Spitzenleistungen sind essenzieller Bestandteil einer Luxusmarke. Mit diesen demonstriert sie, dass sie etwas besonders gut kann und setzt sich so von der Konkurrenz ab. Wenn die Marke diese Leistungen konstant erbringt, stehen sie als herausragendes Beispiel für das, was die Marke ausmacht. Spitzenleistungen können über Jahrzehnte und Jahrhunderte wirken. Die Marke wird dann mit dieser Leistung identifiziert, das erhöht ihre Begehrlichkeit. Bei unserer Studie zur Markenbegehrlichkeit, die wir 2019 mit der Puls Marktforschung GmbH unter Luxusuhrenkäufern im deutschsprachigen Raum durchgeführt haben, waren Spitzenleistungen ein wichtiges Thema. Die Aussage „Diese Marke steht bei Uhren für Spitzenleistungen“ mussten die Besitzer der jeweiligen Marke mit Schulnoten von eins (absolute Zustimmung) bis sechs (gar keine Zustimmung) bewerten.
Welche Marken haben in der Studie zum Thema Spitzenleistungen am besten abgeschnitten? Wir zeigen die ersten sechs Marken mit ihrer jeweiligen Durchschnittsnote und geben zu jeder ein Beispiel für eine typische Spitzenleistung:
Platz 1: A. Lange & Söhne, Note 1,32
Spitzenleistungen im Uhrwerk erbringen Manufakturen unter anderem in Sachen Schönheit. Spätestens seit die Manufakturen den Trägern ihrer Uhren einen Blick durch einen Glasboden aufs Werk gestatten, ist die Ästhetik ein Thema für sich und gerade bei hochwertigen Werken ein Muss – aber auch eine Herausforderung. Ein Beispiel für die große Klasse der Veredelung sind die Werke von A. Lange & Söhne mit handgraviertem Unruhkloben, verschraubten Goldchatons, gebläuten Schrauben und einer Dreiviertelplatine mit Streifendekor und anglierten Kanten.Platz 2: Patek Philippe, Note 1,41
Patek Philippe ist für viele Spitzenleistungen bekannt. Am meisten von anderen Uhrenmarken unterscheiden sich die Genfer aber durch die über Jahrzehnte konstant hohen Preise, die auf Auktionen in aller Welt für Patek-Uhren gezahlt werden. Den Rekord für die teuerste Uhr der Welt hält Patek Philippe seit vielen Jahren, und das nicht einmal für dieselbe Uhr. Schon 1999 war die 1933 für den New Yorker Banker Henry Graves jr. gebaute Taschenuhr „Supercomplication“ für 11 Millionen US-Dollar bei Sotheby’s New York und 2014 bei Sotheby’s Genf für mehr als 23 Millionen Franken versteigert worden – beides Weltrekorde. Letzterer wurde erst 2019 gebrochen: Im Rahmen der karitativen Auktion Only Watch bezahlte ein unbekannter Bieter den Rekordpreis von 31 Millionen Schweizer Franken für ein von Patek Philippe gefertigtes Einzelstück, die Grandmaster Chime Ref. 6300A-010 in Edelstahl. Mit keiner anderen Marke verbindet man Höchstpreise auf Auktionen so sehr wie mit Patek Philippe. Davon profitieren sowohl die Marke, deren Uhren generell als besonders wertstabil gelten, als auch der glückliche Besitzer, der seine Patek ausnahmsweise nicht vererben, sondern weiterverkaufen möchte.Platz 3: Rolex, Note 1,55
Bemerkenswerte Spitzenleistungen werden über sehr lange Zeiträume mit einer Marke verknüpft, durchaus auch über viele Jahrzehnte hinweg. Rolex' Ruf als Erfinder der wasserdichten Uhr wurde einer breiten Öffentlichkeit nahegebracht, als die Londoner Stenotypistin Mercedes Gleitze 1927 mit einer Oyster den Ärmelkanal (fast) durchschwamm. Zwar schaffte sie es auch beim zweiten Versuch nicht ganz bis zum Ufer, die Uhr aber hatte den Härtetest bestanden, und Rolex-Gründer Hans Wilsdorf buchte sogar die Titelseite der Daily Mail, um die Welt von dieser einzigartigen Leistung in Kenntnis zu setzen.Platz 4: Grand Seiko, Note 1,57
Im Fall von Grand Seiko steht die gesamte Marke für Spitzenleistungen, reservierte Seiko den Namen doch ursprünglich für Modelle, in denen die besten Techniken und Veredelungen vereint waren. Inzwischen wird Grand Seiko als eigene Marke neben Seiko geführt. Zudem hat die Studie ergeben, dass Grand Seiko bei seinen Besitzern als besonders fortschrittlich gilt. Dafür steht auch eine Spitzenleistung, die Grand Seiko zusammen mit Seiko exklusiv hat: die SpringDrive-Technologie. Sie vereint den batterielosen Automatikaufzug über einen Rotor, der die Bewegungen der Hand in Aufzugsenergie überführt, mit der Genauigkeit eines Quarzwerks.Platz 5: Vacheron Constantin, Note 1,63
Große Manufakturen machen es sich seit jeher zur Aufgabe, mehrere Komplikationen in einer Uhr zu vereinen. Das ist dann die ganz hohe Schule, zumal in einem kleinen Uhrgehäuse nur ein begrenzter Platz vorhanden ist. Die komplizierteste tragbare Uhr der Welt ließ sich deshalb nur als Taschenuhr konstruieren. Vacheron Constantin stellte 2015 zum 260. Jahrestag seiner Gründung diese Weltrekorduhr vor: Die Referenz 57260 – benannt nach der Anzahl der Komplikationen und dem Jubiläum – vereinigt nach Zählung der Genfer Manufaktur nicht weniger als 57 Funktionen. Zu den bemerkenswertesten zählen ein hebräischer Kalender, eine Grande Sonnerie mit Westminsterschlag, ein Armillarsphärentourbillon und ein doppelt retrograder Schleppzeigerchronograph. Acht Jahre arbeitete Vacheron Constantin an diesem Einzelstück, das ein Kunde in Auftrag gegeben hatte.6. Platz: Breguet, Note 1,71
Bei Luxusuhren sind Spitzenleistungen auf vielen Feldern möglich. Eine Komplikation wie ein Tourbillon zu konstruieren und zu bauen, ist schon für sich gesehen eine außergewöhnliche Leistung, die inzwischen allerdings eine ganze Reihe von Manufakturen beherrschen. Erfunden und zum Patent angemeldet wurde das Tourbillon, das lagebedingte Gangfehler bei Taschenuhren ausgleicht, 1801 im Paris Napoleons durch den gebürtigen Schweizer Abraham Louis Breguet. Die von ihm begründete Marke Breguet pflegt den Bau von Tourbillons bis heute in besonderer Weise und steht wie keine andere für diese Komplikation.
Insgesamt wurden 44 Marken abgefragt. Die schlechteste Note betrug 3,61. Der Durchschnittswert über alle Marken lag bei 2,57. buc
Noch mehr über Markenbegehrlichkeit erfahren Sie auch in der Chronos 05.2020, die Sie hier bestellen können. In dieser Ausgabe geht es darum, welche Uhrenhersteller immer wieder begeistern und sich dadurch begehrlich machen.