vorliebe für die einfachen und klaren Formen des französischen "zweiten Neoklassizismus", eines Vorläufers des Art déco, zum Ausdruck. Konsequent verband er auf die Funktion ausgerichtete Sachlichkeit mit dem typisch avantgardistischen Stil des Hauses in einer vollkommen neuen Form. Anstatt einfach ein kleines Taschenuhrengehäuse mithilfe von Drahtschlaufen auf die Größe des Handgelenks zuzuschneiden, wie das zur damaligen Zeit üblich war, schwebte Louis Cartier ein völlig neuer gestalterischer Ansatz vor. Gemeinsam mit dem Uhrmacher Edmond Jaeger verwirklichte er eine neue Produktrezeptur.
Die Zutaten: Zwei trägerartige, den umlaufenden Gleisketten der Panzer ("Tanks") nachgeahmte "Balken", die die verlängerten Seiten eines Rechtecks nachzeichnen, erlaubten es, die Armbandbefestigungen nahtlos ins Gehäuse einzulassen. Ein minimalistisch-elegantes Zifferblatt mit einfachen gebläuten Stahlzeigern sowie den charakteristischen, langgezogenen römischen Ziffern diente der Zeitanzeige und ein Qualitätsuhrwerk von Jaeger-LeCoultre gab den Takt an. Einen geschmackvollen Farbakzent und zur DNA des Hauses passenden luxuriöser Akzent stellte der Saphircabochon auf der Krone dar. Diese Charakteristika sollten fortan zum Markenzeichen der Linie werden und finden sich bis heute in der aktuellen Modellgeneration wieder.
Die Modelle der Cartier Tank im 20. Jahrhundert
Von Anfang an profilierte sich die Tank als populärste Armbanduhr im Cartier-Sortiment, und ihre Verkaufszahlen entwickelten sich vielversprechend. Wurden zur offiziellen Lancierung 1919 nur wenige Modelle gefertigt, entfiel bereits 1925 ein Viertel der gesamten Armbanduhren-Produktion des Hauses auf die neue Produktlinie, vorrangig auf Herrenmodelle. Doch schon bald adressierte Cartier auch die modebewussten Damen der zwanziger Jahre mit ausgesprochen femininen Ausführungen, wie zum Beispiel der Tank Cintrée (1921), deren gewölbtes Gehäuse noch besser am Handgelenk saß, der Tank Chinoise (1922), die den damaligen Trend zu fernöstlichen Motiven und Ornamenten aufnahm oder die Tank à Guichets mit digital dargestellter Zeit.
Zum erklärten Freundeskreis der Tank zählten Prominente aus aller Welt, so auch der Pascha von Marrakesch. Er äußert den Wunsch nach einer wasserdichten Uhr, dem Cartier mit der Lancierung der Tank Etanche 1931 nachkam. Auch die folgenden Jahrzehnte begleitete die Tank quasi als Zeutzeugin. Weitere Meilensteine in der Ahnengalerie der Stilikone sind die Tank Savonnette mit schützendem Klappdeckel, die verkleinerte Version Petite Tank Rectangle und die schmaler gezeichnete und in die Länge gezogene Tank Allongée. Auch die Tank Asymétrique im parallelogrammförmigen Gehäuse zeugt von der Wandlungsfähigkeit des Unisex-Modells.
Beinahe in jedem Jahrzehnt setzte die Tank neue Akzente, ohne ihr ursprüngliches Erscheinungsbild zu vernachlässigen. Anfang der 1970er-Jahre wurde das in dritter Generation geführte Familienunternehmen von Richemont übernommen und in die Vendôme-Gruppe integriert. Die neuen Besitzer verstanden es von Anfang an, am Mythos Cartier erfolgreich anzuknüpfen und ihn mit modernen Marketingkonzepten noch zu steigern. Zur neuen Modellgeneration »Les Must de Cartier« zählten zwölf große Klassiker aus den Skizzenbüchern von Louis Cartier in zeitgemäßen Interpretationen, darunter auch die Tank. Einmal mehr wurde sie dank ihrer Reinheit zur Stilikone des Jet-Sets: Künstler wie Andy Warhol und Elton John, aber auch Politiker wie Jacques Chirac oder die Mode-Macher Yves Saint Laurent und Calvin Klein trugen sie.
1989 schrieb die Tank Américaine mit ihrem von der Cintrée inspirierten gewölbten Gehäuseform die Erfolgsgeschichte fort. Das großzügig dimensionierte Gehäuse bot nun Platz für anspruchsvolle Uhrwerke mit Komplikationen wie dem Chronographen oder der Mondphase. Eine besonders gelungene Neuinterpretation des Originals erschien 1996 auch in Form der Tank Française.2009 erwies Cartier dem emblematischen Modell besondere Ehre: erstmals ist eine Tank Américaine mit dem 2008 vorgestellten und mit Genfer Punze geadelten Manufakturwerk 9452 MC ausgestattet. Sein fliegendes Minutentourbillon gibt bei sechs Uhr den Blick auf den Tourbillonkäfig in C-Form frei. Dank der auf offen gearbeiteten Architektur des Zifferblattes ist er unverstellt zu betrachten.
Die Cartier Tank feierte 2017 100-jähriges Bestehen
Es versteht sich von selbst, dass Cartier im Jubiläumsjahr 2017 mit besonders raffinierten Modellen aufwartete. Zeitmesser, die in typischer Tank-Manier eine Brücke zwischen Klassik und Moderne schlagen. Diesen Anspruch erfüllt zum einen die Tank Cintrée Skeleton, deren Uhrwerk, das Manufakturkaliber 9917 MC, der traditionellen Handwerkskunst des Skelettierens schönsten Ausdruck verleiht. Damit nicht genug – das 9917 MC passt sich zudem der leichten Wölbung des Gehäuses aus Rotgold und Platin an. Um die horologische und kunsthandwerkliche Finesse in voller Schönheit darzustellen, verzichten die beiden jeweils auf 100 Exemplare limitierten Ausführungen auf das klassische Tank-Zifferblatt, und rücken stattdessen die im Hintergrund auf mehrere Ebenen verteilten Räder in den Vordergrund.
Die Neuzugänge in der Tank Louis Cartier setzten der originalen Tank ein ausdrucksstarkes Tribut. Schließlich verkörpert sie bis heute die Quintessenz der Tank-Philosophie, die in der klaren Anzeige der Zeit am Handgelenk liegt. Linienführung und Proportionalitäten der neuen Modelle hätten auch Louis Cartier stolz gemacht. Die Tank Louis Cartier, die im Takt des Kaliber 8971 MC mit Handaufzug schlägt, ist in Rot- und Weißgold mit und ohne Diamanten auf dem Gehäuse in drei Größen erhältlich.
Mutiger im Design sind die neuen Ausführungen der Tank Américaine in Edelstahl, ebenfalls in klein, groß und mittel erhältlich. Als würdige Nachfolgerin der Tank Cintrée mit gewölbtem Gehäuse ist die rechteckige Form kompakter gestaltet, und auch Seitenstege und Gehäuseflanken erscheinen leicht abgerundet prominenter. Diese Rundung wird von den römischen Ziffern und der Minuterie aufgenommen, die sich hier kokett strecken. Während das kleine Modell von einem Quarzwerk getrieben wird, warten das mittlere und das große Modell mit einem Automatikwerk auf.
Ob mit gewölbtem Gehäuse, gestreckten Ziffern oder skelettiertem Kaliber, in Edelstahl, Gold oder Platin, jedes einzelne Jubiläumsmodell zeugt davon, dass meisterliches Design auch nach 100 Jahren nicht an Strahlkraft verliert.
Prominente Träger der Tank
Ihr außergewöhnliches Design macht die Tank auch bei Künstlern und Prominenten beliebt. So war sie bereits im Jahr 1926 im Kinofilm "Der Sohn des Scheichs" von G. Fitzmaurice zu sehen. Der Schauspieler Rudolph Valentino trug die Uhr in allen Szenen. Auch der berühmte amerikanische Maler und legendäre Pop-Art-Künstler Andy Warhol trug die Tank aus Leidenschaft, jedoch ohne sie jemals aufzuziehen. „Ich trage sie nicht, damit sie mir die Uhrzeit anzeigt ...“, verriet er einmal in einem Interview. Auch Lady Di wurde mit einer Tank am Handgelenk gesehen. Bei der Oscar-Verleihung 2019 trug Rami Malek, der den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Darstellung des Freddy Mercury in “Bohemian Rhapsody” erhielt, eine Cartier Tank.Embed from Getty Images2022 wurde eine Cartier Tank Louis Cartier in Roségold am Handgelenk von Oscar-Preisträger Finneas Baird O’Connell gesehen. Er und seine jüngere Schwester Billie Eilish räumten 2022 den Oscar in der Kategorie “Bester Song” ab. Ihr Song “No Time to Die” ist das Titellied für den 25. James-Bond-Film “Keine Zeit zu sterben”.Embed from Getty ImagesDie Tank Must
2021 interpretiert Cartier die Tank neu und stellt sie als Tank Must vor, die an ihr historisches Vorbild, die Tank Louis Cartier, angelehnt ist. Das Modell greift die klassischen Merkmale der Tank auf, wie die Aufzugskrone mit Cabochon oder die Stiftschließe bei der Version mit Lederarmband. Überarbeitet wurden die abgerundeten Seitenstege und die Proportionen des Zifferblatts.
Die innovativste neue Variante der Tank ist die Tank Must Solarbeat Photovoltaik, eine Solaruhr, bei der die Solarzellen unter dem Zifferblatt sitzen und sich über den Lichteinfall durch die perforierten römischen Indexe aufladen. Das SolarBeat Uhrwerk sitzt in einem 33,7 mal 25,5 Millimeter großen Edelstahlgehäuse, das mit 6,6 Millimetern schön flach bleibt. Den modernen Charakter der Tank Must Solarbeat Photovoltaik unterstreicht das schwarze Armband. Dieses besteht zu 40 Prozent aus pflanzlichen Stoffen, die aus Abfällen von Äpfeln gewonnen werden. Im Gegensatz zur Herstellung eines Kalbslederband wird für das verwendete zudem weniger Wasser und weniger Energie benötigt.
Weitere Tank-Neuheiten 2021Die Tank Louis Cartier ist nach ihrem Schöpfer benannt und bringt Art déco ans Handgelenk. Charakteristisch sind die gestreckten römischen Ziffern, das Schienendekor für die Minuterie, zwei Schwertzeiger und die perlierte Aufzugskrone mit blauem Saphircabochon. Die rechteckige Minuterie liegt dezent am Rand des Zifferblatts. Der Zeitmesser erscheint mit einem 25 mal 33 Millimeter großen Gehäuse und bezieht seinen Antrieb vom Manufakturkaliber 1917MC mit Handaufzug. Die Variante mit Gelbgoldgehäuse spielt auf dem Zifferblatt und Armband mit der Farbe Rot, die Roségolduhr kommt in Blau.
Zum 100-jährigen Jubiläum der Tank Cintrée lanciert Cartier eine auf 150 Exemplare limitierte, nummerierte Sonderedition, die jedoch bereits vor dem offiziellen Launch ausverkauft war. Das Modell zeichnet sich durch seine längliche Form und sein gewölbtes Gehäuse aus. Dieses besteht beim Jubiläumsmodell aus Gelbgold und misst 46,3 mal 23 Millimeter. Im Innern tickt das hauseigene Handaufzugskaliber 9780 MC mit 33-stündiger Gangreserve.
Die Cartier Tank Neuheiten 2022
2022 kommt das Modell Tank Louis Cartier mit monochromen Zifferblättern: Rot ist die charakteristische Farbe der Maison, und Anthrazit steht für die uhrmacherische Kompetenz von Cartier. Hinzu kommt ein schlichtes Dekor: Von den zwölf traditionellen Ziffern bleiben nur vier, der Minutenring ist ganz verschwunden. Elektrochemischen Gravuren auf den Zifferblättern, die in mehrere Richtungen aufgebracht wurden, bilden verschiedene Bereiche, die das grafische Motiv des Zifferblatts der Must de Cartier aus den 1980er-Jahren aufgreift. Die Gehäuse in Rosé- und Gelbgold haben 16 Millimeter Kantenlänge bei einer Höhe von nur 6,6 Millimetern. Im Innern verrichtet das mechanische Manufakturkaliber 1917 MC mit Handaufzug seinen Dienst.
Ebenfalls neu ist die Tank Louis Cartier mit einem tiefschwarzen Zifferblatt, das aus einem funkelnden Lack besteht, der im Kontrast zum Glanz des 16 Millimeter großen und nur 6,6 Millimeter hohen Gelbgoldgehäuses steht. Im Innern zieht das mechanische Manufakturkaliber 1917 MC mit Handaufzug seine Runden. Es wird über eine Cartier-typische Krone mit Saphir-Cabochon bedient.
In einer exklusiven Sammleredition erscheint die Cartier Privé Tank Chinoise. Die Tank Chinoise erschien erstmals 1922. Die Gestaltung der Tank Chinoise war und ist ein Tribut an die Architektur chinesischer Tempel. Die geometrische Form ihrer Säulengänge hat Cartier bei der Tank Chinoise als sich überlagernde horizontale und vertikale Seitenstege umsetzt. Diese außergewöhnliche Uhr feiert dieses Jahr 100-jähriges Jubiläum. Die aktuelle Tank Chinoise enthüllt hinter ihrem neuen rechteckigen Zifferblatt ein skelettiertes Uhrwerk – eine typische Komplikation der Maison, die in ein Gehäuse aus Gold eingepasst wurde. Im Stil traditioneller chinesischer Fenster gestaltet, lässt das durchbrochene Zifferblatt den Blick auf die Zahnräder des Uhrwerks zu. In Anlehnung an die chinesische Handwerkskunst verleihen der schwarze und der rote Lack dem Modell eine edle Note mit Tiefeneffekt. Das skelettierte Uhrwerk 9627 MC wurde von Cartier eigens für die Tank Chinoise entwickelt.
Neuheit 2023: Cartier Tank Française
2023 überarbeitet Cartier die Tank Française und stellt sie außerdem als Automatikmodell vor. Erhältlich ist die Uhr in Edelstahl oder Gelbgold, sowohl mit als auch ohne Diamantbesatz und in drei verschiedenen Größen. Das kleine Modell misst 25,7 auf 21,2 Millimeter, das mittlere Modell 32 auf 27 Millimeter und das große Modell 36,7 auf 30,5 Millimeter. Letzteres steht mit dem Automatikwerk 1853 MC zur Wahl und kostet 5.800 Euro.