Heute gilt die einseitig drehbare Lünette mit Tauchzeitskala und Leuchtpunkt bei null Minuten als Standard für Taucheruhren. Vor dem Abtauchen stellt man den Leuchtpunkt des Tauchdrehrings auf den Minutenzeiger und kann während des Tauchgangs ablesen, wie lange man bereits unter Wasser ist. Die Lünette lässt sich aus Sicherheitsgründen nur gegen den Uhrzeigersinn drehen, damit sich bei einem unbeabsichtigten Verstellen die angezeigte Tauchzeit nur verlängern kann, man also im Fall der Fälle früher und niemals verspätet zum Auftauchen ermahnt wird.
Heutzutage führen alle Taucher einen Tauchcomputer mit, der die Länge und Tiefe benötigter Dekompressionsstopps errechnet und anzeigt. Eine Taucheruhr eignet sich als Reserve: Anhand eines Tiefenmessers, einer Tauchzeittabelle, die man mitführen kann, und der Uhr lassen sich die Dekokomprssionsstopps errechnen.Inhalt:
- Wie entstand die Tauchdrehlünette?
- Welche unterschiedlichen Tauchdrehlünetten gibt es?
- Aus welchen Materialien besteht die Tauchlünette?
Die Geschichte der Tauchdrehlünette
Gerätetauchen stellt einen relativ jungen Sport dar. Als sich in den 1950er-Jahren sowohl der zivile als auch der professionelle Tauchbereich stärker entwickelte, zogen auch die Uhren nach. 1953 stellte Rolex die Submariner mit drehbarer Lünette und Minuteneinteilung vor. Der Ring ließ sich in beide Richtungen bewegen.
Blancpain ging bei seiner im gleichen Jahr lancierten Taucheruhr Fifty Fathoms noch einen Schritt weiter und setzte eine gegen unbeabsichtigtes Verdrehen gesicherte Lünette, ebenfalls mit Minutenskala, ein und ließ diese patentieren. Zum Einstellen musste der Ring heruntergedrückt werden.
Aus dem Bestreben, die Sicherheit weiter zu erhöhen, entstanden einige Speziallösungen: So verfügen sowohl die historische als auch die aktuelle Omega Seamaster Ploprof über einen orangefarbenen Drücker, der unten gehalten werden muss, um die Lünette drehen zu können.
Weitere Sicherhheitsmechanismen von Oris, Sinn, IWC, Tudor & Co.
Der Ring der Oris Prodiver und der AquisPro lässt sich erst drehen, nachdem der äußere Teil der Lünette nach oben gezogen wurde; zum Verriegeln nach der Einstellung drückt man diesen Teil wieder herunter.
Sinn hat ein etwas anderes System: Bei dem Modell T1 muss man die Lünette an zwei gegenüber liegenden Punkten herunterdrücken, bevor man sie drehen kann. Außerdem nennt Sinn seinen Drehring unverlierbar. Er ist nicht wie üblich nur aufgesteckt, sondern durch seitliche Schrauben gesichert, sodass er bei einem Stoß nicht abspringen kann.
Neben der klassischen Drehlünette gab es früh auch schon die innen liegende Skala, die durch eine zweite Krone gedreht werden konnte. Heute verwendet beispielsweise die Audemars Piguet Royal Oak Offshore Diver dieses System.
IWC hat eine eigenständige Lösung gefunden: Bei den Aquatimer-Modellen bewegt eine äußere Drehlünette die innere Tauchskala.
Eine interessante zusätzliche Funktion bietet Doxa: Die meisten Taucheruhren der Marke besitzen zusätzlich zur Minutenskala auf der Lünette eine Tiefentabelle in Fuß, auf der sich ablesen lässt, wie tief man bei der aktuellen Zeit noch tauchen darf, ohne einen Dekompressionsstopp einlegen zu müssen.
Tudor nutzt bei der Black Bay P01 ein spezielles Blockiersystem für die beidseitig drehbare Lünette mit 12-Stunden-Einteilung. Dieses befindet sich zwischen den beweglichen Bandanstößen, die das Leder-Kautschukband mit dem Gehäuse verbinden. Ein klappbares Edelstahlelement bei zwölf Uhr fixiert nach dem Einstellen die Lünette und verhindert deren verdrehen.
Tudor entwickelte diesen Mechanismus bereits 1968 für einen Protoypen, der im Rahmen einer Forschungsreihe für die US-Navy entwickelt wurde.Wie das Blockiersystem der Lünette funktioniert zeigt das Video:
Aus diesen Materialien besteht die Tauchlünette
Heute fertigen viele Marken ihre Tauchskala aus kratzfester Keramik. Die früher üblichen Aluminiumskalen waren dagegen recht empfindlich und gingen zudem häufiger verloren. Blancpain schützt die Skala der Fifty Fathoms dagegen mit einem gewölbten Saphirglas. Noch besser ist es natürlich, wenn nicht nur die Skala, sondern gleich die ganze Lünette Kratzern standhält. Schließlich liegt der Drehring meist so exponiert, dass er 90 Prozent der Schläge einstecken muss.
Omega sorgt bei einigen Taucheruhren mit Keramikgehäuse und -lünette für Robustheit. Sinn bietet gehärteten U-Boot-Stahl, teilweise mit Hartstoffbeschichtung. Vor allem aus Designgründen besteht die Lünette manchmal auch aus Gold, Bronze oder, wie bei einer Variante der Omega Seamaster Diver 300m, aus einer Kombination von Tantal und Rotgold.
Haptisch besonders angenehm lassen sich die Rolex-Tauchlünetten bedienen. Sie klingen in etwa wie ein Tresorschloss und rasten sehr sauber und satt. Das liegt auch an ihrem Aufbau: Im Gehäuse befinden sich drei gefederte Kugeln und ein gefederter Stift, auf dem die Lünette mit ihren inneren 120 Sägezähnen läuft und rastet.
Es überrascht schon, wie viel Entwicklungsarbeit Techniker in der Vergangenheit in die Drehlünette investiert haben. Und sicher können wir für die Zukunft noch mehr innovative und hochfunktionale Tauchzeitringe erwarten.Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.