Die Kunst der Animation
Mechanische Automaten sind seltene kunstvolle Meisterwerke der Technik und Kunstgeschichte, die schon seit Jahrhunderten Menschen in ihren Bann ziehen. Diese komplexen Maschinen, oft in Form von Tieren, Menschen oder fantastischen Wesen, wurden entworfen, um durch eine Reihe von mechanischen Bewegungen Leben und Intelligenz zu simulieren. Ihre Geschichte reicht bis ins antike Griechenland zurück, doch ihre Blütezeit erlebten sie in der Renaissance und im 18. Jahrhundert. Begnadete Meisteruhrmacher wie Pierre Jaquet-Droz und Friedrich von Knaus schufen Automaten, die nicht nur einfache Bewegungen ausführen, sondern auch schreiben, musizieren oder zeichnen konnten. In einer Welt, die zunehmend von digitalen Technologien dominiert wird, bieten mechanische Automaten einen faszinierenden Blick auf die Kunst und Technik vergangener Zeiten.
Ein Automat mit mechanisch digitaler Zeitanzeige und Stunden- sowie Halbstundenschlag
An die Tradition, Bewegung mithilfe von Federkraft zu erzeugen, knüpfen nun L'Epée 1839 und MB&F mit der Albatross an. Nach zehn Jahren und 15 Uhren ist das feinmechansiche Kunstwerk die technisch gewagteste Gemeinschaftskreation der zwei Schweizer Unternehmen. Mit insgesamt 1.520 Bauteilen bietet das 600 mm lange x 350 mm breite x 600 mm hohe Oeuvre einen Stundenschlag, der nicht nur die einzelnen Stunden zur vollen Stunde, sondern auch die halbe Stunde mit einem einzigen Schlag wiedergibt, sowie über eine Automatenfunktion mit 16 Propellerpaaren, die sich jede Stunde in Bewegung setzen.
Der Traum vom Fliegen
Die Albatross ist die Idee des Designers Eric Meyer, der sich insbesondere vom Luftschiff „Albatross“ aus Jules Vernes Roman Robur der Eroberer und allgemein von den Raketen und Heißluftballons und anderen fliegenden Objekten inspirieren ließ, von denen der französische Autor so fasziniert war. Jules Vernes Werke haben bereits mehrere MB&F-Kreationen inspiriert, darunter die Legacy-Machines-Kollektion und eine Serie von Pièces Uniques, die auf der LM Split Escapement basieren und von Meistergraveur Eddy Jaquet graviert wurden.
Startklar
Wenn die Uhr die Stunden schlägt, setzt sich das Flugobjekt in Bewegung und bereitet sich mit seinen 32 rotierenden Propellern, die etwa sieben Sekunden lang wirbeln, auf den Start vor. Im Inneren befinden sich zwei Uhrwerke und zwei Aufzugssysteme: Das eine treibt dank zweier separater Federhäuser die Uhrzeit und den Stundenschlag an, während das andere, von einem dritten Federhaus gespeist, die Energie für die Propeller liefert. Das erste wird von Hand über die Propeller an der Vorderseite der Flugmaschine aufgezogen: im Uhrzeigersinn für den Stundenschlag und gegen den Uhrzeigersinn für die Uhrzeit. Die Propeller auf der Rückseite ziehen den Automaten auf. Die Gangreserve der Uhr beträgt durchschnittlich acht Tage – unabhängig davon, ob das Läutwerk ein- oder ausgeschaltet ist – und die des Automaten.
Zwei voneinander unabhängige Funktionen
Diese erste jemals hergestellte „Propeller-Stundenuhr“ verfügt zudem über ein mechanisches System in ihrem Inneren, das es ihrem zukünftigen Besitzer ermöglicht, diese Funktionen je nach Wunsch ein- oder auszuschalten. Dank der beiden Uhrwerke ist es möglich, die Propeller ohne den Stundenschlag drehen zu lassen und umgekehrt. Außerdem gibt es zwei Tasten, die auf Wunsch die Uhrzeit läuten und/oder die Propeller separat drehen.
Bei näherem Hinsehen erkennt man, dass die Propeller paarweise arbeiten und sich gemeinsam drehen, was ihre Rotation schneller wirken lässt. Sie drehen sich mit einer Geschwindigkeit von sieben Sekunden für eine halbe Umdrehung, d. h. 14 Sekunden pro Umdrehung, sodass sie immer sichtbar bleiben und keinen Wind erzeugen. Arnaud Nicolas, CEO von L'Epée, hatte viel Spaß bei der Arbeit an diesem Projekt: „Wir mussten mehrere Versuche unternehmen, um die richtige Leistung und Drehzahl für die Propeller zu finden, da unsere ersten Versuche ein Chaos in der Werkstatt verursachten: Es war, als stünde dort ein startbereiter Hubschrauber!“
Da sich die „erwachsenen Kinder“, die an dieser Kreation gearbeitet haben, nur zu gut daran erinnern, wie sie als Jugendliche waren, haben sie Ausfallsicherungen eingebaut, damit bei einer unbefugten Manipulation an den Propellern nichts kaputt geht. Außerdem haben sie hinter dem Bullauge ein Miniatur-Cockpit mit Armaturenbrett und Steuerrad gebaut, das die neugierigen Kinderaugen erfreuen soll. Zunächst war kein Armaturenbrett in der Luftschiffkabine geplant, aber als die Idee eines durchsichtigen Elements zur Sprache kam, konnten die Uhrmacher nicht widerstehen und fügten diese erst auf den zweiten Blick sichtbaren Details hinzu.
Die Uhr ist aus einem Mix aus Messing, Stahl und Aluminium gefertigt und in fünf Farben – Blau, Rot, Grün, Champagner und Schwarz – erhältlich, wobei jede Farbe auf nur acht Stück limitiert ist. Die farbigen Teile werden mit einem durchscheinenden Kaltlack versehen, der ein wenig an Emaille erinnert und unter dem die verschiedenen Finissierungstechniken zu erkennen sind. Diese Färbetechnik hat L'Epée über die Jahre hinweg perfektioniert. Den Preis verrät MB&F auf Anfrage.