Wilhelm Schmid ist CEO von A. Lange & Söhne. In unserem Interview erläutert er, warum er die junge sächsische Traditionsmarke gar nicht ändern kann und wo er gerade dadurch deren Entwicklungsperspektiven für die Zukunft sieht.
Thomas Wanka, Chefredakteur UHREN-MAGAZIN: Herr Schmid, Sie leiten A. Lange & Söhne seit 2011 als CEO. Wie hat sich die Marke seither verändert?
Wilhelm Schmid, CEO Lange Uhren GmbH: Kein CEO ändert A. Lange & Söhne. Die Marke hat eine so starke Kultur, die von Menschen geprägt wurde, die zum Teil gar nicht mehr unter uns sind. In meine Zeit, um Ihre Frage zu beantworten, fällt das Heben auf ein neues Level. Spätestens mit der Grand Complication haben wir der Uhrenwelt eines bewiesen: Alles was wir machen wollen, können wir auch machen. Wir sind aber in einem permanenten Prozess des Umbaus. Wir haben beispielsweise heute weniger Verkaufsstationen als zu meinem Amtsantritt, 231 statt 240. Das klingt nicht nach großer Veränderung, aber unter dem Strich haben wir viel mehr Verkaufspunkte ausgetauscht. Und jeder einzelne ist seither gewachsen und weitaus qualifizierter in der Beratung.
Welche Rolle spielt dabei das neue Manufakturgebäude, das Sie im Herbst beziehen werden?
Das ist ein weiteres Beispiel für unserer Professionalisierung. Der Umbau ist im Plan. Wir haben bereits die Maschinen im neuen Gebäude installiert, die alten Produktionsstätten sind leer. Jetzt müssen wir die neue, viel komplexere Gebäudetechnik noch besser verstehen lernen. Es wird ja die gesamte Umluft gemanaged, da hat man am Anfang mal zuviel Druck oder Luftfeuchtigkeit und dann wieder zu wenig. Das dauert insgesamt ein Jahr, weil man das nicht berechnen kann sondern Erfahrungswerte braucht. Aber wir investieren hier nicht, um unsere Stückzahlen zu erhöhen, sondern unsere Geschwindigkeit. Wenn Sie sich die Abstände anschauen, in denen wir mittlerweile Komplikationen wie die Lange 1 Tourbillon Ewiger Kalender, die Richard Lange Terra Luna und die Grand Complication entwickeln, dann verdeutlicht das, was ich mit Professionalisierung meine.
Sehen Sie kein Ende für die Entwicklung immer luxuriöserer Uhren?
Das Wort Luxus ist austauschbar geworden. Wir sind heute genau so exklusiv wie früher, nicht mehr und nicht weniger. Freunde der Marke sollten aber bemerken, dass wir auch den Umgang mit ihnen auf ein neues Niveau gehoben haben. Ich sage immer, wenn der Rahmen schöner ist als das Bild, dann ist etwas falsch gelaufen. Wenn man aber so wunderbare Werke hat wie wir, dann muss man sie auch entsprechend herausstellen. Wer unser Uhren wertschätzt, dem bringen wir auch Wertschätzung entgegen. A. Lange & Söhne ist pures Understatement. Die Schönheit unserer Uhren offenbart sich erst auf den zweiten Blick, wenn man unsere unglaubliche Liebe zum Detail erkennt. Wenn Sie das luxuriös nennen, freue ich mich darüber.
Herr Schmid, wir danken Ihnen für das Gespräch.