Auf der Baselworld 2008 ließ die Uhrenmarke Zenith mit einer Armbanduhr aufhorchen, wie es sie noch nie gegeben hatte: Die „Zero-G" verblüffte mit einer kardanisch aufgehängten Hemmung, ähnlich wie bei einem Schiffschronometer. Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass die Unruh immer parallel zur Erdoberfläche steht, sodass die Erdanziehungskraft keine Unwuchtfehler bewirken kann. Auf jener Messe funktionierte der Mechanismus freilich noch nicht. Das Zenith-Entwicklungsteam um Yves Corthesy musste ihn nach der Präsentation weiter optimieren. In der Zwischenzeit erfolgte ein Paradigmenwechsel bei Zenith: Der schillernde Präsident und CEO Thierry Nataf ging im Mai 2009, und sein Nachfolger Jean-Frédéric Dufour leitete ab Juni eine grundsätzliche Wende in der Firmen- und Modellpolitik ein.
Er machte Schluss mit der Exaltiertheit des Markenauftritts, reduzierte die Zahl der Modelle drastisch und kehrte zurück zu vernünftigen Preisen, die freilich auch die Preispolitik seines Vorgängers als überzogen entlarvte. Die echten Uhrenfans freuten sich, dass hinter der Maske des Übertriebenen ihre alte Zenith wieder zum Vorschein kam.

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Doch obwohl Dufour viele Referenzen strich, machte er schon im Oktober 2009 im Chronos-Interview (Heft 06.2009) deutlich, dass er an der Zero-G „als Konzept- und Ausnahmeprodukt" festzuhalten gedenke. Jetzt ist die Zero-G wieder da, aber sie hat ein völlig neues Gewand bekommen - und einen neuen Namen. Als „Christophe Colomb", also Christoph Kolumbus auf Französisch, präsentiert sie sich in einem klassischen Goldgehäuse mit einem exzentrischen kleinen Zifferblatt für Stunden und Minuten bei zwölf Uhr, einer kleinen Sekunde bei der Neun und einer Gangreserveanzeige bei der Drei. Wer noch die bombastische Zero-G im Kopf hat, ist erstaunt, wie elegant sich die kardanische Aufhängung, die ja doch einiges an Platz verlangt, in ein Uhrengehäuse integrieren lässt. Im Gegensatz zur ursprünglichen Zero-G ist die Christophe Colomb eine typische Zenith.

Verblüffend: Die Wölbung spürt man am Handgelenk nicht. Die Christophe Colomb ist eine perfekt tragbare Uhr
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Hingucker bleibt freilich auch beim neuen Modell die kugelförmige Wölbung im Glas bei sechs Uhr, unter der der Mechanismus zu bestaunen ist. Und der dreht sich nun wesentlich leichtgängiger als bei der Zero-G, gibt jeder Lagenänderung sofort nach und spielt damit exakt die Rolle, die ihm zugedacht ist: die Unruh in jeder Situation parallel zur Erdoberfläche zu halten. Auch auf der Gehäuserückseite befindet sich eine - kleinere - Wölbung. Legt man die Uhr an den Arm, ist man verblüfft, diese Wölbung kein bisschen zu spüren; die Christophe Colomb ist also eine durchaus tragbare Uhr. Und sie ist auch erschwinglicher als die Zero-G, für die Nataf noch 350.000 Euro haben wollte: 154.000 Euro beträgt nun der Preis – durchaus interessant angesichts der geringen Limitierung auf je 25 Exemplare in Rotgold und Weißgold (später soll Gelbgold dazukommen) und vor allem angesichts des einzigartigen Mechanismus. Die Christophe Colomb ist kein Tourbillon (auch wenn Thierry Nataf sie so nannte, um sie für bestimmte Käufer attraktiver zu machen), aber weitaus exklusiver als ein solches. buc