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Hands-on: Breitling Navitimer B01 Chronograph 43

Breitling: Navitimer B01 Chronograph 43
© PR
Vom Fluginstrument zur Ikone: Nach 70 Jahren ist die Navitimer weit mehr als ein Zeitmesser für Piloten, die ihn einst zum Navigieren einsetzten. Basierend auf ihren klassischen Merkmalen, aber mit modernem Styling, feinen Nuancen und ausdrucksstarken Farben avanciert die Navitimer im Jahr 2022 zur attraktiven Begleiterin für diejenigen, die ihrem eigenen Flugplan im Leben folgen wollen.
Die Navitimer hat einen langen Flug zurückgelegt, seitdem Willy Breitling mit ihr im Jahr 1952 seine Vorstellungen von einem Fluginstrument fürs Handgelenk umsetzte. Mithilfe des Mathematikers Marcel Robert, den er beauftragte, eine Rechenscheibe zu entwickeln, entstand ein einzigartiger Chronograph mit kreisförmigem Rechenschieber, mit dem Piloten alle notwendigen Flugberechnungen durchführen konnten.Doch nicht einmal Willy Breitling hätte erahnen können, dass sich seine Pilotenuhr einmal zu einer der bekanntesten und wohl auch beliebtesten Uhrenikonen aller Zeiten entwickeln würde. Ursprünglich war sie »nur« ein Instrument für Flieger, doch über die Jahre hat sie sich zu einem sportlichen Zeitmesser, einem wahren Statement am Handgelenk, einem beliebten Sammlerstück und noch immer trendigen Alltagsbegleiter etabliert. Das liegt vor allem daran, dass seit ihrer Markteinführung vor 70 Jahren immer wieder diverse Modelle lanciert wurden, die Navitimer mit ihrem radialen Rechenschieber, den charakteristischen Griffmulden an der Lünette, den stabförmigen Zeigern sowie den drei Countern aber immer unverkennbar blieb – und das schon von weitem – bis auf einen Ausrutscher vielleicht, die Navitimer 8.Die Modell-Linie ist durch ungezählte Varianten, verschiedene Gehäusegrößen und -materialien sowie zusätzliche Komplikationen, wie GMT-Funktion oder Mondphasenanzeige, stetig gewachsen. So avancierte die Kollektion im Laufe der Jahre zum Flaggschiff der Marke und setzt bis heute noch immer modische Statements. Der Kultstatus geht sogar so weit, dass Kenner, wenn sie von einer Breitling reden, ganz selbstverständlich die Navitimer meinen.

Mit diesem Erfolg der Navitimer hatte ihr Erfinder nicht gerechnet

1954 ernannte die amerikanische Aircraft Owners and Pilots Association (AOPA), der größte Piloten-Club der Welt, die Navitimer zu ihrem offiziellen Zeitmesser. Das Flügellogo des Verbandes prangte auf der Zwölf Uhr-Position. Die »Navigation Timer« oder kurz »Navitimer« war geboren.Während der glorreichen Ära der zivilen Luftfahrt wurde sie von Piloten und Flugbegeisterten gleichermaßen gern getragen. Zudem avancierte Breitling zum offiziellen Hersteller diverser Bordinstrumente für Flugzeuge wie etwa der Boeing 707. Im Jahr 1962 schaffte es die Navitimer am Handgelenk des Astronauten Scott Carpenter sogar bis in den Welraum, um als reiner 24-Stunden-Zeitmesser den Tag von der Nacht unterscheidbar zu machen.Ihr zu Ehren präsentierte Breitling auf den Tag genau 60 Jahre danach eine neue, auf 362 Stück limitierte und nummerierte Version der Navitimer Cosmonaute inklusive dieser speziellen 24-Stunden-Anzeige.Nach der sogenannten Quarzkrise startete die Navitimer in den 1990er-Jahren mit dem wohl bekanntesten Chronographenwerk der Welt, dem Eta-Valjoux 7750, in vielen Varianten und seit 1999 konsequent als COSC-Chronometer zertifiziert, durch. Der nächste große Schritt erfolgte 2009 mit der Einführung des eigenen Manufaktur-Automatikkalibers Breitling 01, das selbstverständlich auch in der 2022er-Generation der Navitimer tickt.Dessen Eigenschaften sind hinreichend bekannt. Es handelt sich um einen Schaltradchronographen mit vertikaler Kupplung, wobei die Herstellung eines Säulenrades heute angesichts moderner Technologien bei Weitem nicht mehr so heikel ist wie in der Vergangenheit. Die vertikale Kupplung sorgt für einen sauberen Start der Stoppfunktion ohne Verspringen des Stoppsekundenzeigers. Die Verbindung zu Sekunden-, Minuten- und Stundenzähler entfaltet sich hier vollständig über die Kupplungsvorrichtung – im Gegensatz zu herkömmlichen Systemen, wie etwa im Eta-Valjoux 7750, mit unabhängigem Stundenzähler. Innovativ ist auch das patentierte Selbstzentrierungssystem der Herzhebel für Nullstellung. Zudem sichert der Mechanismus Schadensfreiheit infolge unangemessener Bedienung, beispielsweise durch Betätigen der Nullstellung, ohne dass der Chronograph vorher angehalten wurde. Sicherheit besteht ebenso beim Kalendermechanismus. Dieser ist so konstruiert, dass das Datum zu jeder Tages- und Nachtzeit korrigiert werden kann. Grundlage dafür legt ein augenblicklicher Datumswechsel, der bei unserer Testuhr – es ist die ganz klassische mit silberfarbenem Zifferblatt und dunklen Countern – etwa drei Minuten vor Mitternacht erfolgt.

Das Uhrwerk Kaliber 01 der Breitling Navitimer B01 Chronograph 43

Neben 70 Stunden Gangautonomie, die bei modernen Kalibern inzwischen als Stand der Technik gelten, bietet das Kaliber 01 wie alle Breitling-Uhrwerke ein COSC-Chronometerzertifikat. Es läuft hinter dem typisch vieleckigen Saphirglasboden unserer Testuhr sehr ausgewogen – mit zwei Sekunden Vorgang bei Vollaufzug und etwa plus 2,5 Sekunden nach 24 Stunden Gangdauer ohne zwischenzeitlichen Aufzug und im Chronographenbetrieb – das alles gemessen auf der elektronischen Zeitwaage. Den besten Eindruck hinterlässt das B01 zufriedenstellenderweise am Handgelenk, an dem es nur 1,5 Sekunden pro Tag zu schnell ist. Breitling bietet für das Uhrwerk fünf Jahre Garantie, die man für das mechanische Manufakturkaliber noch um drei Jahre verlängern kann. Beim Blick durch den Saphirglasboden fallen dennoch etliche Unsauberkeiten im Bereich der Chronographenhebel auf. Das wird leider nicht zum ersten Mal beim B01 beobachtet, und die Kratzer lassen sich erst recht nicht durch die inzwischen skelettierte und dadurch etwas flacher erscheinende Silhouette des Aufzugsrotors verstecken.
Durchblick: Ein Saphirglasboden und ein skelettierter Rotor gestatten tiefe Einblicke in das Manufakturkaliber B01. © Breitling
Auf der Zifferblattseite setzt sich beim Starten des Chronographen über den Retro-Hütchendrücker bei zwei Uhr eine feine rote Stoppsekundennadel in Bewegung und zieht über einer ebenso filigranen Skalierung auf dem silberfarbenen Hauptzifferblatt ihre Kreise. Wie von einem Stoppuhrenspezialisten nicht anders zu erwarten, ist diese entsprechend der Uhrwerkfrequenz von vier Hertz mit drei Teilstrichen zwischen den Markierungen der vollen Sekunden aufgezeichnet. Die Stoppsekundenskalierung befindet sich vergleichsweise weit im inneren Bereich des Zifferblattes, weil sich nach außen hin die Navitimer-typische Rechenschieberfunktion mit einer feststehenden Skalierung auf dem Zifferblatt und der innenliegenden Drehlünette anschließt. Alle drei Skalen verleihen der Navitimer ihr typisch instrumentenhaftes Aussehen, wobei dennoch – gerade auf dem klassisch-silbernen, sonnengeschliffenen Hauptzifferblatt unserer Testuhr – die Zeitanzeige mit glänzenden Stundenappliken und facettierten Stabzeigern dominant bleibt. Diese Elemente treten auch bei Dunkelheit mit Leuchtpunkten und -balken in Erscheinung.

Die berühmte Rechenschieber-Lünette der Navitimer

Während sich das silberne Zifferblatt inklusive der feststehenden Rechenschieberskalierung am Rand leicht nach unten neigt, schließt sich die Rechenschieberlünette mit einer konkaven Wölbung an. Sie bildet mit dem Zifferblatt eine gelungene ästhetische Einheit, wobei sie in Schwarz dem hellen Innenbereich kontrastiert.Den starken optischen Eindruck verstärkt – erstaunlicherweise ohne zu verzerren – das sich darüber wie eine Linse wölbende, beidseitig entspiegelte Saphirglas. Von dem silbernen Zifferblatt mit seinem feinen Strahlenschliff heben sich die drei im harmonischen Tricompax-Layout angeordneten Counter ab – der für die Kleine Sekunde bei neun, der Chronographen-30-Minuten-Zähler bei drei und der Zwölf-Stunden-Zähler bei sechs Uhr. Letzterer integriert neuerdings die Datumsanzeige, die sich einst zwischen vier und fünf Uhr befand – hier sehr passend mit wei-ßen Ziffern auf schwarzem Grund. Der Zeiger des Stundenzählers vollführt eine permanente Bewegung, der des Minutenzähler wird beim Nulldurchgang des Stoppsekundenzeiger eine Position weitergeschaltet.Während sich die weit verbreitete Chronographenfunktion einfach erschließt, ist die Benutzung des radialen Rechenschiebers eine eher ungewöhnliche Angelegenheit. Auch wenn man heutzutage Rechenoperationen auf dem Smartphone vornimmt, sollte der Träger einer Navitimer das rustikale Feature erklären können, ganz abgesehen davon, dass dessen Vorführung jede Menge Gesprächsstoff bietet und somit auch Freude bereitet. Von Bedeutung für die Rechenschieberfunktion sind die innenliegende Lünette, die mit dem markanten äußeren gerändelten Drehring bewegt wird, und die feststehende Skalierung am Rand des silbernen Zifferblattes.
Anblick: Am Handgelenk ist auch die neue Navitimer über die signifikante Rechenschieberlünette sofort erkennbar. © Breitling
Der Funktionsweise liegt der mathematische Dreisatz zugrunde, mit dem man aus dem Verhältnis zwischen zwei bekannten Größen eine unbekannte dritte berechnen kann. Der Name ergibt sich aus den drei Schritten, die man dabei geht und die sich beim Einsatz des Breitling Rechenschiebers nachvollziehen lassen. Man muss wissen, dass dabei die rote Ziffer Zehn als Fixpunkt auf der inneren Skala eine entscheidende Rolle spielt – genauso wie eine Überschlagsrechnung im Kopf. Das soll ein einfaches Beispiel demonstrieren: Bei einer Multiplikation wird der erste Faktor auf dem Außenring über die rote Zehn auf der inneren Skala gedreht. Über dem zweiten Faktor auf der Innenskala liest man dann das Ergebnis auf dem Drehring ab. Bewegt man also zum Beispiel die 30 über die rote Zehn, dann liest man anstelle der 15 auf der inneren Skala die 45 auf dem Drehring ab. 30 mal 15 ergibt natürlich 450. Die Überschlagsrechnung im Kopf ist für das richtige Ergebnis gefragt, und so kommt man auch darauf, dass sich 45 aus drei mal 15 ergibt.Bei der Division wird der Dividend auf dem Außenring über den Divisor auf der inneren Skala gedreht, zum Beispiel die 60 über die 12. Das Ergebnis liest man dann über der roten Zehn der inneren Skala auf dem schwarzen Rehaut der Drehlünette ab. Da steht die 50. Wieder ist die Überschlagsrechnung erforderlich, denn natürlich ist 60 geteilt durch 12 gleich Fünf und nicht 50.

Geschwindigkeitsbestimmung über den Rechenschieber

Die Benutzung des Rechenschiebers bedarf also einiger Übung, doch wenn man einmal das Prinzip verstanden hat, können verschiedene Rechenaufgaben auf ziemlich beeindruckende und stilvolle Weise gelöst werden. Wenn das heutzutage keinen Highlight ist, was dann?Anders als bei klassischen Tachymeterskalen werden bei der Navitimer auch Geschwindigkeiten über die Rechenschieberfunktion dargestellt. Angenommen man ist mit dem Auto innerhalb von 30 Minuten eine Strecke von 60 Kilometern gefahren. Um nun die Durchschnittsgeschwindigkeit zu berechnen, dreht man die 60 auf dem Außenring über die 30 auf der inneren Skala und kann über der Pfeilspitze der 60 (anstelle der vollen Stunde) das Ergebnis ablesen. Dabei steht nun die 12 nach Überschlagsrechnung für 120 Kilometer pro Stunde.

Stilvolles Rechnen auf farbig-modernen Zifferblättern

Die modellprägende Rechenschieberlünette gehört im Falle unserer Testuhr zu einem etwa 43 Millimeter großen Edelstahlgehäuse. Ihre signifikante Riffelung führt zu gutem Griff, ihre charmante Gleitbewegung zu exzellenter Positionierung der filigranen Skalen zueinander. Allerdings bietet die Konstruktion nur drei Bar Druckfestigkeit, also maximal Schutz vor Spritzwasser, was für eine moderne Sportuhr etwas wenig erscheint. Für diese Qualität sind Kronen- noch Drückerverschraubungen weder erforderlich noch vorhanden.
Vielfalt: Neben den klassischen Layouts bringt die 2022er-Navitimer auch Farbe ins Spiel und zeigt sich so modern. © Breitling
Die gerändelte Krone lässt sich sehr gut fassen und in die einzelnen Positionen befördern. Die Chronographendrücker arbeiten punktgenau, wobei das Starten der Stoppfunktion etwas mehr Nachdruck erfordert als Stoppen und Nullstellen. Ihre Hütchen-Form verbreitet ebenso Nostalgie, wie das AOPA-Flügel-Logo, welches auf das Zifferblatt unterhalb der Zwölf-Uhr-Position zurückgekehrt ist.Die Sentimentalität verschmilzt mit dem klassischen Auftritt unserer Testuhr in Silber-Schwarz. Wem das zu viel der Vergangenheit ist, der kann heutzutage zu kupferfarbenen, eisblauen oder mintgrünen Zifferblättern greifen. Sie verkörpern am stärksten die neuen Generation des legendären Zeitmessers. MaRi
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