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Daniel Roth: Athys mit präzisem Mond

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Wenn es um mechanische Uhren, Qualität und Präzision geht, dann steht ein Swiss Made gewissermaßen als Synonym für eine "gute Uhr" - und das weltweit. Doch auch ein "Made in Germany" genießt internationales Ansehen und muss sich keineswegs hinter den Eidgenossen verstecken. Das mit beiden Prädikaten einhergehende Image und entgegengebrachte Vertrauen ist sicherlich wohlverdient. Und so mancher Uhrenhersteller - sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland - lässt sich dies gut bezahlen. Sprich: Die Preise für mechanischen Uhren steigen seit Jahren - regelmäßig und nicht unerheblich. Hierfür lassen sich gewiss einige Gründe anführen. Weltweit anerkannte "Qualitätssiegel" wie "Swiss Made" oder "Made in Germany" dürften hierbei eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Innerhalb Deutschlands gibt es sogar noch eine Steigerung in Sachen Qualität (und Preis). Nämlich dann, wenn eine Uhr nicht nur "Made in Germany" ist, sondern auch noch das prestigeträchtige "Glashütte SA" auf dem Zifferblatt trägt. Wir sprechen dann von Uhrenmarke wie A. Lange & Söhne, Glashütte Original und einigen weiteren. Diese Uhren erreichen ohne weiteres fünf- bis sechsstellige Preise. Und selbst die "günstigeren" Uhren aus Glashütte sind in der Regel mindestens vierstellig.
Was aber, wenn das eigene Budget solche Beträge beim besten Willen nicht hergibt - und man sich dennoch ein Uhr "Made in Germany" am Arm wünscht? Natürlich gibt es die eine oder andere Marke, die in der Preiskategorie unter 1.000 Euro in Frage kommt. Wer aber im wirklich erschwinglichen Bereich unter 500 Euro - oder sogar 250 Euro - bleiben möchte, der dürfte es schwer haben, eine mechanische Uhr "Made in Germany" zu finden. Er wird eher in Richtung Japan und Seiko schauen müssen, um dort ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden. Es sei denn: Er wendet sich dem Thema Vintage-Uhren "Made in Germany "zu - und damit auch einem Stück deutscher Uhren- und Zeitgeschichte. Im Folgenden also drei Uhrenmarken, auf deren Vintage-Uhren sich ein Blick lohnt:

Erschwingliche Vintage-Uhr #1 aus Deutschland: Glashütte - Made in GDR

Die Historie der kleinen Uhrenstadt Glashütte beginnt 1845 - und ist sehr bewegt. Die Vintage-Uhren, um die es gehen soll, stammen aus der DDR-Zeit und sind unmittelbar mit der deutschen Geschichte verbunden. Unter dem Namen VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) produzierte man Modelle wie zum Beispiel die Spezichron und Spezimatic. Es gibt diese Uhren in unzähligen Zifferblatt- und Gehäuse-Varianten. Und sie alle bringen diesen ganz eigenen und besonderen Charme mit: Den geschwungenen und charakteristischen Schriftzug auf den Zifferblättern verwendet Glashütte Original übrigens heute noch.
Technisch sind diese Vintage-Stücke natürlich nicht vergleichbar mit den heutigen Uhren aus Sachsen. Dafür haben sie aber den großen Vorteil, dass man für vergleichsweise wenig Geld noch eine echte Glashütter Uhr bekommt. Und auch die kann - selbst nach mehreren Jahrzehnten - zuverlässig die Zeit anzeigen. Ebenfalls sehr erfreulich: Spezichron & Co. kann man zu moderaten, zweistelligen Preisen bei freien Uhrmachern reparieren und in die Revision geben - wie dieser Erfahrungsbericht zeigt. Was den Kaufpreis angeht, so bewegen wir uns bei diesen Uhren im niedrigen bis mittleren dreistelligen Bereich.
Und an dieser Stelle noch ein genereller Tipp: Wer eine Vintage-Uhr kauft, sollte vorher ausgiebig recherchiert haben und die Uhr bestmöglich kennen. Je höher der Kaufpreis, desto intensiver sollte die Recherche sein. Dazu gehören auch die Reparatur-/Revisionskosten und die Ersatzteillage. Dank Internetsuche, diversen Uhren-Blogs und in Foren mit angesammeltem Schwarm-Wissen sollte das aber kein Problem sein. Eine Revision oder gar Restauration bei den Herstellern selbst (inklusive deren Konzessionäre/Juweliere), ist in den meisten Fällen wesentlich teurer als bei einem freien Uhrmacher - kann mitunter sogar mehr kosten als die Uhr. Es gilt ebenfalls: Gut recherchieren - und gut rechnen. Seltene Ersatzteile bekommt man mitunter bei den wenigen noch verbliebenen Furnituristen.

Erschwingliche Vintage-Uhr #2 aus Deutschland: Junghans Vintage-Uhren - mehr als nur Max Bill?

Weitere Vintage-Schätzchen findet man, wenn man nach alten Uhren von Junghans schaut. Das 1861 gegründete Unternehmen blickt ebenfalls auf eine lange Tradition zurück. Eine Zeit lang war Junghans sogar der weltgrößte Uhrenproduzent. Entsprechend gibt es hier unzählige Vintage-Modelle zu entdecken. Zum Beispiel aus den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren. Sie tragen vielleicht nicht immer die Designmerkmale von Max Bill, bieten dafür aber eine große Auswahl an unterschiedlichen und interessanten Designs. Und das zu erstaunlich moderaten Einstiegspreisen.
Auf einschlägigen Online- und Auktionsplattformen bekommt man eine Vintage-Junghans (Dreizeiger-Uhr) problemlos unter 200 Euro - mitunter sogar unter 100 Euro. Wer also in die Welt der Vintage-Uhren einsteigen und erste Erfahrungen sammeln möchte, könnte bei Junghans richtig sein. Das finanzielle Risiko hält sich bei diesen Uhrenpreisen in Grenzen. Was das Thema Reinigung/Revision angeht, so dürfte die für eine Dreizeiger-Uhr, die keinen größeren Schaden hat, bei einem versierten und freien Uhrmacher um die 150 Euro liegen. Kommen wir zum dritten deutschen Hersteller, der in Sachen Vintage-Uhren einen Blick wert sein könnte.

Erschwingliche Vintage-Uhr #3 aus Deutschland: Dugena - Vintage-Uhren unter dem Radar

Dugena, gegründet 1917, dürfte wahrscheinlich jedem bekannt sein - und dennoch haben sie nur wenige auf dem Schirm, wenn es um mechanische oder Vintage-Uhren geht. Grund genug also, sie hier aufzuführen. Denn auch bei Dugena findet man einige sehr schöne Vintage-Modelle. Besonders interessant wird es, wenn man sich für alte Chronographen aus den 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahren interessiert.
Hier lassen sich bei Dugena tatsächlich noch einige Schätzchen mit Valjoux-Werken finden, die noch nicht in Sphären von mehreren Tausend Euro abgehoben sind. Doch dieses Thema dürfte eher etwas für Kenner und Sammler sein… Die meisten Vintage-Dugena-Chronographen liegen preislich (noch) im gehobenen dreistelligen Bereich und nähern sich zunehmend der 1.000-Euro-Marke. Und da sollte man sich schon ein wenig auskennen. Wer Einsteiger ist, der sollte lieber mit den günstigeren Dreizeiger-Uhren beginnen.
Es gibt hier einige schöne Gehäuseformen und Zifferblattvarianten zu entdecken. Sogar Scheibenuhren - sicherlich ein spezielles, aber auch sehr interessantes Thema. Preislich liegt man bei den einfachen Dugena-Uhren im zwei- bis dreistelligen Bereich. Ähnlich wie bei Junghans minimiert auch hier der günstige Kaufpreis, dass man beim Einstieg in die Vintage-Welt zu viel Lehrgeld zahlt. Das gehört zwar dazu, lässt sich aber auf ein vernünftiges Maß reduzieren, wenn man gut recherchiert. Soweit also meine drei Tipps, wenn es um Vintage-Uhren "Made in Germany" geht.
Über den Autor: Theodossios Theodoridis, Jahrgang 1972, ist Betreiber des deutschsprachigen Uhren-Blogs Zeigr. Er ist seit über 30 Jahren passionierter Uhrensammler. Mit Vorliebe sammelt er Vintage-Uhren und Chronographen. In seinem Blog schreibt er regelmäßig über Vintage-Uhren, aber auch über neue Modelle. In den Rubriken Fundstücke und Favoriten erhalten Leser zudem immer wieder hilfreiche Tipps rund um das Thema Uhrenkauf. Zeigr.com ist seit 2013 online.

Web Special: Certina - Die neuen Uhren

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