Obwohl Bronze eine sehr lange Geschichte hat, taucht es erst seit Kurzen als Material für Uhrengehäuse auf. Die Mischung aus Kupfer und Zinn gilt als die erste vom Menschen hergestellte Legierung. Das UHREN-MAGAZIN Extra Wissen 2015 informiert über die Eigenschaften, die Herstellung und die Bearbeitung der wichtigsten Werkstoffe der Uhrenindustrie. In dieser Folge der Serie Uhrengehäuse: Bronze-Uhren.
Bronze spielt heutzutage in der Mess- und Regeltechnik eine ebenso bedeutende Rolle wie in der chemischen und Nahrungsmittelindustrie, im Maschinen-, Automobil- und Schiffsbau. Die Verbindung des Materials mit der Welt des Meeres, die seit Jahrtausenden besteht, nimmt Panerai vor etwa drei Jahren zum Anlass, um eine Bronze-Uhr zu lancieren und damit die eigene Kompetenz im maritimen Bereich zu unterstreichen, stattete der Hersteller doch bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert Kampftaucher mit professionellen Zeitmessern aus.
Eine herausragende Eigenschaft von Bronze ist ihre Seewasserbeständigkeit. Bronze ist zudem antimagnetisch, verschleißarm, elastisch, im Vergleich zu Edelstahl etwas spröder und etwa zehn Prozent schwerer. Bronze reagiert mit Sauerstoff, wodurch sie eine charakteristische Patina ansetzt. Wenn sich diese Schicht aus oxidiertem Kupfer gebildet hat, ist das darunterliegende Material vor Korrosion geschützt. Seine Eigenschaften verändern sich dabei nicht. Der Wandel des Stoffes ist lediglich Ausdruck seines Alterns, wodurch er einzigartig und unverwechselbar wird. Bei den Mischungen aus Kupfer und Zinn unterscheidet man Knet- und Gusslegierungen. Knetlegierungen enthalten neben Kupfer bis zu neun Prozent Zinn, während Gusslegierungen in der Regel einen Zinnanteil zwischen neun und zwölf Prozent aufweisen. Bronzen mit einem Zinnanteil von 20 Prozent sind als Glockenbronze bekannt. Bronzen werden aber nicht nur als reine Zweistofflegierungen genutzt. Im Gegenteil. Durch weitere Beimischungen lassen sich Werkstoffeigenschaften regelrecht maßschneidern.
Bronze-Uhren gibt es etwa von Panerai, Anonimo und Archimede
Bei Knetlegierungen werden vor allem Phosphor und Zink zugegeben, bei Gusslegierungen darüber hinaus Blei, Nickel und Eisen. Auch Kupfer-Aluminium-Verbindungen, wie sie beispielsweise jüngst Anonimo einsetzt, werden als Bronzen bezeichnet. Aluminiumbronze ist eine goldgelbe, gieß- und schmiedbare Legierung. Der Aluminiumgehalt liegt meist zwischen neun und 14 Prozent. Weitere häufige Beigaben sind Eisen, Mangan und Nickel. Einige im Deutschen Reich geprägten Fünf-, Zehn- und Fünfzigpfennigmünzen bestanden aus dieser Mischung. Die von Anonimo eingesetzte Aluminiumbronze besteht aus 84 Prozent Kupfer und 11,5 Prozent Aluminium, dazu kommen Teile von Nickel, Mangan, Eisen, Zink, Zinn und Blei. Die große Resistenz dieser Zusammensetzung gegenüber Salzwasser resultiert nicht zuletzt aus einem dünnen äußeren Aluminiumfilm.
Panerai dagegen setzt auf die reine Zweistofflegierung CuSn8. Die gleiche Bronze wird auch in der Pforzheimer Gehäusemanufaktur Ickler zu einem Gehäuse für die Marke Archimede verarbeitet. CuSn8 besteht aus 92 Prozent Kupfer und acht Prozent Zinn. Bulgari spricht bei seinem Material für die Gefica von einer Bronze, die zu mehr als 90 Prozent aus Kupfer besteht. Im Gegensatz zu Anonimo und Panerai, die ganz klar die Meerwasserbeständigkeit als Materialvorteil für ihre Bronzegehäuse in den Vordergrund schieben, ist für Bulgari und Archimede eher das oxidierende, matte Material entscheidend. Für Archimede ein Grund, es jüngst als Gehäuse einer Fliegeruhr einzusetzen, während die Gefica bereits 1988 als Uhr der Jagd entsteht. Gérald Genta konzipiert sie seinerzeit aus einem matten, das Sonnenlicht nicht reflektierenden Werkstoff. Es handelte sich um Bronze.
Hier geht's zum Teil 1 der Serie Uhrengehäuse: Edelstahl-Uhren.
Hier geht's zum Teil 2 der Serie Uhrengehäuse: Keramik-Uhren.
Hier geht's zum Teil 3 der Serie Uhrengehäuse: Titan-Uhren.
Hier geht's zum Teil 4 der Serie Uhrengehäuse: Karbon-Uhren.
Hier geht's zum Teil 5 der Serie Uhrengehäuse: Platin-Uhren.