Breitling ist einer der wenigen noch unabhängigen Uhrenhersteller. Mit dem eigenen Chronographenkaliber begab sich die Marke auf Manufakturpfade. Eine Smartwatch unterstreicht ihre Kompetenz im Elektronikbereich und den Anspruch, auch in Zukunft den Profis der Luftfahrt ein Zeitgeber zu sein.
Connected Watch auf dem Vormarsch: Breitling Exospace B55
Bei unserem Besuch in der Breitling Chronometrie in La Chaux-de-Fonds steht gerade ein Thema im Mittelpunkt: Breitling erfindet momentan die Smartwatch neu, den ersten eigenen Smartchronographen Exospace B55. Mit diesem verfolgt der Hersteller einen eigenen Ansatz, "bei dem das Smartphone die Uhr für noch mehr Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit unterstützt", wie Vice President Jean-Paul Girardin erklärt. Breitling lehne es entschieden ab, eine Uhr nur als Erweiterung des Smartphones zu betrachten. "Der Chronograph ist und bleibt der Meister", sagt Girardin, "das Smartphone dient zur Verbesserung seiner Funktionen."
Dank der bidirektionalen Kommunikation bilden beide Instrumente ein komplementäres Ganzes, bei dem jedes für das genutzt wird, was es am besten kann. Das Smartphone überzeugt durch die Größe seines Bildschirms und die Ergonomie seiner Benutzeroberfläche. Der Besitzer der Exospace B55 kann sein Telefon für bestimmte Einstellungen auf der Uhr – Zeit, Zeitzonen, Weckzeiten und so weiter – nutzen. Ergebnis ist ein deutlicher Komfort- und Zeitgewinn. Umgekehrt kann er gemessene Zeiten vom Chronographen auf das Smartphone übertragen, um sie dort einfacher lesen, speichern und verwalten zu können. Der elektronische Multifunktionschronograph Exospace B55 empfängt auch Informationen, wenn Anrufe oder Nachrichten auf dem Smartphone eingehen, oder Terminerinnerungen erfolgen.
Neues Werk, neues Material: Breitling Avenger Hurricane Chronograph
Natürlich vernachlässigt Breitling über all dies seine mechanischen "Instruments for Professionals" nicht. So präsentiert der Schweizer Chronometer-Spezialist während der Baselworld 2016 zum Beispiel den neuen Avenger Hurricane Chronographen mit dem automatischen Manufakturkaliber B12 inklusive 24-Stunden-Anzeige.
Sein Gehäuse besteht aus dem sogenannten "Breitlight". Dieses Hightech-Material ist mehr als dreimal leichter als Titan, fast sechsmal leichter als Edelstahl und dennoch härter. Der exklusive Stoff ist kratz- und zugfest, korrosionsresistent, amagnetisch, antiallergisch und fühlt sich deutlich wärmer an als ein Metall. Eine leichte Marmorierung verstärkt sein Design. Das Zifferblatt mit Leuchtziffern und -zeigern steht ganz im Zeichen der Ablesbarkeit und liegt unter einem beidseitig entspiegelten dicken Saphirglas.
Kultstatus: Breitling Navitimer
Auch einen neuen Navitimer, die wohl bekannteste Fliegeruhr von Breitling, gibt es 2016 zu sehen – limitiert auf 1.000 Stück, mit dunkelgrauem Zifferblatt und schwarz beschichtetem Rotor im Manufakturkaliber Breitling 01. Der 1952 lancierte Zeitmesser mit Rechenschieberlüntte avancierte zum Kultobjekt und ist heute als erstes Breitling-Modell ausschließlich mit Manufakturkalibern ausgestattet. Die Navitimer-Kollektion ist heute zu einer ansehnlichen Flotte herangewachsen. Die Modelle unterscheiden sich vor allem in ihrer Funktion. Immer wieder gibt es limitierte Serien mit anderen Zifferblattfarben oder Gehäusematerialien. Mehr zur Geschichte der Navitimer erfahren Sie hier!Fast eine Zweitmarke: Breitling for Bentley
Bereits seit Ende 2002 besteht die Verbindung zur britischen Luxusautomarke Bentley. Die Kooperation führte zu der eigenständigen Kollektion Breitling for Bentley. Die Uhren erkennt man am Rändelrelief auf der Lünette, das an den Kühlergrill eines Bentleys erinnert. 2016 gliedert Breitling auch die Weltzeituhr B05 Unitime in die dunkel beschichtete Uhrenlinie "Midnight Carbon" ein. Sie zeigt die 24 ganzstündigen Standardzeitzonen inklusive etwaiger Sommerzeiten an. Das großzügig gestaltete 49 Millimeter große Edelstahlgehäuse mit schwarzer DLC-Beschichtung beherbergt das Manufaktur-Automatikkaliber B05 mit 70 Stunden Gangautonomie.
"Wir sind nicht so früh wie andere Hersteller den Weg der Manufaktur gegangen", plaudert Girardin aus der Geschichte. "Es gab Dinge, die uns wichtiger waren. Zum Beispiel die Chronometrie." Seit 1999 liefert Breitling als einziger Schweizer Hersteller alle Zeitmesser mit Chronometerzertifikat aus. Das sind heute etwa 130.000 Uhren im Jahr, mehr als die Hälfte davon – etwa 80.000 – Chronographen. Zurzeit werden etwa 40.000 Manufakturkaliber pro Jahr produziert. Der Rest der Zeitmesser ist noch mit Uhrwerken der ETA oder aus dem Hause Dubois-Dépraz bestückt. Letzter Auslöser, doch ein eigenes Uhrwerk zu bauen, war das berühmt-berüchtigte Schreiben von der Swatch Group, externe Hersteller künftig nicht mehr mit Uhrwerken der ETA zu beliefern. Bei Breitling war man sich schon darüber im Klaren, was das bedeutet: Jahrelange Entwicklungsarbeit, beträchtliche Investitionen, vor allem, wenn man sich an ein Chronographenwerk macht.
Der Hersteller rief im Herbst 2004 ein kleines Spezialistenteam "Forschung & Entwicklung" ins Leben, das sich in Genf niederließ. Bereits wenige Monate später waren die Vorarbeiten abgeschlossen und die wichtigsten technischen Optionen gesetzt. In den Grundzügen stand das Werk schon. Kontakte mit Zulieferern wurden geknüpft. Ende 2005 trafen die ersten Werkteile ein. Im Frühjahr 2006 wurden die ersten Prototypen gebaut. Unzählige Tests auf Präzision, Robustheit, Widerstandsfähigkeit bei unterschiedlichen Temperaturen und unter Magnetfeldeinfluss, auf Bedienkomfort und vieles, vieles mehr fanden statt. Ein Jahr später hatte das Team sein Projekt abgeschlossen und wurde offiziell in die Breitling Technologie SA überführt. Ab Herbst 2008 lief dann die Produktion auf Hochtouren.
Unabhängigkeit, Know-how und Hochleistung: Breitling Chronomat B01
Das Manufakturkaliber Breitling 01 debütierte im Frühjahr 2009 im Chronomat B01. Die 346 Komponenten des Chronographenwerkes wurden mit mehr als 40 Partnern entwickelt und werden heute mit ebenso vielen produziert.
Aber das Knowhow befindet sich im eigenen Unternehmen, für das es in einem neuen, hypermodernen Fabrikationskomplex in La Chaux-de-Fonds auf vier Etagen von jeweils 1.000 Quadratmetern ausreichend Platz gibt.
Mit einem Link zur Technologie SA in Genf arbeiten Spezialisten im Werkzeug- und Prototypenbau. Hier werden Funktionen simuliert, CNC-Programme geschrieben und Werke dokumentiert. Etwa 2.000 Schriftstücke gehören zu einer Kaliberversion. Im Labor beschäftigen sich die Mitarbeiter mit solch speziellen Dingen wie der Entwicklung von Ölen. Vier von fünf, die man im Uhrwerk braucht, stammen aus eigener Synthese. In der Vormontage werden einzelne Baugruppen zusammengesetzt, wie die Hemmung mit Unruh und Spirale. Breitling ist einer der wenigen Hersteller, der diese Fertigkeit beherrscht. Bei der Spirale bedient sich Breitling übrigens zweier Zulieferer, darunter befindet sich nicht Nivarox. Und schließlich erfolgt in der Assemblage in einer hochtechnologischen Umgebung die Endmontage der Kaliber. Mit den Uhrmacherinnen, die durch minimalistische Materialabnahmen am Unruhreif die Kaliber zu Chronometer-reifen Uhrwerken herausputzen, weht dennoch eine Brise traditioneller Produktion durch die modernen Ateliers. "Eine Regulier-Maschine steht im Keller", erzählt Girardin, "aber die ist lange nicht so gut wie unsere Uhrmacherinnen".
"Ready for Take-off", um die Situation mit Worten jenes Metiers zu beschreiben, in dem sich Breitling seit Generationen mit seinen Zeitmessern bewegt. Jean-Paul Girardin drückt es so aus: "Wir bleiben im Pilotensitz" – und meint damit wohl nicht nur, der Aviatik die Treue zu halten, sondern auch den Kunden. Das ist nicht immer ganz einfach, wenn man erklären muss, warum eine Breitling mit Manufakturkaliber etwa 2.000 Schweizer Franken mehr kosten soll als eine herkömmliche Breitling. Deshalb führt er gern Interessenten durch die Hochleistungsfabrik in La Chaux-de-Fonds, um zu zeigen, dass die Marke Breitling von 2016 nicht mehr die von 2006 ist. "Das ist keine Marketing-Maßnahme", sagt er, "sondern ernst gemeinte Manufaktur-Strategie".