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Nivrel: Roter Akzent

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© PR
Die Schweizer Uhrenmarken sind heute Teil des internationalen Luxusmarktes, dabei aber immer noch fest in ihrer bodenständigen Heimat verhaftet. Das hat Gründe, aber von denen ahnt man erst einmal nichts, wenn man sich auf den Luxusmeilen dieser Welt bewegt: durch die Fifth Avenue und den Rodeo Drive, die Dubai Mall und die Ginza, durch Bahnhofstrasse und Maximilianstraße.
Hier, auf den luxuriösesten Einkaufsmeilen der Welt, begegnen wir heute den großen Schweizer Uhrenmarken. Wo sich die Flagship Stores von Prada und Gucci, Louis Vuitton und Chanel befinden, sind auch die Boutiquen von IWC, Omega und Breitling nicht weit. Wer eine Richard Mille, eine Audemars Piguet oder eine Hublot sucht, findet sie vornehmlich an den internationalen Hotspots in Asien, Europa und Amerika – den alten, wie New York, London oder Paris, und den neuen, wie Singapur, Shanghai oder Moskau.
Fährt man aber dahin, wo die Uhrenmanufakturen zu Hause sind, sieht die Welt anders aus. Keine Skyline aus Wolkenkratzern und futuristischen Bürotürmen, keine vielspurigen Stadtautobahnen, keine Luxushotels nebenan, keine superreichen Shopper auf der Straße. Dort, wo die Uhren entstehen, die in Bal Harbour und in der New Bond Street verkauft werden, gibt es beschauliche Dörfer und Bilderbuchlandschaften mit leuchtend grünen Wiesen und malerischen Seen.
Man steuert das Auto durch kurvige Bergsträßchen, vorbei an alten Bauernhäusern und mitunter auch Kühen, die einen neugierig anschauen. Und manchmal befindet sich im Innern so eines Bauernhauses tatsächlich eine Uhrenmanufaktur, ausgestattet mit dem neuesten Maschinenpark, bedient von hoch spezialisierten Mitarbeitern. Der Kontrast zwischen Verkaufs- und Produktionsort könnte nicht größer sein: Wer Uhrenmanufakturen besuchen will, muss in die Schweiz, meistens in die französischsprachige Westschweiz. Und, sieht man einmal von der Ausnahme Genf ab, in ländliche Gegenden. Denn da sind die meisten traditionsreichen Hersteller beheimatet, und zwar oft seit 150 Jahren oder mehr.
Wie kam es, dass sich die Uhrmacherei zum Großteil in entlegenen Jura-Tälern entwickelte? Es begann mit ortsansässigen Bauern, die im Winter wenig zu tun hatten und sich deswegen nach einer Arbeit umsahen, die man gut zu Hause verrichten konnte. Viele von ihnen erhielten Aufträge zum Fertigen oder Veredeln einzelner Uhrenbestandteile von den im 18. Jahrhundert immer erfolgreicher werdenden Genfer Uhrenherstellern; später auch von Uhrenunternehmern, die im Jura selbst eine Existenz gegründet hatten. In den Jura-Bauern und ihren Familienmitgliedern fanden sie willige und billige, aber gleichzeitig leistungsstarke, akribische Arbeitskräfte.
Es entstand ein System, das man „Etablissage“ nannte: Eine Einzelperson oder ein Kleinstbetrieb, der Etablisseur, bezog ­Einzelteile von verschiedenen Werkstätten und Heimarbeitern, um sie dann im eigenen Betrieb zusammenzubauen und zu verkaufen. Viele heute berühmte Uhrenmarken entstanden als ein solches „Comptoir d’établissage“. Das Können wurde von Generation zu Generation weitergegeben, aber es verließ nie den ursprünglichen Standort. Denn das Umziehen war die Sache der Uhrmacher und ihrer Zulieferer und Zuarbeiter nicht; und ist es bis heute nicht. Deswegen ist das Know-how in Sachen feiner Uhrmacherkunst hauptsächlich in der Schweiz konzentriert, und zwar in den Orten und zum Teil noch in denselben Gebäuden wie im 19. oder frühen 20. Jahrhundert.
Dabei sind die Hersteller keineswegs in der Vergangenheit stehen geblieben: Sie agieren heute als höchst professionelle internationale Luxusmarken, werden von Topmanagern geführt und arbeiten mit ultramodernen Produktionsmethoden. Aber ihren Standort verlagern nach Tschechien, Mexiko oder China, das können sie nicht. Sie sind zutiefst in der Schweiz verwurzelt. Das macht ihren Erfolg aus – und ihren besonderen Charme. buc
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