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Made in Japan: Ein Blick in die G-Shock-Manufaktur in Yamagata

Wie Casio in der Yamagata-Manufaktur seine Premiumuhren fertigt und mit der G-Shock-Technologie Funktionalität und Luxus vereint.
Casio Manufaktur in Yamagata
©

Casio / Shirin Blum

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Casio? Ob als Geschenk in der Kindheit, als treuer Begleiter während der Teenagerjahre in Form einer Baby-G oder als unverwüstliche G-Shock, die selbst den härtesten Bedingungen standhält – die Marke Casio ist ein fester Bestandteil vieler Lebensgeschichten. Besonders die Premium-Modelle der G-Shock-Reihe genießen Kultstatus. Auch wenn einige Puristen ausschließlich mechanische Präzisionswerke aus der Schweiz akzeptieren, bleibt Casios Beitrag zur Uhrenwelt einzigartig – und unumstritten.

Eine Erfolgsgeschichte aus Innovation

Die Erfolgsgeschichte der Uhrensparte begann 1974, als Casios Mitgründer Toshio Kashio mit der Casiotron die Uhrenindustrie aufrüttelte. Kashio, der als Visionär hinter Innovationen wie kompakten Taschenrechnern und elektronischen Musikinstrumenten stand, legte damit den Grundstein für Casios Aufstieg von einem Elektronikkonzern zu einem führenden Uhrenhersteller.

Der erste kompakte elektronische Rechner 14-A

Der erste kompakte elektronische Rechner 14-A

© Casio / Shirin Blum

Ein passender Ort, um die Wurzeln dieses Erfolgs zu würdigen, ist das Toshio Kashio Memorial Museum of Invention in Tokio, das frühere Wohnhaus des Casio-Gründers. Hier begann Kashios Laufbahn mit der Entwicklung des 14-A, des weltweit ersten kompakten, vollelektrischen Relaisrechners. Heute stehen Casios Uhren – allen voran die G-Shock – im Zentrum des globalen Erfolgs, ein Vermächtnis, das Besucher im Museum hautnah erleben können. Es ist auch der Ort, an dem wir den G-Shock-Erfinder Kikuo Ibe sowie den heutigen Leiter der Entwicklungsabteilung Ryohei Saito treffen.

Der Beginn einer neuen Ära: Die Geburt der G-Shock

Als Kikuo Ibe im Jahr 1976 zu Casio stieß, befand sich die Uhrenbranche im Wandel. Quarzuhren galten als Zukunft der Zeitmessung: präzise, erschwinglich und modern. Doch Ibe hatte eine andere Vision. Inspiriert wurde er durch ein einschneidendes Erlebnis: Die Uhr, die ihm sein Vater geschenkt hatte, fiel zu Boden und war irreparabel beschädigt. Dieses Erlebnis wurde zur Initialzündung für die Entwicklung eines Zeitmessers, der Stürze und Erschütterungen unbeschadet übersteht.

Nach zwei Jahren intensiver Forschung und rund 200 gescheiterten Prototypen fand Ibe die Lösung: ein Gehäuse, das die stoßdämpfenden Eigenschaften eines Balls nachahmt, gepaart mit einem schwebend aufgehängten Uhrwerk. Das Ergebnis war die DW-5000C, die 1983 mit den sogenannten „Triple Ten“-Kriterien auf den Markt kam: sturzsicher aus zehn Metern Höhe, wasserdicht bis zehn Atmosphären und ausgestattet mit einer Batterie, die zehn Jahre hält. Um die Belastbarkeit zu testen, warf Ibe die Prototypen aus den Fenstern der Casio-Zentrale in Tokio – ein unvergleichlicher Ansatz in der Uhrenwelt.

Die Uhren im Toshio Kashio Memorial Museum of Invention in Tokio

Die größten Erfolge: Für die Uhren gibt es im Toshio Kashio Memorial Museum of Invention in Tokio einen eigenen Raum.

© Casio / Shirin Blum

Vom Geheimtipp zum Kultobjekt

Zunächst verlief der Markteintritt schleppend. Doch als Skateboarder – und damit eine junge, rebellische Zielgruppe – das Design für sich entdeckten, begann der Siegeszug der G-Shock. Funktionalität, erschwingliche Preise und später die farbenfrohen Designs machten die Uhr zu einem unverzichtbaren Accessoire der 90er-Jahre. Ihre Vielseitigkeit und die schier unendliche Anzahl an Varianten sorgten dafür, dass sie Altersgrenzen, Geschlechter und Stilvorlieben spielend überwand.

Ein weiterer Faktor für Casios Erfolg ist die enge Verbindung zur Popkultur. So trug Marty McFly in Zurück in die Zukunft (1985) die Casio CA53W-Taschenrechneruhr – ein nerdiges, aber stilvolles Accessoire, das bis heute für unter 50 Euro erhältlich ist. Keanu Reeves setzte 1994 in Speed mit der klassischen G-Shock DW-5600 ein Statement, während er einen mit einer Bombe bestückten Bus lenkte. Diese ikonischen Auftritte hob G-Shock auf ein neues Level, wie Ryohei Saito treffend bemerkte.

Daniela Pusch, Head of Editorial WatchTime Germany, beim Wristcheck mit Ryohei Saito, dem Leiter der Entwicklungsabteilung von G-Shock.

Daniela Pusch, Head of Editorial WatchTime Germany, beim Wristcheck mit Ryohei Saito, dem Leiter der Entwicklungsabteilung von G-Shock.

© Casio / Shirin Blum

Fortschritt als Philosophie

Casio ruht sich jedoch nicht auf seinen Lorbeeren aus. Über die Jahre wurde die G-Shock stetig weiterentwickelt: Sie ist widerstandsfähiger, autarker und technologisch fortschrittlicher als je zuvor. Energie sparende Systeme, die Batteriewechsel überflüssig machen, automatische Zeitzonenanpassungen und die Verwendung immer widerstandsfähigerer Materialien brachten die Uhr auf ein neues Niveau. Ihre Robustheit gegenüber extremen Bedingungen – von Hitze und Kälte bis hin zu Stößen und Wasser – bleibt dabei stets ein zentraler Fokus. Was einst als Experiment begann, entwickelte sich zu einem globalen Phänomen. Mit jeder Generation wächst die Fangemeinde weiter.

Beim Besuch im Headquarter von Casio in Tokio und in der Produktionsstätte der Premium-Linie in Yamagata wird eines deutlich: Der Drang nach Innovation ist untrennbar mit der Marke verbunden. Alles, was Casio entwickelt, wird von der Nützlichkeit für den Träger bestimmt. Was einst als Manifestation von „Form folgt Funktion“ begann, hat sich inzwischen zu einem Designansatz entwickelt, der technische Raffinesse mit farbenfrohen Kooperationen und innovativen Materialien verbindet.

„Unser Designprozess ist ein ständiger Dialog mit dem Markt. Wir beobachten Trends, hören die Meinungen unserer weltweiten Netzwerke und holen aktiv Ideen unserer Kollegen aus Ländern wie Deutschland ein. Außerdem reisen wir, um Menschen vor Ort zu treffen und ein Gespür für ihre Bedürfnisse zu entwickeln. Besonders wichtig ist es uns, jungen Talenten in unserem Unternehmen eine Stimme zu geben. Ihre Perspektiven inspirieren uns, Produkte zu schaffen, die den Zeitgeist treffen.“

Ryohei Saito, Leiter der Entwicklungsabteilung

Diese Philosophie spiegelt sich auch in der fortschrittlichen Technologie der G-Shock wider, die heute 60 Prozent des Casio-Umsatzes ausmacht. Obwohl die Uhren zahlreiche Funktionen bieten, die auch in Smartwatches zu finden sind – von Schrittzählern bis zur Anzeige von Benachrichtigungen –, bleibt Casio seiner Philosophie treu: Praktikabilität hat Vorrang. „Eine Uhr, die täglich aufgeladen werden muss, passt nicht zu unserer DNA“, betont Saito. Statt Konkurrenzprodukte wie die Apple Watch zu imitieren, konzentriert sich Casio auf essenzielle Funktionen, die den Nutzern einen echten Mehrwert bieten.

Yamagata: Die Wiege der Perfektion

Im Herzen der Präfektur Yamagata, bekannt für ihre üppigen Kirschgärten, befindet sich Casios Premium-Manufaktur. Hier werden nicht nur G-Shock-Modelle der Serien MR-G und MT-G gefertigt, sondern auch die luxuriöse Oceanus-Kollektion, die in Europa nicht erhältlich ist.

Die Premium Modelle der G-Shocks werden in Yamagata gefertigt.

Die Premium Modelle der G-Shocks werden in Yamagata gefertigt.

© Casio / Shirin Blum

Die 1979 eröffnete Fabrik, die mittlerweile aus sieben Gebäuden besteht, gilt als Mutter aller Casio-Produktionsstätten. Das neueste Gebäude, „G“, wurde 2018 extra für die Uhrenproduktion errichtet. Neben der Fertigung überwachen die rund 600 Mitarbeiter – 42 % davon sind Frauen – auch die internationalen Werke in China und Thailand, in denen preisgünstigere Modelle und Elektronikprodukte hergestellt werden. „Die Nutzer selbst definieren, wie wir unsere Modelle differenzieren“, erklärt Saito. „Wir analysieren spezifische Nutzergruppen, sei es Surfer, Rettungskräfte oder Liebhaber von Luxusuhren, und entwickeln für jede Gruppe maßgeschneiderte Produkte. Die Bedürfnisse und Vorlieben dieser Gruppen ändern sich im Laufe der Zeit, und wir passen uns entsprechend an. Viele Ideen werden geprüft, aber nicht alle kommen auf den Markt. Am Ende sind es die Kunden, die unsere Entwicklung prägen.“

Das Zifferblatt der MRG-B2100 vor dem Einsetzen in das Gehäuse

Das Zifferblatt der MRG-B2100 vor dem Einsetzen in das Gehäuse

© Casio / Shirin Blum

Die Stärken der Produktion in Yamagata liegen in der integrierten Fertigung vom Formenbau bis zur Auslieferung. Für die „Made in Yamagata“-Qualität, die mit dem Gütesiegel „Made in Japan“ gleichbedeutend ist, sorgt ein hoch qualifiziertes Montage-Team, das überwiegend aus langjährigen Mitarbeitern besteht. Eine Besonderheit ist das Medaillensystem, das den Status der Mitarbeiter widerspiegelt: Gold, Platin und Meister. Nur wenige erreichen den höchsten Rang, der nach einer Kombination aus theoretischen und praktischen Prüfungen verliehen wird. Die entsprechenden Tests finden jährlich statt und bestehen aus theoretischen sowie praktischen Komponenten. Derzeit ist nur eine Mitarbeiterin als Meisterin ausgezeichnet. Sie ist in der Lage, alle Produktionsschritte von Anfang bis Ende durchzuführen. Auch in Japan besteht ein Mangel an nachkommenden Fachkräften.

Premium Production Line

Bevor uns die Tour durch die langen, weißen, von Pianomusik untermalten Gänge zu den Montagelinien führt, beginnen wir im Showroom, in dem einige Uhren ausgestellt sind, die in Yamagata gefertigt werden – unter anderem in einem vertikalen Aquarium, in dem Fische zwischen G-Shock-Uhren schwimmen. Dazu wird an einfachen Tests die Stoßfestigkeit der Uhren spielerisch demonstriert: So lassen wir rohe Eier auf eine stoßdämpfende Matte aus Alpha Gel fallen, einem weichen, etwas klebrigen Silikongel, das den G-Shocks Stoß- und Vibrationsdämpfung verleiht (und ja, die Eier blieben unbeschadet).

G-Shock Manufaktur Yamagata Aquarium mit Uhren

In der Produktionsstätte in Yamagata werden die Premium-Modelle von G-Shock gefertigt und auf Herz und Nieren geprüft. Zur Veranschaulichung stehen im Showroom verschiedene Tests zur Verfügung, die den Prozess erklären. Aber auch die einzelnen hier gefertigten Modelle sind ausgestellt, unter anderem in einem Aquarium.

© Casio / Shirin Blum

Nach dem Anlegen der Schutzkleidung und dem Betreten der Luftschleuse gegen Staubpartikel erreichen wir den modernen Maschinenpark. Kurz vor Feierabend werden die Programme jeweils für den nächsten Tag eingerichtet. Während unseres Besuchs wurden unter anderem Serien der MRG-B2100 zusammengebaut. An verschiedenen Stationen werden Gehäuse, Zifferblatt und Zeiger Schritt für Schritt zusammengefügt und überprüft. Zwei verschiedene Modelle können gleichzeitig in der Premium-Produktionslinie montiert werden. Die große Mehrheit der G-Shocks ist noch immer sehr erschwinglich, während einige Modelle über die Jahre hinweg hinsichtlich Material und Preis in eine luxuriösere Liga aufgestiegen sind – insbesondere in den Unterfamilien MR-G und MT-G. Die teuersten G-Shocks, von denen viele limitierte Auflagen sind, liegen bei über 3.000 Euro und erreichen eine Obergrenze von knapp unter 10.000 Euro, was sie mit Schweizer Luxusuhren mit mechanischem Uhrwerk vergleichbar macht. Nach der Montage wird jedes Modell noch auf Wasserdichtigkeit, Luftdichtigkeit und Haltbarkeit getestet.

G-Shock MRG-B2100 Gehäuse

G-Shock MRG-B2100 Gehäuse

© Casio / Shirin Blum

Ein herausragendes Beispiel für Casios luxuriösen Anspruch ist die limitierte G-Shock MRG-B2000JS. Sie ist inspiriert von der Kunst des japanischen Schwertschmiedens. Ihre wellenartige Lünette spiegelt die Härtungslinie eines traditionellen Katanas wider, und die gesamte Uhr ist ein Meisterwerk japanischer Handwerkskunst. Um die Verbindung zwischen Uhrmacherei und Schwertkunst zu verstehen, reisen wir nach Okayama, der Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur im Süden des Landes, wo der Meisterschmied Kamiyama Teruhira uns die Fertigung eines Katanas erklärte. Vom Schmieden des Stahls bis zur finalen Politur sind oft fünf Handwerker beteiligt – eine Tradition, die sich in der Detailverliebtheit der MRG-B2000JS widerspiegelt. Die wellenartige Gestaltung der Lünette der G-Shock entspricht der wellenartigen Härtungslinie der Klinge. Die Fertigung des speziellen Katanas, ein Unikat, das nun im Casio-Headquarter ausgestellt ist, dauerte nach Angaben von Kamiyama Teruhira etwa zwei Jahre – wobei der eigentliche Metallpart nur etwa zwei Wochen in Anspruch nahm.

Meisterschmied Kamiyama Teruhira mit seinem Katayana, welches exklusiv für G-Shock angefertigt wurde

Meisterschmied Kamiyama Teruhira mit seinem Katayana, welches exklusiv für G-Shock angefertigt wurde

© Casio / Shirin Blum
Uhr G-Shock MRG-B2000JS und Katayana

Inspiriert von der Kunst des Schwertschmiedens fängt die MRG-B2000JS die Stärke und Schönheit des Katayanas ein.

© Casio / Shirin Blum

Ein Blick in die Zukunft

Während Casio-Uhren ihr 50-jähriges Jubiläum feiern, bleibt das Unternehmen seiner Vision treu: Innovation im Dienste der Nützlichkeit. Mit weit über 100 Millionen produzierten G-Shocks und einer Produktpalette, die von erschwinglichen Alltagsuhren bis hin zu luxuriösen Modellen reicht, hat Casio gezeigt, dass Funktionalität und Design keine Gegensätze sind. Und während wir durch das Museum und die Manufaktur geführt werden, wird eines klar: Jede G-Shock erzählt eine Geschichte.

Die gesamte Story (und mehr) lesen Sie auch in der aktuellen WatchTime Germany.

Sie wollen mehr über G-Shock erfahren, sehen Sie sich das Panel: Markentreue bei Uhrensammlern – Ikonen vs. Investitionen von der WatchTime Düsseldorf an.

Casio G-Shock Wissen

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