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7 Minuten

Interview Philippe Roten: Die Zukunft von Chronext

Philippe Roten, CEO von Chronext
© PR
Seit April hat Chronext einen neuen Chef: Branchenkenner Philippe Roten (früher u.a. bei Omega, Hublot, TAG Heuer) führt den Online-Uhrenhändler als Nachfolger von Gründer Philipp Man. Im Interview mit WatchTime umriss der Vertriebsprofi seine Pläne für die Zukunft.
Philippe, du bist seit April 2023 neuer CEO von Chronext. Wie möchtest du das Unternehmen in die Zukunft steuern? Ich sehe mich unter anderem als Brückenbauer. Es ist kein Geheimnis, dass die Industrie und der Handel Chronext über die Jahre recht kritisch gesehen haben. Ich möchte das Vertrauen wieder aufbauen. Wir wollen ein Miteinander, kein Gegeneinander, und sind auch schon mit einigen Herstellern und Händlern in Kontakt. Denn alle fragen sich: Wir behandelt Chronext das Thema Gebrauchtuhren? Meine Antwort ist: Wir können einen Mehrwert für die Branche bieten und ein starker Partner für die Industrie und den Handel sein.Wie stellst du dir das konkret vor? Wir wollen uns in erster Linie auf den An- und Verkauf von CPO-Uhren („Certified Pre-Owned“, zertifizierte Uhren aus Vorbesitz, Red.) konzentrieren. Und gleichzeitig möchte ich Chronext noch stärker als Marke positionieren. Als CPO-Brand. Ein Juwelier, der sein Angebot erweitern will, kann Chronext als neue Marke aufnehmen und bekommt so über unsere CPO-Modelle interessante große Marken in sein Portfolio. Gleichzeitig helfen wir dem Juwelier damit, sich auf sein Neuuhrengeschäft zu konzentrieren. Wenn er nämlich eigenständig Gebrauchtuhren an- oder verkauft, gilt es einiges zu beachten: So stellt sich die Frage, ob die Uhr und alle ihre Komponenten echt sind und inwiefern die Uhr noch aufgearbeitet werden muss. Im Weiteren gilt es, den richtigen Marktpreis zu bestimmen. All das können wir für ihn erledigen. Genauso können wir Hersteller unterstützen, die CPO-Geschäft und Neuuhrenverkauf trennen wollen.Wie wollt ihr euer eigenes CPO-Geschäft pushen? Wir verbessern aktuell unsere Systeme, um allen Kunden den CPO-Uhrenverkauf zu erleichtern. Im nächsten Schritt überlegen wir, demnächst eine eigene Boutique zu eröffnen.
CPO-Bestseller bei Chronext: Rolex Datejust © Chronext
CPO-Bestseller bei Chronext: Omega Seamaster © Chronext
CPO-Bestseller bei Chronext: Tudor Black Bay © Chronext
Ihr habt bereits eure Lounges in verschiedenen Städten. Wo ist der Unterschied? Die Lounges sind häufig in Bürogebäuden zu finden und sind nicht direkt von der Straße oder von Passanten erreichbar. Mit einer Boutique mit Schaufenstern und einer einladenden Atmosphäre steigern wir unsere Sichtbarkeit und Präsenz auf dem Markt.Ihr macht damit Händlern wie Bucherer oder Rüschenbeck Konkurrenz, die ebenfalls in verschiedenen Städten CPO-Boutiquen betreiben. In gewissem Sinne, ja. Unsere Boutiquen sind jedenfalls nur für CPO-Uhren gedacht. Für uns ist es wichtig, On- und Offline-Verkauf zusammenzuführen. Denn die Entscheidung unserer Kunden, eine Uhr zu kaufen, findet heute in einer Überschneidung beider Kanäle statt: Der eine wählt im Internet ein paar Uhren aus, die ihn interessieren, und geht später in ein Geschäft, um sie sich anzuschauen und gegebenenfalls zu kaufen. Der andere probiert zuerst im Laden ein paar Uhren an, entscheidet sich später und bestellt sein Lieblingsmodell von zu Hause aus. Heute geht es nicht mehr um Online oder Offline, beides spielt zusammen. Darauf reagieren wir mit der Einführung der Boutiquen. Analysten gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren 40 Prozent der verkauften Uhren online verkauft werden. Das ist zwar deutlich mehr als heute – 2022 waren es 15 Prozent –, heißt im Umkehrschluss aber, dass 60 Prozent nach wie vor stationär stattfinden. Auch deswegen wollen wir in diesem Bereich mitspielen.Neben Gebrauchtuhren verkauft Chronext auch neue Uhren. Das werdet ihr doch sicher weiterhin tun, oder? Ja. Am Ende entscheidet der Kunde, was er haben will, ob er eine neue oder eine gebrachte Uhr möchte. Dabei sollte nicht der Preis ausschlaggebend sein, sondern die Qualität und der Umfang des Service. Wir möchten, dass Kunden bei uns einkaufen, weil wir einen hervorragenden Service bieten, zwei Jahre Garantie gewähren und ein Echtheitszertifikat für unsere CPO-Produkte ausstellen. Rund um das Thema CPO wollen wir auch Dienstleistungen anbieten, zum Beispiel Versicherungslösungen. Dass also jemand, der sich bei uns eine Uhr kauft, gleich entsprechend versichern lassen kann. Gleichzeitig werden wir auch auf dem Gebiet Neuuhrenverkauf neue Wege einschlagen, indem wir auf unserer Website eine Micro-Brand-Boutique einrichten. Da integrieren wir bewusst kleine Marken, die im Handel nicht die Unterstützung bekommen, die sie bräuchten. Mit unseren Newslettern, in den verschiedenen Informationen, die wir herausgeben, können wir diesen kleinen Marken eine Plattform geben. Wir haben bereits fünf Marken an Bord – Eza Watches, Hercules, Subdelta, Squale und Aerowatch – und werden noch weitere hinzunehmen. Alles Marken, die dem breiten Publikum heute noch nicht so bekannt sind.Ihr verkauft aber auch heute schon größere Marken, wie zum Beispiel Sinn. Ja, aber da geht es vor allem auch um den Service. Wir sind offizieller Servicepartner von Sinn, wie auch von TAG Heuer und seit neuestem von Breitling.
Chronext ist seit 2023 auch offizieller Servicepartner von Breitling © Chronext
Was heißt das genau? Jeder, der zum Beispiel eine TAG-Heuer-Uhr zum Service bringen will, kann genauso gut zu uns gehen wie zu TAG Heuer selbst oder zu einem niedergelassenen Händler. Wir sind dafür von der Marke offiziell zertifiziert. Mit Sinn und Breitling verhält es sich genauso, und wir wollen künftig mit noch mehr Herstellern auf diese Weise zusammenarbeiten.Brauchen die Marken eure Hilfe im Service? Ja, allein schon quantitativ. Nimm allein das Thema CPO: Jedes Jahr kommen Tausende von Uhren aus Vorbesitz auf den Markt. Die müssen erst einmal überarbeitet werden, bevor sie weiterverkauft werden können. Gottseidank ist eine Uhr ein sehr nachhaltiges Produkt, das, richtig gepflegt, von Generation zu Generation weitergegeben werden kann. Das bringt mit sich, dass ein ständig steigender Servicebedarf bei den Uhrenmarken besteht. Und da können wir ihnen mit unserem Service-Center in Köln, bestehend aus einem Team von 20 Mitarbeitern, helfen.Was unterscheidet euch von einer Plattform wie Chrono 24? Sowohl Käufer als auch Verkäufer wickeln ihre Geschäfte über uns ab. Der Kunde kennt uns, er vertraut uns, das ist eine ganz andere Situation, als wenn wir nur eine Plattform bieten, wie das bei Chrono 24 der Fall ist.Dafür muss man bei euch etwas mehr bezahlen. Ob es effektiv mehr ist, weiß ich so nicht. Jedenfalls gibt es beim Kauf einer CPO-Uhr um mehr als nur um den Preis. Nämlich auch um die Sicherheit, eine geprüfte Uhr zu bekommen, die fachmännisch aufgearbeitet ist und zudem zwei Jahre Garantie hat – was so sicher nicht jeder bietet.
Im Service-Center von Chronext in Köln sind 20 Mitarbeiter tätig © PR
Wie hoch ist eure eigene Marge? Bisher war es so, dass wir eher eine zu geringe Marge hatten. Das ist etwas, woran wir für die Zukunft arbeiten müssen.Wie findet ihr den richtigen Preis für eine Uhr? Wir sourcen jeden Tag ca. 500.000 Preise. Das gibt uns bereits einen guten Indikator. So können wir sehen, was der niedrigste, höchste und Durchschnittspreis für eine Uhr ist. Unser Ziel ist, dass wir für eine Referenz eine Art Aktienkurs der Preisentwicklung darstellen können. Sodass jemand, der bei uns eine Uhr kauft oder verkauft, sehen kann, wohin sich das Produkt bewegt. Wir arbeiten auch bereits mit Marken zusammen, die von uns solche und andere Marktdaten beziehen.Das Platzen der Gebrauchtuhrenblase im Spätsommer 2022 hat euch auch getroffen. Wie schätzt du die Entwicklung des Marktes in nächster Zeit ein? Diejenigen Käufer, die mit den Uhren nur spekulieren wollten, sind inzwischen raus aus dem Markt. Zurzeit gehen die Preise weiterhin etwas nach unten, bis wahrscheinlich demnächst ein Niveau erreicht ist, an dem die Nachfrage wieder zunimmt. Nach dem extremen Hype ist das eine Art Gesundschrumpfen. Ich denke aber, für die meisten Uhrenliebhaber geht es nicht um Spekulation, sondern darum, dass man eine schöne Uhr für sich selbst kaufen möchte. Das ist und bleibt die Basis für unser Geschäft.Chronext wurde 2013 von Philipp Man und Ludwig Wurlitzer als Händler von Gebrauchtuhren gegründet. Ein geplanter Börsengang wurde 2021 verschoben und ist zurzeit kein Thema mehr. Stattdessen erhielt das im schweizerischen Zug registrierte Unternehmen 2023 neue Investoren, zu denen vor allem die Private-Equity-Gesellschaft Helvetica Capital AG gehört. Präsident des Verwaltungsrats ist Till Spillmann, Philippe Roten der CEO. Chronext ist bislang vorwiegend in Europa aktiv, mit den Schwerpunkten Deutschland, Österreich und Schweiz, es gibt aber auch ein Büro in Hongkong. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen seit 2013 über 100.000 Uhren auf Echtheit geprüft; in der Regel befinden sich rund 7.000 Uhren auf Lager. Im Online-Handel kooperiert Chronext mit dem Online-Modehändler Farfetch und ist über diesen Weg auch in nichteuropäischen Ländern wie den USA tätig. 2023 übernahm Chronext außerdem Teile des insolvent gegangenen Uhren-Onlinehändlers Watchmaster.
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