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Titanuhren von Porsche Design

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Ferdinand Alexander Porsche ist nicht nur mitverantwortlich für den wohl größten Sportwagen aus deutscher Herstellung. Neben dem Porsche 911 entwarf der im April 2012 verstorbene Designer auch Uhren und andere Accessoires. Neue Materialien ergänzen den Anspruch funktionaler Ästhetik. Porsche 911. Drei Zahlen und ein Name, der in aller Welt Synonym für Sportwagen aus Stuttgart-Zuffenhausen ist. Beim Autohersteller Porsche ist Ferdinand Alexander Porsche einst als Design-Direktor verantwortlich für die Linienführung des automobilen Kunstwerks. Eine ebensolche Faszination strahlen seit Jahrzehnten die Uhren von Porsche Design aus. Ferdinand A. Porsche verbindet Funktion mit ästhetischer Form: Ein stimmiges Produkt solle »durch die reine Form erhöht werden«, so fordert er es einmal.
Ferdinand A. Porsche: Schöpfer von Sportwagen-Ikonen, Accessoires und Armbanduhren. Im April dieses Jahres verstirbt der Designer mit 76 Jahren © PR
Ferdinand A. Porsches Credo: Reduktion auf Funktion Sportlichkeit steht dabei im Vordergrund der Uhrenkollektion, die seit den 70er-Jahren auf dem Markt ist. 1972 beginnt die Fertigung. Und trotz dieser jungen Geschichte und der wechselnden Dachmarken, unter denen die Porsche-Uhren gefertigt werden, gelten die Uhrenmodelle heute als Klassiker. Im österreichischen Zell am See sitzt seit 1974 das Designstudio, das Porsche nach dem Rückzug seiner Familie aus dem Sportwagen-Bereich zunächst in Stuttgart gründet. Hier erhält alles, was der Mann von Welt braucht, eine Überarbeitung des Designs. Ob Sonnenbrillen oder Lederwaren, Porsche Design verleiht zahlreichen Produkten eine eigene Handschrift. Kommt zwar das Design von Porsche, sucht sich der Designer stets erfahrene Partner zur Fertigung seiner Produkte. Für die Uhren spricht er zunächst die Grenchener Uhrenfabrik Orfina an. Das Schweizer Unternehmen wird der erste Hersteller von Uhren mit dem markanten »pd«-Logo auf dem Zifferblatt. 1972 kommt der erste Chronograph von Porsche Design auf den Markt; er macht durch seine Optik auf das Wesentliche aufmerksam: die Zeit. Neben einem mattschwarz verchromten Gehäuse und Band tritt die Anzeige mit weißen Zeigern vor schwarzem Blatt deutlich hervor. Das Uhrenmodell wird ein spontaner Erfolg und gilt heute als einer der großen Klassiker der instrumentellen Uhren, der zahlreiche andere Hersteller beeinflusst hat. Zunächst kommt das damals neue Chronographenwerk Valjoux 7750 zum Einsatz, später auch Lemania-Werke des Typs 5100. Damit erfüllt die Uhr die Anforderungen zahlreicher Armeen und wird mit unterschiedlichen Beschriftungen oder auch ganz neutral als Fliegeruhr im Militäreinsatz verwendet. Auch heute noch sind die Uhren beliebt und erzielen auf dem Gebrauchtmarkt hohe Preise. Für knapp 1.000 Euro sind Modelle mit beriebener Beschichtung erhältlich, die meist einer technischen Revision bedürfen. Bis zu 2.000 Euro müssen für gut erhaltene Uhren angelegt werden, Modelle mit Lemania-Werk liegen noch einmal einige hundert Euro darüber.
Den Chronographen ergänzen Uhrenmodelle mit drei Zeigern, Wochentag und Datum. Ausgestattet mit dem bereits schnellschwingenden ETA 2790 (28.800 A/h) sind diese Modelle heute kaum auf dem Markt zu finden. Die Preise für Gebrauchtmodelle liegen zwischen 350 und knapp 1.000 Euro. Mit dem Hersteller IWC kommt der Werkstoff Titan Porsche Design ist zunächst nicht auf eine Manufaktur als Hersteller fixiert. Daher überschneidet sich die Zeit, in der noch Uhren von Orfina in den Umlauf gehen mit der neuen Ära, die einem Hersteller aus Schaffhausen zu verdanken ist: IWC. Bis in die 90er-Jahre wird die Partnerschaft Bestand haben, die 1977 ihren Anfang findet. Als Auftakt präsentiert Porsche Design im Jahr 1978 eine Uhr mit Kompass, die Referenz 3510. Durch einen Klappmechanismus kann der Richtungsweiser im schwarz eloxierten Aluminiumgehäuse zu Tage gebracht werden. 1980 wird der Chronograph von Porsche Design vorgestellt, der ein völlig neues Material auf den Uhrenmarkt bringt: Titan. Das widerstandsfähige, grausilbrige Metall ist leicht und robust und ein Lieblingswerkstoff von F. A. Porsche. Leicht zu erkennen ist es an der Struktur und Farbe. Erst später werden Legierungen entwickelt, die auch Hochglanzpolituren annehmen.
Als Re-Edition kommt 2010 der Titanchronograph zu seinem 30sten Geburtstag auf den Markt. Die Fertigung übernimmt dabei Eterna in Grenchen, nun die Manufaktur der Marke Porsche Design © PR
Dabei ist Titan nicht einfach zu gewinnen – nur in geringen Mengen kommt es in der Natur in den Mineralien Ilmenit und Rutil sowie in Gesteinen vor. Die Schmelztemperatur liegt bei 1.677 Grad Celsius. Doch nicht nur die Gewinnung ist schwer, auch die Bearbeitung erfordert besondere Vorgehensweisen. Viel Ausschuss fällt bei der Herstellung der Gehäuse an, die nach jedem Arbeitsgang weichgeglüht oder abgekühlt werden müssen. Zur damaligen Zeit ist ein Name bei der IWC besonders verbunden mit der Gehäusefertigung: Lothar Schmidt, heute Inhaber der Frankfurter Marke Sinn Spezialuhren. Der deutsche Diplom-Ingenieur ist seit 1980 für die IWC tätig und erarbeitet Fertigungsprozesse für neue Werkstoffe. Hilfe bieten auch Hersteller, die Titan in anderen Produkten verwenden. So zählt auch das Luftfahrtunternehmen Aérospatiale zu den Technologielieferanten. Für IWC sorgt die Kooperation neben allem Aufwand für einen hohen Technologievorsprung und ein neues Image. Jung und dynamisch wirkt nun die Marke, die vorher eher gutsituierte Herren über 40 anspricht. Die Referenz 3704 setzt daher zahlreiche neue Maßstäbe. Die Chronographendrücker sind in das Gehäuse integriert, ebenso wie das Band aus Titanelementen. Ein solches Design gibt es für Chronographen bis dahin nicht. Leicht und ausgewogen liegt die Uhr am Arm, klar und präzise stehen die Zeitanzeige und Stoppfunktion im Vordergrund. Das besondere Material macht den mächtigen Chronographen zu einem Leichtgewicht, das dennoch robust den Alltag übersteht. Heute ist der Chronograph aus Titan ein gesuchtes Modell, das man selbst auf großen Handelsplattformen wie Chrono24 nur schwer finden kann. Wenn jedoch ein Exemplar verfügbar ist, so erzielt sein Verkäufer leicht Preise um die 3.000 Euro. Weniger hoch bewertet, aber technologisch ebenso spannend sind Quarzmodelle wie die Referenz 3732, die bereits für um die 1.000 Euro den Besitzer wechseln. Hier kommt ein hybrides Chronographenwerk zum Einsatz, das auf Basis des Schrittschaltmotors eine mechanische Chronographenkadratur bietet. Das Rohwerk Kaliber JLC 631 liefert dabei Jaeger-LeCoultre zu. Für die Marine: 2.000 Meter unter dem Meer Einen weiteren Meilenstein in Titan setzt die Kooperation von Porsche Design mit der Bundeswehr in Deutschland. Verrichtet bereits der Chronograph seinen Dienst an manch Fliegerhandgelenk, folgt die Ocean nun Tauchern in den Militäreinsatz. Die Referenz 3503 ist wasserdicht bis 500 Meter, die Ocean 2000 mit der Referenz 3504 übersteht bis zu 2.000 Meter Wassertiefe. Die Uhr im organischen Design wird von dem Eta-Kaliber 2892 angetrieben, das in nahezu allen Details umfangreich von der IWC überarbeitet wird. Am rarsten ist heute das antimagnetische Modell für Minentaucher mit der Referenz 3519. Die Gebrauchtpreise für die seit 1997 nicht mehr gebauten Modelle sind jedoch generell hoch – eine gebrauchte Ocean 500 kann man zum Beispiel für 2.000 Euro kaufen. In selbigem Preisrahmen liegen auch die Modelle in Titan mit einer 18-karätigen Goldlünette. Doch wesentlich teurer ist die bis 2.000 Meter Tiefe wasserdichte Ocean 2000. Bis zu 10.000 Euro fordern mutige Verkäufer – mit etwas Glück und Geduld lassen sich jedoch auch Modelle für deutlich weniger Geld finden.
Die Ocean 2000 geht ebenfalls aus der Zusammenarbeit mit IWC hervor und entsteht nach Vorgaben der deutschen Bundeswehr für Kampftaucher und Marine. Bis heute fällt die eigenständige Uhr auf © PR
Von IWC in Schaffhausen zu Eterna nach Grenchen Zum Ende des Jahres 1997 lässt Porsche Design die Verträge mit IWC auslaufen – denn ab sofort wird im eigenen Haus produziert. Bereits 1995 kauft die Familie Porsche die Uhrenmarke Eterna, die mit eigener Produktion perfekt geeignet ist für die Übernahme. Damit finden die Uhren von Porsche Design auch zu einer neuen Identität. Titan spielt jedoch weiterhin eine entscheidende Rolle in der Materialauswahl. Im Jahr 2000 erscheint die PAT, ein Chronograph mit Gehäuse aus einer Aluminium-Titan-Legierung. Im Gegensatz zu den bisherigen Modellen werden die neuen Porsche-Uhren technisch verspielter und aufwändiger, nun halten auch Komplikationen Einzug.
Beherrscht die Welt: Die WorldimterTitan von 2007 zeigt als erste mechanische Uhr eine zweite Zeitzone digital an. Das Gehäuse ist in Titan und – der Tradition folgend – schwarz zu haben © PR
So wird 2007 die Weltzeituhr Worldtimer präsentiert, sowohl in mattem Titan wie auch in einem schwarz beschichteten Gehäuse. Diese erste mechanische Uhr mit einer digital angezeigten zweiten Zeitzone folgt knapp der 2005 präsentierten Indicator, die in digitaler Form die gestoppten Minuten und Sekunden angibt. Nun findet Design mit Technik zusammen – doch die Modelle müssen erst noch unter Beweis stellen, dass sie auch Klassiker werden können. Eines ist jedoch entscheidend für den kompletten Uhrenmarkt: Porsche Design hat Titan nicht nur bekannt gemacht, sondern auch in hohem Maß dazu beigetragen, dass das Material bearbeitet und daher erfolgreich von anderen Herstellern eingesetzt werden kann.
Die Porsche Design P'6500 Heritage Jubiläumsbox © PR
Für die Liebhaber der ersten, wegbereitenden Uhren aus der Porsche-Design-Kollektion gibt es die Heritage-Reihe. Hier finden die Modelle aus den 70er- und 80er-Jahren ein neues Leben. Neben dem ersten schwarzen Porsche-Chronographen ist auch der erste Titan-Chronograph wieder erhältlich – 2010 erscheint die Uhr in limitierter Auflage von 911 Stück zum 30-jährigen Jubiläum. Ebenfalls streng limitiert auf 100 Stück bringt Porsche Design in diesem Jahr eine weitere Jubiläumsbox auf den Markt. In dem auf der Baselworld 2012 gezeigten Ensemble sind alle drei Meilensteine versammelt: der P’6510 Chronograph in Schwarz, die P’6520 Kompassuhr und der P’6530 Titan-Chronograph. Text: Thomas Gronenthal Fotos: Porsche Design Thomas Gronenthal, Jahrgang 1978, kann sich nicht mehr erinnern, wann er damit begann, sich für mechanische Uhren und ihre Werke zu interessieren. Seit 15 Jahren schraubt er dabei auch an den tickenden Zeitmessern.

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