Nach dem Stühlerücken in der Führungsetage der Uhrenmarken von LVMH wechselte Julien Tornare Anfang Januar von Zenith zu TAG Heuer. Selber Konzern, gleiche Position, andere Marke. Bei der aufregenden LVMH Watch Week in Miami verriet er uns, wie er den Sprung zwischen den Marken und aktuelle Herausforderungen bewältigt sowie den Vorteil auch Neues ausprobieren zu dürfen.
Nach dem Wechsel: Der neue TAG Heuer CEO Julien Tornare im Interview
WatchTime: Ein Wechsel von einer zur anderen Marke: Was ist Ihr wichtigstes Ziel für diese neue Reise?
Julien Tornare: Die Ausgangssituation ist unterschiedlich. Als ich bei Zenith anfing, befand sich die Marke in einer wirklich schwierigen Situation. Ich habe also zunächst ein paar Jahre lang an den Grundlagen der Marke gearbeitet – an der Markenplattform, am Produkt, an der Kommunikation. Wir mussten erst ein paar Jahre aufbauen, bevor wir ein Wachstum generieren konnten. Die Stabilität ist bei TAG Heuer gegeben. Daher ist meine Aufgabe jetzt eine andere. Es geht mehr darum, die Marke auf die nächste Stufe zu heben. Bei aller Kontinuität wird es mit Sicherheit auch neue Dinge geben. Ich werde dem Ganzen meinen Stempel aufdrücken. Dabei stehe ich dem Produkt sehr nahe. Das Ziel ist für mich sehr klar.
Im Moment bin ich dabei zu lernen, zu suchen, zu entdecken. Dann werde ich anfangen, mehr Entscheidungen zu treffen und weiterzumachen. Es geht darum, die Marke auf die nächste Stufe zu heben – ohne zu vergessen, woher wir kommen. Sie haben zum Beispiel eine Erhöhung der Preise in einem bestimmten Segment festgestellt. Das ist wichtig, denn es ist Teil des Upgrades. Aber das Upgrade muss zuerst mit dem Produkt beginnen – und zwar nicht der Intention halber, den Preis zu erhöhen, verstehen Sie, was ich meine? Denn die Basis unseres Geschäftsmodells ist stark und wir müssen diese beibehalten.
Wie haben Sie sich auf den neuen Job vorbereitet?
Der Übergang begann wirklich im Job – ich habe über Weihnachten jedoch zwei Wochen Urlaub gemacht. Ich bin nicht weggefahren. Ich habe meiner Frau und meinen Kindern gesagt, dass wir nicht reisen werden, sondern zuhause bleiben. Das war super entspannt. Und ich habe viele Bücher über TAG Heuer gelesen.
So fange ich immer an. Ich habe neben Wirtschaft auch Geschichte studiert. Ich mag die Vergangenheit, um das Heute und Morgen zu verstehen. Wenn du eine Marke hast, die eine starke Geschichte hat – bietet es sich an, dazu vorhandene Bücher zu lesen, um zu verstehen, was mit der Marke los ist.
Was wird sich mit Ihnen verändern?
Ich habe viel Respekt gegenüber der Arbeit, die das Team geleistet hat. Ich denke, dass die Richtung bereits ziemlich klar ist. Natürlich sehe ich noch Verbesserungspotential. Es gibt einige Märkte, in denen die Marke sehr stark und bekannt ist, und andere, in denen die Marke schwächer ist. Diesen Märkten möchte ich helfen, nach oben zu kommen. Eine globale Marke wie TAG Heuer sollte in jedem Markt auf die gleiche Weise bekannt, leistungsfähig, präsent und sichtbar sein.
An welchen Markt denken Sie und was sind die entsprechenden Herausforderungen?
Die Marke muss zum Beispiel in China noch mehr gestärkt werden – vor allem, wenn man den Vergleich zu Ländern wie den USA, Großbritannien oder Australien zieht. Diese waren bereits in der Historie immer sehr stark. Es geht um ein Gleichgewicht. In der heutigen Welt ist es sehr wichtig, ausgewogen zu handeln. Marken, die alles auf einen oder zwei Märkte setzen, sind bei globalen Schwankungen sehr anfällig. Daran möchte ich also arbeiten.
Wir müssen den Vertrieb sowie die Einzelhandelsstruktur stärken. Auch unsere eigenen Shops müssen wir weiterentwickeln und verstärken. Wir müssen dafür sorgen, dass alle richtigen Instrumente vorhanden sind, um an unseren eigenen Standorten erfolgreich zu sein – das ist keine leichte Aufgabe. Der stationäre Handel wird also ein Aspekt meiner Prioritäten sein. Natürlich müssen wir weiterhin so viel Aufsehen wie möglich erregen und die Aufmerksamkeit manchmal an die Märkte anpassen – das reicht von der Diversität der Markenbotschafter bis zu Events. Wir müssen einen Hebel finden, um mit verschiedenen Aktionen und Produktlinien diese Bekanntheit zu erreichen. Bei der Monaco zum Beispiel gibt es viel zu tun. Das Modell ist eine unglaubliche Ikone und wir können sie weiter entwickeln. Bei einer Produktlinie, die in der Vergangenheit sehr stark war, können wir wirklich was erreichen. Wir haben noch eine Menge vor uns.