Am 7. Dezember 2012 fand die weltweit erste Live-Auktion im Internet statt, bei der neben Kunstwerken und Schmuck auch Uhren angeboten wurden. Live bedeutet vor allem verzögerungsfrei, und das ist die Hauptschwierigkeit am Aufbau eines Internet-Auktionshauses. Dementsprechend ist die Technik patentiert, die es den Bietern ermöglicht, nach einer Registration auf www.auctionata.com an den regelmäßig stattfindenden Versteigerungen teilzunehmen. Die zweite Schwierigkeit bei der Lancierung eines Online-Auktionshauses liegt darin, die gewohnten Strukturen der Auktionswelt aufzubrechen und Vertrauen für die Versteigerung teilweise extrem hochpreisiger Objekte im Internet zu schaffen. Strukturen aufbrechen? Eigentlich tut Auctionata das gerade nicht. Vielmehr läuft alles so ab, wie man es von klassischen Auktionen gewohnt ist – von der Einreichung und Schätzung der Objekte über die Beschreibung im – digitalen – Katalog bis hin zum Erwerb.
Während der Auktionen, die in Hochauflösung aus dem eigenen Fernsehstudio gesendet werden, können die Bieter jederzeit per E-Mail Fragen stellen, die der Auktionator Fabian Markus beziehungsweise der jeweils anwesende Experte dann live beantworten. Und wer bestimmte Stücke vor der Auktion persönlich begutachten will, kann dies bei Auctionata am Kurfürstendamm 212 in Berlin tun. Auch Bieter vor Ort sind willkommen; schließlich ist es für Auktionshäuser Pflicht, eine persönliche Teilnahme zu gewährleisten.
Warum die Uhr bei Auctionata versteigern?
Wie will sich Auctionata ein Stück des Kuchens sichern und erfolgreich neben den bekannten Auktionshäusern bestehen? Und warum sollte jemand hier eine Uhr ersteigern und nicht bei Christie’s, Sotheby’s und Co.? Zunächst einmal wollen die Gründer Alexander Zacke und Georg Untersalmberger durch Frequenz überzeugen: Momentan findet jede Woche eine Auktion statt, in der entweder Kunstwerke, Blechspielzeug, Möbel, Jagdwaffen oder eben Uhren versteigert werden.
Die Zahl der Angebote ist zwar mit 100 bis 130 geringer als bei klassischen Veranstaltungen, aber durch die hohe Frequenz sind letztlich deutlich mehr Sammleruhren in Umlauf. Zudem spricht der Newcomer neue Käufergruppen an: einerseits Einsteiger, die noch nicht oder nicht regelmäßig auf Auktionen gehen, und andererseits Ausländer, die für eine Uhrenauktion an den klassischen Standorten London, Genf oder New York keine weite Reise unternehmen würden. Im Vergleich zu Bietern sind Verkäufer schwerer zu erreichen, wie Auctionatas Armband- und Taschenuhrenexperte Dr. Oliver Hoffmann unumwunden zugibt.
Diese brächten ihre Uhren – im Moment noch – lieber zu den bekannten Auktionshäusern. Dabei läuft das Schätzverfahren prinzipiell gleich ab, höchstens ein bisschen unkomplizierter: Einfach auf der Website auf „Verkaufen“ und „Jetzt kostenlose Schätzung anfragen“ klicken, das Formular ausfüllen und Fotos hochladen. Der jeweilige Fachmann aus dem rund 250-köpfigen Expertenpool schätzt das Objekt anhand der Fotos und zieht bei Bedarf weitere Experten hinzu. Bis zu fünf Objekte können Privatkunden pro Jahr kostenlos schätzen lassen, ohne dass ein Vertrag mit Auctionata zustande kommen muss.
Wenn der Verkäufer mit der Erstschätzung des Fachmanns einverstanden ist, sendet er seine Uhr, sein Bild oder andere Wertgegenstände an das Auktionshaus, wo die Experten die vom Verkäufer genannten und eventuell bereits korrigierten Angaben zum Objekt noch einmal mit dem Original abgleichen und den endgültigen Schätzpreis festsetzen. Die Auktionsgüter werden in Berlin unter Einhaltung strenger Sicherheitsbestimmungen gelagert und zum gegebenen Zeitpunkt in der Live-Auktion angeboten. Vorbesichtigungen sind wie bereits erwähnt möglich, werden aber laut Hoffmann sehr selten genutzt; das Gleiche gilt für die Möglichkeit, direkt im Auktionssaal mitzubieten. Nicht versteigerte Objekte landen im Online-Shop, wo man sie entweder sofort zum angegebenen Preis kaufen oder aber einen niedrigeren Preis vorschlagen kann. Auctionata verhandelt dann das – verbindliche – Gegenangebot mit dem Besitzer.
Service inklusive: Eine Online-Auktion bei Auctionata beinhaltet eine ausführliche Beratung
Um sich vom allgegenwärtigen Online-Versteigerer Ebay abzugrenzen, setzt Auctionata auf eingehende Kundenberatung. Wer hier eine Uhr ersteigert, wurde zuvor nicht nur vom Verkäufer, sondern zusätzlich von Experten über das Produkt informiert. Doch nicht nur die Beratung gibt Sicherheit, sondern auch eine 25-jährige Echtheitsgarantie: Wer nach dem Kauf feststellt, dass seine Uhr in essenziellen Punkten nicht der Beschreibung entspricht, bekommt sein Geld ohne Abzüge zurück. Ein solcher Fehler in der Beschreibung könnte ein gänzlich falsches Produktionsjahr sein, oder auch eine falsche Kaliberangabe. Apropos Abzüge: Ab- und Aufgeld sind mit jeweils 20 Prozent in etwa so hoch wie bei etablierten Auktionshäusern. Das Abgeld ist die Provision, die der Verkäufer dem Auktionshaus zahlt. Als Aufgeld bezeichnet man die Summe, die ein Käufer zusätzlich zu seinem Endgebot zu entrichten hat; gegebenenfalls fallen auch noch Versicherungs- und Versandkosten an.
Online-Auktionen sind im Kommen
Auctionata hält die Zeit für gekommen, Luxusobjekte im Internet anzubieten. Und tatsächlich lösen sich die meisten Zweifel an dem Geschäftskonzept im Gespräch mit den Verantwortlichen in Wohlgefallen auf. Fakt ist, dass einem der Zugang zur Online-Versteigerung leicht gemacht wird. Die Auctionata-Website ist übersichtlich und bietet dennoch eine immense Informationsvielfalt – nicht nur zu den angebotenen Objekten, sondern auch zu den Experten sowie zu vergangenen und künftigen Auktionen. Von überall aus kann man mit dem Auktionshaus in Kontakt treten, egal ob telefonisch, per Mail oder direkt über das Schätzformular beziehungsweise die Registrierung als Bieter.
Dass die Einfachheit Teil des Geschäftsmodells ist, bestreitet niemand; schließlich ist Auctionata ein Wirtschaftsunternehmen. Erfreulich für den Nutzer ist in jedem Fall die Mischung aus schnellem Zugriff dank modernen Medien und direktem Kontakt zu echten Menschen. Alles Weitere liegt in der Selbstverantwortung des Teilnehmers: Wer an der Supermarktkasse nicht immer noch einen Schokoriegel mitnimmt, wird sich auch nicht durch die übermäßige Teilnahme an Online-Auktionen ruinieren. ak