Die Troja von Erwin Sattler gehört zu den Uhren, mit denen es Vanessa Jannasch gut in einem Raum aushält. "Ihr Ticken ist angenehm, da hört man schon das hochwertige Material", sagt die Uhrmachermeisterin und lacht. Sie weiß, dass durchaus nicht alle Menschen ihre Sensibilität teilen. Und doch, für Jannasch entscheidet das Ticken mit über ihre Beziehung zu einer Uhr. "Zu Hause habe ich einige Stimmgabeluhren – die Technik schätze ich sehr – aber ich habe alle stillgelegt. Ich hatte das Gefühl, dass mich ihr Pfeifen in der ganzen Wohnung verfolgt." Die Troja dagegen verbreitet Harmonie.
"Es ist nicht nur ihr Geräusch, auch das Schwingen des Sekundenpendels – und die Uhr ist natürlich einfach schön." Damit meint Vanessa Jannasch nicht nur das edle Holz und die geraden Linien des Gehäuses. Am Zifferblatt der Troja schätzt sie besonders, dass es mit traditionellen Mitteln gestaltet ist. "Matte Flächen wechseln mit glänzenden, die Breguet-Zeiger sind gebläut, die Mondphase ist handbemalt, und die ganze Gestaltung zielt auf eine gute Ablesbarkeit ab." Dahinter steckt nicht nur Sinn für Design, weiß Jannasch, sondern vor allem auch für tradierte Uhrmacherkunst. "Schauen Sie sich nur einmal das Werk mit den geschenkelten Rädern an", sagt sie. "Die Räder werden nicht einfach ausgestanzt und ins Werk geworfen, Hauptsache es läuft irgendwie. Nein – die Speichen sind sorgfältig herausgesägt und bearbeitet." Und ganz nebenbei fungiert die Troja Opus Temporis als Pädagogin: Ihr Uhrengehäuse bietet einem regelrechten Werkzeug-Set für Pflege und Regulieren Platz. "Eine geniale Idee", findet Vanessa Jannasch. Denn nur wer sich auch ein wenig mit der Mechanik auseinandersetzt, lernt ihre Kraft und die Komplikationen, die sie bietet, zu schätzen. Das Modell von Erwin Sattler in Gräfelfing bei München bringt neben der Uhrzeit und dem Klang eines Rechen-Schlagwerks auch einen Ewigen Kalender in das Wohnzimmer.
Uhrmacherei bedeutet auch, Tradition weiterzugeben
Apropos – würde die Troja in Frau Jannaschs gute Stube passen? "Natürlich, ihre zeitlose Art passt genauso zu einer Glas-Stahl-Wohnung wie zu Antiquitäten." Und genau dies ist für Jannasch das Besondere, um nicht zu sagen, das Verdienst des Modells Troja: Es bewahrt überliefertes Können und gibt ihm Raum neben Neuem, wie dem Invarpendel, das Schwankungen in Temperatur und Luftdruck ausgleicht. "Tradition", rezitiert Vanessa Jannasch, "ist nicht das Aufbewahren von Asche, sondern das Weitergeben des Feuers." Und sie lacht wieder, weil dieser Satz so philosophisch klingt. Denn Jannasch lebt diese Einstellung und hat Spaß dabei. Sie stammt aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis und ist daher stark verwurzelt in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. In ihrer Gruppe engagiert sie sich für den Nachwuchs und gibt Wissen, etwa über die Rollen der Fastnachtsfiguren und das Herstellen ihrer kunstvollen Gewänder, an Jüngere weiter. Auch beruflich hat sie sich dem Bewahren verschrieben: Nach ihrer Ausbildung an der Staatlichen Feintechnikschule in Villingen-Schwenningen absolviert Jannasch ihre Meisterprüfung und lernt unter anderem bei Zenith in Pforzheim die Facetten des Berufs kennen. Heute, bei Juwelier Kutter in Stuttgart, ist ihre Hauptaufgabe das Reparieren und Überholen von Uhren der großen Marken.Protokoll: Gwendolyn Benda
Die "Lieblingsuhr" ist eine Artikelserie des UHREN-MAGAZINS über Persönlichkeiten mit besonderem Bezug zur mechanischen Uhr. Worin liegt die Faszination der Mechanik? Wie kommt man überhaupt dazu, sich mit mechanischen Uhren auseinanderzusetzen? Welche ist die Lieblingsuhr dieser Person? Um diese – und manchmal auch völlig andere – Themen drehen sich die Gespräche.