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Uhren ohne Ziffern

Movado Museum Red Label (1.350 Euro)
© PR
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Corum Ti-Bridge (16.300 Euro) © PR
Zahlenfreie Uhren bieten reichlich Spielraum für eine anderweitige Gestaltung des Zifferblatts. "Uhren ohne Ziffern" gibt es einige, aber ebenso zahlreiche Arten der Zifferblattgestaltung. Und die meis­ten sorgen eher für Ablenkung als für Ruhe auf dem Zifferblatt. Es gibt beispielsweise Uhrenmodelle, die die Mechanik ihres Werks im Zifferblatt in Szene setzen. Brücken, Kloben und Platinen zeigen sich ebenso wie Schraubenköpfe und Räder unter den Zeigern. Manchmal finden die Indizes ihre Plätzchen zwischen den Werkteilen. Manchmal sind letztere so gestal­tet, dass sie die Anzeige ergänzen können.
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Bei der Perlage bringt ein Schleifkopf dicht beieinander liegende Kreise auf die Werkteile auf. So ziert sich auch Mechanik, die sich im Zifferblatt zeigt © PR
Eines haben freilich alle Uhren gemein­sam, die ihre Kaliber so zur Schau stellen. Die Mechanik glänzt liebevoll dekoriert. Antonio Calce, CEO und Mitgesellschafter der Montres Corum SA, beschreibt die aufwändige Ferti­gung von Uhren wie Ti-Bridge und Golden Bridge Automatic: "Jedes einzelne Werk ist von Hand eingefasst, graviert und dekoriert. Nicht weniger als 15 verschiedene Werkzeuge sind allein für die Dekoration der Brücken nötig." Bei der Grande Reverso Ultra Thin SQ von Jaeger-LeCoultre kommen vor allem Säge und Feile zum Einsatz. Denn das Modell er­laubt es dem Betrachter, durch die Werkteile hindurch in die Tiefe des Kalibers zu schauen. Stéphane Belmont, Technischer Direktor und Marketingdirektor des Hauses, schätzt die Werkveredelung durch das Skelettieren sehr: "Diese Version der Reverso zeigt das Kaliber wie ein Kunstwerk, ihr Zifferblatt dient als Rahmen." Und er erklärt: "Beim Skelettieren reduziert der Handwerker den Mechanismus auf das Allernotwendigste – ohne dessen abso­lute Zuverlässigkeit zu gefährden."
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Kunsthandwerk: Für das Fassen von Edelsteinen gibt es verschiedene Möglichkeiten – sie alle jedoch erfordern hohes handwerkliches Können © PR
Skelettierte und gravierte Teile können – je nach Stil der Dekoration – verspielt wirken, doch sie gestalten das Zifferblatt durch die Technik. Ganz anders sieht es da bei den Uh­ren aus, die zugunsten einer rein schmücken­den Ästhetik auf Ziffern verzichten. Vor allem für Damen werden Diamanten in winzige vorgebohrte Löcher gesetzt oder dicht an dicht gestellt und durch Metallerhebungen gehal­ten, die über den Stein geschoben werden. Auch Perlmutt dient – getönt, bemalt oder mit Edelsteinen besetzt – zur Gestaltung meist femininer Uhren. Die Symbolique des Laques von Vacheron Constantin dagegen glänzt mit traditionsreichem japanischem Maki-e-Lack. Christian Selmoni, Artistic Director des Hauses: "Maki-e bedeutet gestreutes Bild. Das steht für die am höchsten entwickelte Lack­kunst, bei der das Motiv mit feinem Gold- oder Silberstaub auf die feuchte, meist schwarze Lackoberfläche aufgetragen wird." So zeigt die Uhr von Vacheron Constantin die Zeit, aber auch die Darstellung von Kirschblüten, Symbol für den Frühling in Japan.
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Jaeger-LeCoultre Grande Reverso Ultra Thin SQ © PR
Fast zum Greifen wirklich erscheint die Mondsichel vor tiefem Nachtblau auf der Pla­tinversion des Uhrenmodells Moser Perpetual Moon von H. Moser & Cie. Für ihren unirdischen Glanz sorgt die Zifferblattoberfläche, die mit einem Strahlenschliff versehen ist. Die ganze Uhr zielt auf die Inszenierung der Ewigen Mondphase – durch den Verzicht auf Ziffern, aber auch durch den Verzicht auf weitere Kalenderanzeigen, zwischen denen die Mond­phase oft zu einer Indikation von vielen wird.
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H. Moser & Cie. Moser Perpetual Moon (33.500 Euro) © PR
Doch es gibt sie tatsächlich: die Uhren ohne Ziffern, die sich ganz der Schlichtheit verschrieben haben. Nicht Werk, Kunst oder wertvolle Materialien stellen sie in den Mittel­punkt, sondern allein die Zeit. Manche ver­zichten auf eine Skala, wie die Museum Red Label von Movado. Sie markiert allein die Zwölf mit einem Punkt, der die Mittagssonne symbolisiert.
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Otium Corona (1.995 Euro) © PR
Noch weniger zeigt die Corona von Otium, doch ihre Inspiration ist ähnlich. Dirk Hillgruber, Geschäftsführer und Inhaber der Uhrenmarke, erklärt: "Das Zifferblatt hat als Vorbild die Sonnenkorona, also den Strahlen­kranz, den man bei einer totalen Sonnenfins­ternis sieht." Darin haben Zahlen und Skalen natürlich keinen Platz. Beinahe unsichtbar macht sich der schwarze Minutenzeiger vor der schwarzen Zifferblattmitte – so überlässt er der Corona möglichst viel Wirkung und macht sie – beinahe – zur Einzeigeruhr.
Die Facetten der Schlichtheit: Nichts, wenig, das gewisse Etwas
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Appliken im Schwarm: Indizes werden bahnenweise als Massenprodukt hergestellt. Zum Setzen getrennt gehen die kleinen Teile leicht verloren © PR
Andere, etwas weniger schlichte Uhrenmodelle tra­gen eine aufgedruckte Einteilung. Ihre Ziffer­blätter kommen unter einen Stempel, dieser nimmt Farbe von einer Vorlage ab und bringt so Schriften und Indizes auf. Komplexer herzustellen und dabei markanter in ihrer Wir­kung sind aufgesetzte Markierungen. Diese Appliken, die meist der Anzeige der Stunden dienen, können nur von Hand in Position ge­bracht werden. Dazu tragen sie Füßchen, die in vorgebohrte Löcher im Zifferblatt passen. Hat eine Applike ihren Platz bezogen, vernie­tet der Setzer sie an der Zifferblattrückseite. So erscheinen auch die Indizes der Orion von Nomos Glashütte – als wären sie appli­ziert. Doch das Gegenteil ist der Fall, darauf legt Judith Borowski, Leiterin der Design­abteilung Wert. Die feinen erhabenen Streifen, die die Stunden kennzeichnen, entstehen aus dem Zifferblatt selbst. "Unsere Indizes sind geprägt. So scheint das Messing als Grundma­terial des Zifferblatts an diesen Stellen durch die weiße Versilberung hindurch", erklärt Borowski und fügt hinzu: "Diamantiert erhalten die Indizes einen besonderen Goldton."
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Vacheron Constantin La Symbolique des Laques - Frühling (82.700 Euro) © PR
Wie gesagt: Uhren ohne Ziffern gibt es in vielen unterschiedlichen Spielarten. Die zahlenfreien Uhren haben eine ganz eigene Faszination und somit durch­aus etwas gemeinsam. Ob Mechanik-verliebt, schmückend oder in ihrer Schlichtheit einfach groß – sie alle prägt ein entspannter Umgang mit der Zeit. Zugegeben, manche Uhrenmodelle len­ken einfach von ihr ab. Aber viele animieren auch dazu, Zeit sein zu lassen, was sie ist. Ohne sie geringschätzig zu vertun oder durch ihre Überbewertung in Hektik zu verfallen. gb
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Nomos Glashütte rosé (1.480 Euro) © Fotografie
Jaeger-LeCoultre Nomos Glashütte H. Moser & Cie. Vacheron Constantin Wissen Movado Corum
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