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3 Retro-Uhren unter 800 Euro

Junghans: Max Bill Automatic
© PR
Retro, Vintage, Heritage – die Bezeichnungen sind vielfältig. Eindeutig ist jedoch, dass Uhren im Vintage-Design derzeit sehr beliebt sind. Sei es die Neuauflage der Omega Speedmaster Mark II, die aktuelle James-Bond-Uhr Seamaster 300 oder die Tudor Black Bay. Uhrenfreunde zeigen sich immer wieder begeistert, wenn sie die ersten Bilder eines neuaufgelegten Klassikers aus den 60er oder 70er Jahren entdecken. Und auch auf der diesjährigen Baselworld schien nahezu jeder Uhrenhersteller seine Archive nach einem geeigneten Modell durchsucht zu haben, um der Nachfrage nach Retro, Vintage und Heritage nachkommen zu können.
Doch wie es nun einmal bei dem Luxusgut Uhr ist, sind die Preise dieser Uhren selten niedrig angesiedelt. Sie erreichen ohne weiteres 3.000 bis 6.000 Euro – und mehr. Vintage-Liebhaber wie ich greifen darum gern zu den oft günstigeren Originalen aus den 60er, 70er und 80er Jahren. Dazu gehört jedoch ein wenig Kenntnis, Mut und Gelassenheit. Wie man den Kommentaren eines vorangegangen Artikels entnehmen kann, ist das aber nicht jedermanns Sache. Die Bedenken und Ängste gegenüber alten Uhren scheinen mitunter recht groß zu sein. Welche Uhren kommen also in Frage, wenn man einerseits nur ein kleines Budget zur Verfügung hat und es andererseits nicht für eine gebrauchte und eventuell in die Jahre gekommene Vintage-Uhr ausgeben möchte? Hier also drei Retro-Tipps, die sich allesamt im dreistelligen Bereich bewegen. Noch mehr, sie kommen nicht einmal in die Nähe der magischen Grenze von 1.000 Euro - sie bleiben allesamt unter 800 Euro. Mit dabei: Ein traditionsreicher deutscher Uhrenhersteller und zwei zu Unrecht kaum bekannte Marken, die mit Qualität und einer interessanten Historie glänzen können. Beginnen wir mit einer echten Dress Watch aus deutscher Produktion:

Retro-Uhr #1 unter 800 Euro: Junghans Max Bill - von der Küchenuhr zur Design-Ikone

Max Bill war ein Schweizer Architekt und Designer. Für Junghans gestaltete er 1956 eine Küchenuhr, die heute als Ikone des Produktdesigns gilt. Nur wenige Jahre später, Anfang der 60er, übertrug man das Zifferblatt-Design im Bauhaus-Stil auf Armbanduhren. Und Junghans hat sehr gut daran getan, diese Uhrenreihe weiterzuführen und regelmäßig um neue Varianten zu erweitern. Sogar Tisch- und Wanduhren sind heute im minimalistischen Max-Bill-Design erhältlich.
Wer sich die Design-Ikone aus den 60ern jedoch lieber ums Handgelenk binden möchte, der kann zur Max Bill mit Handaufzug für 595 Euro greifen – sollte dabei aber bedenken, dass diese Uhren schon damals recht kleine Durchmesser hatten. Kleine Herrenuhren galten als chic. Und das trifft natürlich auch auf die Junghans Max Bill mit Handaufzug zu. Sie misst gerade einmal 34 Millimeter und wirkt aus heutiger Sicht eher wie eine Damenuhr. Doch Junghans bietet Alternativen. Wem es egal ist, ob im Inneren ein mechanisches Werk schlägt, der kann zur etwas größeren Quarz-Version greifen. Sie hat nicht nur eine Datumsanzeige und einen zeitgemäßen Durchmesser von 38 Millimeter, sie ist mit 495 Euro sogar eine günstigere Option. Und wem weder die 34-Millimeter-Handaufzugsuhr noch das Quarzwerk zusagen, dem sei die Automatik-Variante mit ebenfalls 38 Millimeter empfohlen. Sie liegt mit 795 Euro ebenfalls im dreistelligen Bereich. So oder so, alle drei Uhren sind eine Überlegung wert, wenn es um stilsichere Dress Watches im Vintage-Look geht. Kommen wir nun zu einer weiteren minimalistischen Uhr mit Historie - ebenfalls aus deutscher Produktion.

Retro-Uhr #2 unter 800 Euro: Stowa Marine Automatic - historische Uhr zur See

Die Geschichte der Stowa Marine beginnt in den 1940er Jahren mit einer Taschenuhr, die das 1927 gegründete Unternehmen für die deutsche Marine anfertigte. Laut eigenen Angaben gab es von diesem Taschenuhr-Modell lediglich 288 Stück. Interessant dabei ist, dass die Entwicklung der Marine-Uhr von der festinstallierten Deck- und Beobachtungsuhr, zur praktischeren Taschenuhr und letztendlich zur Armbanduhr verlief – so wie Stowa sie heute anbietet.
Das hervorstechendste Merkmal dieser Uhren, damals wie heute, ist ein sehr klares, helles und extrem gut ablesbares Zifferblatt. Natürlich behaupten viele Hersteller, dass ihre Zifferblätter diese Eigenschaften haben, doch die Stowa Marine setzt hier eine ganz eigenen Maßstab. Sie ist dank ihres strahlendweißen Zifferblattes und der großen Ziffern selbst bei starker Dämmerung noch sehr gut ablesbar. Passen muss sie allerdings bei kompletter Dunkelheit, da weder die temperaturgebläuten Zeiger noch das Zifferblatt mit einem Leuchtmittel versehen sind. Und das ist gut so, denn beides hätte das gelungene Design dieser Uhr empfindlich gestört. Im Inneren schlägt das bewährte Automatikwerk ETA 2824-2, das durch den Glasboden einsehbar ist. Die Basis-Version der Marine Automatic mit weißem Zifferblatt und Datum bekommt man bei Stowa online für 640 Euro. Ein fairer Preis für eine Uhr dieser Qualität und mit dieser Historie. Wer möchte, der kann die Qualität und die Veredelung des Werkes nochmals erhöhen. Gegen Aufpreis gibt es das ETA 2824-2 in zwei weiteren Ausführungen. Und selbst dann bleibt die maritime Dress Watch von Stowa unter der 800-Euro-Marke. Ebenfalls maritim, jedoch alles andere als minimalistisch, ist die folgende Uhr. Sie ist nicht nur die sportlichste und größte hier vorgestellte Retro-Uhr, sondern auch der Prototyp einer echten Taucheruhr. Und auch sie hat eine nicht zu verachtender Historie.

Retro-Uhr #3 unter 800 Euro: Squale 50 Atmos - der Vintage-Tieftaucher

Wieder aufgetaucht – zum Glück. Denn es wäre eine Schande gewesen, wenn Taucheruhren von Squale vollkommen von der Bildfläche verschwunden wären. Tatsächlich sah es mehrere Jahrzehnte danach aus. Die Marke Squale schien, wie so viele andere, in der Quarzkrise untergegangen zu sein. Bis vor einigen Jahren die Familie Maggi, Squales früherer und langjähriger Vertriebspartner, die legendären Taucheruhren wieder zum Leben erweckte. Ein kurzer Rückblick: In den 60er bis 80er Jahre stand der Name Squale für erstklassige Taucheruhren. Und das nicht nur aus eigener Produktion, denn das Unternehmen belieferte diverse Uhrenhersteller mit seinen wasserdichten Gehäusen. Während kleinere Uhrenmarken das Haifisch-Logo, den „Squale“, als Qualitätsmerkmal auf ihrem Zifferblatt präsentierten, hielten sich größere Marken damit zurück. Und so gibt es die eine oder andere namhafte Vintage-Uhr, die eine beachtliche Ähnlichkeit mit den damaligen und heutigen Squale-Uhren aufweist. Und das nicht ohne Grund. Eine dieser wieder verfügbaren Uhren ist die bis zu 500 Meter wasserdichte Squale 50 Atmos. Sie sieht aus wie der Prototyp einer Taucheruhr – und in gewisser Weise ist sie das auch, wenn man die Squale-Historie betrachtet. Vor einem Jahr bekam man diese Uhr noch für moderate 690 Euro. Doch wie bei vielen Uhrenherstellern ist auch bei dieser Swiss Watch der Preis angestiegen. Der Schweizer Franken soll ein Grund dafür sein. Dennoch: Für mittlerweile 789 Euro bekommt man eine gut verarbeitete und kernige Taucheruhr im Vintage-Look, die bei manch anderem Hersteller im vierstelligen Bereich liegen würde. Damit bleibt diese Uhr auch weiterhin ein (Geheim-)Tipp für alle, die mehr Wert auf Qualität und Historie als auf einen bekannte Namen legen. Soweit also die drei Tipps zum Thema Retro-, Vintage und Heritage-Uhren. Natürlich gibt es einige weitere Uhrenhersteller, insbesondere Tissot und Hamilton, die ebenfalls Uhren im Vintage-Design und im dreistelligen Bereich anbieten. Bei Gelegenheit wird dieser Artikel um weitere Modelle ergänzt. Mehr zu den hier vorgestellten Uhren und weitere Vintage-Tipps in den Preiskategorien „bis 250 Euro“ und „bis 500 Euro“ in meinem Uhren-Blog. Copyright Fotos: zeigr.com | Theodossios Theodoridis Theodossios Theodoridis, Jahrgang 1972, ist Betreiber des Uhren-Blogs zeigr.com. Er ist seit über 25 Jahren passionierter Uhrensammler. Mit Vorliebe sammelt er Vintage-Uhren und Chronographen. Hauptberuflich ist er freier PR-Berater in Hamburg. Nach Abschluss seines Philosophie-Studiums volontierte er Ende der 90er Jahre bei einer namhaften Agentur für Produkt- und Marken-PR. Im Anschluss war er acht Jahre PR Manager bei einem führenden Unternehmen der Entertainment-/Games-Branche. Seit 2008 ist er freiberuflich tätig.

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