Um ein Haar wäre die Neuanmeldung von A. Lange & Söhne am 7. Dezember 1990 nicht zustande gekommen, weil an jenem Freitag das Amtsgericht schon geschlossen hatte. Dabei hatte Walter Lange diesen Tag ganz bewusst gewählt, weil sein Urgroßvater Ferdinand Adolph Lange 145 Jahre zuvor, also im Jahr 1845, exakt am gleichen Tag seine Uhrenfabrikation angemeldet hatte. Heute beschäftigt A. Lange & Söhne weltweit 740 Mitarbeiter. Seit 1997 bildet die Manufaktur Uhrmacher, Werkzeugmechaniker und Graveure aus.
Das am längsten gebaute Modell − die Lange 1 − ist seit ihrer Einführung 1994 das Gesicht der Marke. Weitere Uhrenfamilien sind Saxonia, 1815, Richard Lange, Zeitwerk sowie die 2019 eingeführte Odysseus. Jedes Modell ist mit einem in-house entwickelten Uhrwerk versehen. Seit 1994 hat Lange 65 eigene Kaliber entwickelt. Mit der Zeitwerk gelang Lange 2009 ein Geniestreich: Für sie kombiniert Lange die klassischen Designelemente mit einer modern anmutenden Digitalanzeige für Stunden und Minuten. Eine weitere Ikone, neben der Lange 1 und der Zeitwerk, ist der 1999 eingeführte Datograph. Das Großdatum und die Hilfszifferblätter sind auf seinem Zifferblatt in einem gleichschenkligen Dreieck angeordnet. Weiterentwickelt wurde er mit Zusatzfunktionen wie ewigem Kalender und Tourbillon. Die komplizierteste Uhr von A. Lange & Söhne ist die 2013 vorgestellte Grand Complication. Sie verfügt unter anderem über ein großes und ein kleines Schlagwerk, einen Schleppzeigerchronographen sowie einen ewigen Kalender und ist auf sechs Exemplare limitiert. Die Fertigung eines Exemplars dauert ein ganzes Jahr – das Werk besteht aus 876 Einzelteilen. Mit knapp zwei Millionen Euro ist die Grand Complication eine der teuersten Uhren der Welt.
Die Dreiviertelplatine aus naturbelassenem Neusilber charakterisiert ebenso ein Lange-Kaliber wie der frei von Hand gravierte Unruhkloben, welcher jede Lange-Uhr zu einem Unikat macht. Alle Werke werden zweimal montiert. Zuerst wird es zusammengebaut und reguliert, danach wieder zerlegt und nach allen Regeln der Uhrmacherkunst angliert und poliert und danach endmontiert. Derzeit hat Lange 29 Kaliber in Produktion, 26 davon mit eigener Unruhspirale. Seit der Lancierung des Double Split im Jahr 2003 verbaut Lange seine selbst entwickelte Unruhspirale.
Die herausragendsten Lange-Zeitmesser werden mit dem Namenszusatz „Pour le Mérite“ kennzeichnet. Er leitet sich vom höchsten deutschen Verdienstorden für wissenschaftliche Leistungen ab. Der Tourbograph Perpetual Pour le Mérite vereinte in Tourbillon, einen Schleppzeigerchronographen sowie einen ewigen Kalender. Als weitere konstruktive Schwierigkeit hat A. Lange & Söhne einen Antrieb über Kette und Schnecke integriert, der beim Ablauf des Federhauses die nachlassende Kraft ausgleicht und so einen gleichmäßigen Gang gewährleistet. Das Handaufzugskaliber L133.1 besteht aus 1.319 Teilen. Davon kommen allein schon auf die Kette 636 Einzelteile.
Uhren von A. Lange & Söhne kann man im ausgewählten Fachhandel kaufen, aber auch in den Lange-Boutiquen. In Deutschland gibt es davon jetzt vier: Neben den schon länger existierenden Geschäften in Dresden (seit 2007) und München (seit 2013) gibt es seit 2022 zwei Lange-Stores in Frankfurt am Main und Berlin. Hier findet man eine besonders große Auswahl an verschiedenen Referenzen. Die Frankfurter Boutique befindet sich in der Goethestraße 2, die Berliner am Kurfürstendamm 52.
Fakt #1 über A. Lange & Söhne: Der Firmengründer
Sowohl die Marke A. Lange & Söhne wie auch die Glashütter Uhrenproduktion insgesamt gehen zurück auf die Initiative des 1815 in Dresden geborenen Ferdinand Adolph Lange, Rufname Adolph. Er absolvierte ab 1830 eine Uhrmacherlehre bei dem renommierten sächsischen Hofuhrmacher Johann Christian Friedrich Gutkaes und begab sich danach auf Wanderjahre in die Schweiz und nach Frankreich. Nach seiner Rückkehr entwarf er gegenüber der sächsischen Regierung den Plan, in einem der strukturschwachen Gebiete des Königreichs eine Uhrenfertigung zu etablieren. Langes Plan sah die Ausbildung von 15 Lehrlingen vor, von denen jeder einzelne sich auf ein Teilgebiet der Uhrenfertigung spezialisieren und sich damit nach Abschluss der Lehre als Unternehmer selbständig machen sollte. Nach einigem Hin und Her sagte die Regierung ihre Unterstützung zu. Am 7. Dezember 1845 eröffnete Lange seine Lehrwerkstatt in Glashütte. Es war der Beginn sowohl der Uhrenfertigung in Glashütte als auch von Langes Unternehmen, das Jahre später, nach Eintritt seiner Söhne Richard und Emil, A. Lange & Söhne heißen sollte. 1873 entstand das Gebäude, das heute noch steht und als "Stammhaus" bezeichnet wird. Damals diente es dazu, dringend benötigten Raum für neue Produktionskapazitäten zu schaffen. Auch die Familie Lange zog dort ein. Das Stammhaus, das wie die Firma nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet wurde, wurde 2001 wieder eröffnet. Es ist das älteste noch bestehende Gebäude des Manufakturkomplexes. Heute sind dort Teile der Verwaltung von A. Lange & Söhne untergebracht.
Fakt #2 über A. Lange & Söhne: Grundstein für die deutsche Feinuhrmacherei in Glashütte
Ferdinand Adolph Lange legte nicht nur den Grundstein für die deutsche Feinuhrmacherei in Glashütte, sondern stellte sich auch 18 Jahre lang als Bürgermeister auch politisch in den Dienst der Stadt. Er setzte sich unter anderem für eine Eisenbahnverbindung im Müglitztal ein. Zu seinen bedeutendsten fachlichen Leistungen gehört die Einführung des metrischen Systems in der Uhrmacherei. Mit dem Zehnermaß konnten Uhrwerkteile viel besser berechnet werden als mit der Zwölferteilung des Pariser Linienmaßes. Ferdinand Adolph Lange wurde 1867, Emil Lange 1910 und Walter Lange 1995 zu Ehrenbürgern von Glashütte ernannt. Der Neugründer der Manufaktur, Walter Lange, verstarb am 17. Januar 2017 im Alter von 92 Jahren. Am 18. September 2020 wurde in Glashütte ein Standbild enthüllt, das ihn darstellt.Fakt #3 über A. Lange & Söhne: Die Ikone Lange 1
Walter Lange und Günter Blümlein, der Geschäftsführer der Lange Uhren GmbH, präsentierten am 24. Oktober 1994 im Dresdner Residenzschloss die vier ersten Armbanduhren nach der Neugründung von A. Lange & Söhne, darunter die Lange 1. Mit dem exzentrischen Zifferblattaufbau und dem unverkennbaren Großdatum – Merkmale, an denen die Ikone bis heute zu erkennen ist – wurde die Lange 1 zu einem Riesenerfolg.
Zwei Jahrzehnte lang war die Lange 1 auch dafür bekannt, dass sie immer noch in der 1994 vorgestellten Form erhältlich war. So perfekt war das Design, dass es keiner Anpassung bedurfte. Erst 2015 wurde die Uhr zum ersten Mal überarbeitet, und zwar vor allem im Innern: Sie erhielt ein komplett neues Werk, das Handaufzugskaliber L121.1, mit durchgehender Dreiviertelplatine und Exzentergewichten statt Schrauben auf der Unruh und einer Spiralfeder aus eigener Fertigung. Optisch hat sich außer einer etwas schmaleren Lünette seither nichts getan. Sie hat nur Zuwachs bekommen und wurde zu einer kompletten Kollektion ausgebaut zu der unter anderem Modelle mit Tourbillon, Mondphase oder Automatikaufzug gehören.
Fakt #4 über A. Lange & Söhne: Die Uhrenmarke mit der höchsten Begehrlichkeit
Eine repräsentative Studie zum Thema Markenbegehrlichkeit, die unser Print-Magazin Chronos zusammen mit der Puls Marktforschung GmbH in Schwaig 2019 durchführte, ergab: A. Lange & Söhne ist unter den Luxusuhrenkäufern im deutschsprachigen Raum die Uhrenmarke mit der höchsten Begehrlichkeit. Das Thema Markenbegehrlichkeit wurde in 20 Kategorien abgefragt: Dabei belegte A. Lange & Söhne 9-mal die Spitzenposition. Auch im Gesamtranking kamen die Glashütter auf Platz eins, vor Rolex und Patek Philippe.Fakt #5 über A. Lange & Söhne: Honiggold
2011 ließ A. Lange & Söhne mit einer besonders aufwendig von Hand gearbeiteten Uhr aufhorchen: Das Richard Lange Tourbillon "Pour le Mérite" Handwerkskunst war nicht nur die erste Uhr mit dem Zusatz "Handwerkskunst", sondern zugleich das erste Modell aus einem neuen Material: Honiggold. Diese spezielle Goldlegierung, die Lange für sich hat schützen lassen, zeichnet sich unter anderem durch eine größere Härte, vor allem aber durch einen speziellen Farbton aus, der ungefähr zwischen Gelb- und Roségold liegt und an den Glanz von Honig erinnern soll.
Lange verwendet Honiggold nicht regelmäßig, sondern nur für ausgewählte, oft limitierte Modelle. Zuletzt kam das Material für die 2021 vorgestellte Zeitwerk Honeygold Lumen zum Einsatz. Über sie spricht Rüdiger Bucher im Videointerview mit Lange-CEO Wilhelm Schmid (unten ab 24:13).