2025 markiert ein bedeutendes Jahr für Hublot – nicht nur wegen des 20-jährigen Jubiläums der Big Bang, sondern auch durch eine klare Neuausrichtung der Marke. Im Interview spricht der neue CEO Julien Tornare über seine Vision: Hublot soll wieder mutiger, provokanter und einzigartiger werden. Von disruptiven Werbekampagnen bis hin zu spektakulären Boutique-Erlebnissen – jeder Berührungspunkt mit der Marke soll das berühmte „Wow“-Gefühl auslösen. Zudem gibt er Einblicke in die Fokussierung auf Uhrwerke und Materialinnovation, geplante Kooperationen in Kunst, Sport und Musik sowie seine Strategie für die Weiterentwicklung der Uhrwerke. Eines steht fest: Hublot will seine DNA als Avantgarde-Marke neu schärfen – und dabei weder Kompromisse noch Standardlösungen akzeptieren.
Hublot CEO Julien Tornare im Interview
WatchTime Germany: Wie verliefen die ersten Monate bei Hublot?
Julien Tornare: Großartig! Ich bin überglücklich. Ich habe die Marke schon immer geliebt, daher war es keine Überraschung, dass ich mich hier wohlfühle. Doch erst als ich angefangen habe, wurde mir bewusst, wie dynamisch Hublot wirklich ist – die Kreativität, die Innovationskraft und die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der alles vorangeht. Diese Marke passt perfekt zu meiner Persönlichkeit. Das Team ist fantastisch, extrem engagiert, und das Potenzial, das vor uns liegt, ist riesig. Kurz gesagt: Ich bin sehr zufrieden.
War es schwierig, sich umzustellen? Es war ja ein relativ schneller Wechsel von einer Marke zur nächsten. Hat es geholfen, dass das Team so dynamisch ist? Oder war es eher eine mentale Herausforderung, sich auf die neuen Ziele einzustellen?
Nein, nicht wirklich. Die größte Herausforderung war, dass ich innerhalb eines Jahres gleich zwei Onboardings hatte – das war definitiv intensiv. 2024 war für mich ein enorm forderndes Jahr. Doch sobald ich bei Hublot anfing, fühlte ich mich sofort zu Hause. Ich kannte die Marke bereits gut und hatte auch vorher schon Kontakte im Team. Das machte die Umstellung sehr einfach. Manchmal kann man nicht genau erklären, warum ein Ort oder eine Marke perfekt zu einem passt – es fühlt sich einfach richtig an. Und ich hatte sehr schnell eine klare Vision, was ich mit der Marke erreichen möchte. Deshalb: Nein, der Wechsel war keine Herausforderung – im Gegenteil, ich bin sehr glücklich.
Das ist schön zu hören. Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen CEO Ricardo Guadalupe, der ja noch die Rolle eines Ehrenvorsitzenden innehat.
Wirklich gut! Ricardo und ich kennen uns schon lange und hatten immer ein ausgezeichnetes Verhältnis – das hat sich nicht geändert. Bis Februar bleibt er noch Ehrenpräsident, danach zieht er sich zurück. Er bringt seine Erfahrung und sein Wissen über die Marke ein und respektiert die Richtung, die ich einschlagen möchte. Unsere Zusammenarbeit ist angenehm und klar strukturiert. Ich habe erst letzte Woche mit ihm zu Mittag gegessen – er gibt Ratschläge und unterstützt mich. Als es um die Nachfolge ging, war er einer derjenigen, die meinen Namen ins Spiel gebracht haben. Er meinte: „Ich sehe Julien in dieser Position.“ Deshalb verlief der Übergang auch so reibungslos.
Lassen Sie uns über die neuen Kollektionen sprechen. Die Anzahl der neuen Modelle ist dieses Jahr etwas geringer als gewohnt.
Ja, das ist eine bewusste Entscheidung.
Also eine strategische Entscheidung? Vielleicht auch als Reaktion auf die wirtschaftlichen Herausforderungen der Branche?
Genau. Als ich am 1. September begonnen habe, war noch nicht klar, wie genau wir das 20-jährige Jubiläum der Big Bang feiern würden. Aber ich habe sofort gesagt: "Das ist eine einmalige Gelegenheit! Wenn wir sie verpassen, ist es zu spät.“ Seitdem haben wir mit Hochdruck daran gearbeitet, das Portfolio für 2025 strategisch zu strukturieren. Modelle, die nicht direkt mit dem Jubiläum verbunden sind, wurden separat eingeplant.
Unser gesamter Auftritt bei der Watches and Wonders wird im Zeichen der Big Bang stehen – vom Messestand, der völlig neu gestaltet wird, bis zu den Sondereditionen, die wir präsentieren. Auch die Werbekampagne und das große Event am 2. April werden sich um dieses Jubiläum drehen.
Natürlich gibt es auch Neuheiten in der Spirit of Big Bang-Kollektion sowie die Saxem, die erneut beweist, wie kreativ wir in der Materialinnovation sind. Ein wichtiges Projekt für mich war, das Uhrwerk der Meca-10 weiterzuentwickeln, das Gehäuse zu verkleinern und die Veredelung auf ein neues Niveau zu heben. Das zeigt auch, wo ich die Zukunft der Marke sehe: eine noch stärkere Fokussierung auf die Weiterentwicklung unserer Uhrwerke.
Hublot ist bekannt für innovatives Marketing, bahnbrechende Materialien und mutige Farbkonzepte – in diesen Bereichen sind wir führend. Doch manchmal wird unser uhrmacherisches Können unterschätzt – und das möchte ich ändern. Denn das ist nicht gerechtfertigt. Unser Manufakturkaliber Meca-10 ist herausragend, das Unico-Werk ebenfalls. Natürlich gibt es Bereiche, in denen wir uns verbessern können – und genau daran werden wir arbeiten. Niemand soll unser uhrmacherisches Können mehr infrage stellen. Unsere Uhrmacher leisten außergewöhnliche Arbeit und verdienen dafür die volle Anerkennung.

Julien Tornare, CEO Hublot
HublotIst die Weiterentwicklung der Uhrwerke eine langfristige Strategie für die nächsten zehn Jahre? Oder wird es auch stärkere Kooperationen mit anderen Marken innerhalb der Gruppe geben?
Wir sind sehr stolz darauf, das El Primero-Werk in der Spirit of Big Bang zu verwenden. Ich erinnere mich noch gut an meine Zeit bei Zenith – damals hat es mich gefreut, dass Hublot das El Primero mit Stolz kommuniziert hat. Es ist ein großartiges Uhrwerk. Ich werde seine Nutzung sogar noch ausbauen – und möglicherweise auch weitere Werke integrieren, neben unseren eigenen Manufakturkalibern.
Für mich ist es keine Obsession, 100 % In-House zu gehen. Viel wichtiger ist, dass wir für jede Uhr das bestmögliche Werk nutzen.
Also geht es eher darum, immer das Beste vom Besten einzusetzen?
Genau. In unserem Segment müssen wir sicherstellen, dass wir nur die höchste Qualität bieten.
Sie haben es bereits angesprochen – es ist ein großes Jahr für die Marke. Was ist Ihre persönliche Vision?
Ganz einfach: Ich habe analysiert, was Hublot so erfolgreich gemacht hat. Für mich gehört Hublot zweifellos zu den größten Erfolgsgeschichten der Uhrenbranche in den letzten 20 Jahren – das ist bemerkenswert. Aber warum? Was war das Erfolgsrezept?
Hublot wurde von Carlo Crocco gegründet, der bereits damals innovativ und disruptiv dachte. Er kombinierte Kautschukbänder – damals ein als minderwertig geltendes Material – mit Gold. Dann kam Jean-Claude Biver, der mit seiner revolutionären Herangehensweise die Marke auf ein neues Level hob. Sein Motto lautete: „Sei einzigartig und anders.“ Jeder Berührungspunkt mit Hublot war unkonventionell und mutig.
In den letzten Jahren – vermutlich aufgrund der gewachsenen Größe der Marke – wurde Hublot an manchen Stellen etwas zu standardisiert. Genau das darf nicht passieren. Hublot muss dynamisch bleiben, anders sein. Ich erinnere mich an unsere früheren Werbekampagnen: Provokant, einzigartig – wie die legendäre Anzeige mit dem Boxer. In letzter Zeit waren es oft nur klassische Produktbilder – austauschbar. Das möchte ich ändern. Die neue Kampagne, die im April erscheint, wird völlig anders sein. So etwas hat es in der Uhrenbranche noch nie gegeben. Auch unsere Boutiquen waren früher spektakulär – zum Beispiel durch Hologramme. Wer eine Hublot-Boutique betrat, dachte: „Wow! Das gibt es nur hier.“ Genau dieses Gefühl will ich zurückbringen. Jeder Berührungspunkt mit der Marke soll dieses „Wow“ auslösen. Das ist Hublot. Die Marke polarisiert – und das ist völlig in Ordnung.
Hublot ist führend in der Materialinnovation – wird es neue Materialien für die Big Bang geben?
Ja, aber nicht im Rahmen des Jubiläums. Das Jubiläum ist eine Hommage an das Original. Wir haben hinterfragt, was die erste Big Bang so einzigartig gemacht hat und wie sich das Modell weiterentwickelt hat. Was waren die besten Elemente dieser Entwicklung? Mit dieser Denkweise haben wir die Big Bang der Zukunft geschaffen – eine Fusion der besten Eigenschaften aus Vergangenheit und Gegenwart.
Was neue Materialien betrifft, arbeite ich bereits mit unserem Design und Produkt-Team an spannenden Innovationen. Da kommt einiges Großartiges auf uns zu – aber das wird erst später enthüllt.
Wie sieht es mit Kooperationen aus? Hublot ist bekannt für starke Partnerschaften – von Künstlern bis hin zu Marken wie Nespresso.
Genau. Hublot ist eine emotionale Marke. Natürlich werden wir technische Aspekte wie die Uhrwerke weiterentwickeln, aber im Kern verkauft Hublot Emotionen und Leidenschaft. Niemand braucht wirklich eine Uhr – es geht um das Gefühl, das sie vermittelt. Deshalb fokussieren wir uns auf drei emotionale Säulen: Kunst, Sport, Musik. Hublot kehrt dieses Jahr auch mit voller Kraft in die Musikwelt zurück.
Sehr spannend! Letzte Frage: Was ist Ihr persönlicher Favorit unter den Neuheiten dieses Jahres?
Die, die ich gerade trage: Die neue Big Bang Meca-10 in 42 mm – ich liebe das Material Frosted Carbon. Die Verarbeitung des Uhrwerks ist herausragend, und die Verbindung zwischen Werk und Gehäuse ist innovativ und perfekt abgestimmt. Diese Uhr ist extrem gut ausbalanciert – ich liebe sie.
Sie beeindruckt auch durch ihre Leichtigkeit.
Ja, sie ist unglaublich angenehm zu tragen.