Der Multifort Patrimony Chronograph von Mido nimmt im Stil vergangener Zeiten den Takt moderner Mechanik auf. Wie das zusammenpasst, zeigt unser Test.
Der Auftritt dieser Uhr ist eine Hommage an eines der ältesten und bekanntesten Modelle der Marke mit Stoppfunktion – an den Mido Multichrono aus dem Jahr 1937. Das nimmt man dem Zeitmesser sofort ab, schaut man in das schöne dunkelblaue und vom Gehäuse goldumwobene Uhrengesicht des Multifort Patrimony Chronographen von 2021. Am meisten kommt er einem seiner historischen Vorfahren mit zwei Countern bei neun und drei Uhr nahe, wobei es zu jenem Chronographen in den Mido-Annalen heißt: "Der große zentrale Zeiger zeigt die Fünftelsekunde an. Das kleine rechte Zifferblatt zeigt die festgehaltene Zeit in Minuten an. Diese Art von Zifferblatt wird für Sportler, Techniker, Fotografen,... empfohlen."
Geschwindigkeitsmessung im Wandel der Zeit
Heute folgt die goldfarbene Stoppsekundennadel aus der Mitte dem Vier Hertz-Rhythmus des modernen Mido-Kalibers 60 und verweist am Zifferblattrand auf eine korrekt angelegte Stoppsekundenskala mit drei Teilstrichen. Gemeinsam mit der noch weiter außen liegenden "Tachymetre"-Skala verleiht sie dem Multifort Patrimony Chronographen eine instrumentenhafte Ausstrahlung. Dabei unterscheidet sich die Tachymeterskala zu denen historischer Modelle, bei denen sie spiralförmig im inneren Bereich des Zifferblattes verlief. In der Bedienungsanleitung hieß es bei Mido dazu: "Bei einer Distanz von einem Kilometer wird auf drei Ringen abgelesen, beginnend mit dem äußeren. Die Ziffern auf dem Ring geben die Geschwindigkeit in Kilometern pro Stunde an. Bei einer festgehaltenen Zeit von weniger als einer Minute wird die Geschwindigkeit am Außenring abgelesen, während der zweiten Minute auf dem mittleren Ring und während der dritten auf dem inneren Ring." Bei unserem modernen Multifort Patrimony Chronographen lassen sich "nur noch" Geschwindigkeiten bis zu einer Minute und 60 Kilometern pro Stunde ablesen, was wohl bei der Schnelllebigkeit unserer Zeit kein Manko darstellt – eher der Umstand, dass sich die Tachymeterskala unter dem stark randgewölbten Box Saphirglas ziemlich verzerrt und daher nur schlecht ablesbar ist – ganz im Gegenteil zu den restlichen Chronographenfunktionen und der Zeit.Hinter nostalgischer Fassade arbeitet ein modernes Uhrwerk
Obwohl der zentrale Stoppsekundenzeiger sehr dünn ist, lässt er sich mit seiner roségoldenen Farbgebung über dem dunkelblauen Zifferblattgrund immer gut ausmachen. Gleiches gilt für die kleinen und ebenfalls vergoldeten Zeiger der permanenten Sekunde sowie der Stoppminute und erst recht für die zwei Retro Alpha Zeiger der Hauptzeit, die bei Dunkelheit sogar leuchten. Das Zifferblatt ist mit einem feinen Sonnenschliff versehen, folgt mit seiner Randwölbung der des Saphir-Boxglases und unterstreicht damit dem nostalgischen Charakter des Zeitmessers.Diesen vertiefen auch die zwei Chronographendrücker. Mit ihrer Pilzform sehen sie heute noch genauso aus wie beim ersten Mido-Chronographen vor über 80 Jahren. Sie bedienen jedoch die Stoppfunktion eines modernen Uhrwerks, nämlich des Mido-Kalibers 60, wobei die Sechzig auf die Gangdauer des Werkes verweist. Sie rührt aus einer Modernisierung des Eta/Valjoux 7753 zum Eta A05.H31, das in verschiedenen Ausführungen auch andere Marken der Swatch Group, zu der auch Mido gehört, verwenden. Ein Rudiment aus dem Eta/Valjoux 7753 ist die Schnellschaltung des Datums, das auf der Sechs-Uhr-Position – anstelle einer der klassisch weißen, arabischen Ziffern – angezeigt wird. Die Schnellschaltung erfolgt nämlich nicht, wie weit verbreitet, über die mittlere Kronenposition, sondern über einen kleinen, ins Gehäuse integrierten Drücker bei zehn Uhr. Dazu benötigt man immer ein Hilfsmittel, das in Form eines Korrekturstiftes zwar von Mido mitgeliefert wird, aber gegebenenfalls nicht immer zur Hand ist. Mido verbaut im Multifort Patrimony Chronographen das Kaliber 60 in einer Elaboré Ausführung. Das heißt unter anderem, dass das Uhrwerk nur in drei Lagen reguliert wird. Die Eta gibt in dieser Qualitätsstufe eine Gangabweichung zwischen plus und minus sieben Sekunden am Tag an.
Unser Testzeitmesser bewegt sich in allen Situationen in diesem Rahmen, läuft dabei am Handgelenk am besten und bleibt auch im Chronographenbetrieb stabil. Die dafür zum Einsatz kommende Kulissenschaltung funktioniert wie gewohnt: Beim Starten verlangt sie nach etwas mehr Nachdruck, Stoppen und erneuter Start sowie die Nullstellung funktionieren etwas leichter, alles jedoch sehr angenehm und mit dem Gefühl sicherer Druckpunkte. Um die Krone zur Zeigerstellung gut bewegen zu können, verjüngt sich das teils polierte, teils satinierte roségoldfarben PVD-Gehäuse mit einer konkaven Phase zum Boden hin. Sie kaschiert auch etwas die Bauhöhe von mehr als 15,5 Millimetern, die durch das stark gewölbte Box-Saphirglas und den hoch bauenden Saphirglas-Gewindeschraubboden zustande kommt.