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Test: Certina DS Chronograph Automatic 1968

Certina: DS Chronograph Automatic 1968
© PR
Der markante DS Chronograph Automatic 1968 von Certina mit einem selten zu findenden kissenförmigen Gehäuse ist von einem Modell der 1960er-Jahre inspiriert. Doch sein Herz schlägt im Takt eines modernen Automatikkalibers mit Siliziumspirale. Seine Stoppfunktion und die Druckfestigkeit bis 20 bar sowie die einseitig drehbare Lünette machen ihn nicht nur zu einem sportlichen Accessoire, sondern zu einer funktionalen Taucheruhr – hier im Test.
Der 1970 eingeführte Slogan für die »Sportschokolade« beschreibt das Ziel, eine Schokoladentafel zu produzieren, die in jede Sportjackentasche passt. Der Slogan lässt sich auf die DS Chronograph Automatic 1968 von Certina, die an jedes Handgelenk passt, gut ummünzen: Denn wer einen quadratisch-praktischen »Sportzeitmesser« zu einem guten Preis sucht, ist mit dieser Uhr mehr als gut beraten. Genau wie für die quadratische »Ritter Sport« gibt es kaum, um nicht zu sagen, keine vergleichbaren Sportuhren, die genannte Eigenschaften vereinen. Die wohl populärste Vertreterin der Sparte dürfte die Monaco von TAG Heuer sein, eine Ikone, aber mehr als dreimal so teuer, von den Vertretern der Marken Panerai oder Hublot preislich mal ganz zu schweigen. Zugegeben, eine eckige oder kissenförmige Uhr ist nicht jeden Mannes Sache. Doch der hier  vorgestellt Chronograph überrascht mit zurückhaltender Opulenz und angenehmen Tragekomfort.Das mag an den kantigen, aber wohlbedachten Konturen des Edelstahlgehäuses ebenso liegen wie an dem daran befestigten Textilband, das die Uhr ergonomisch ausgewogen aus Handgelenk bringt. Zunächst scheint die Kombination aus massivem Gehäuse und vergleichsweise feinem Textilband instabil, aber der Tragetest belehrt uns absolut eines Besseren.Das Band besteht übrigens aus Plastikmüll, der aus dem Meer gefischt und in einem mechanischen Upcycling-Prozess wieder aufbereitet wurde. Dieser basiert auf der Idee von #tide ocean material, einem engagierten Team, das gemeinsam mit Wissenschaftlern der Ostschweizer Fachhochschule OST eine preisgekrönte Recycling-Methode entwickelt hat, die Certina unterstützt und nach der für den Uhrenhersteller lässig-robuste und hochwertige Uhrenarmbänder entstehen.

Wasseraffine Sportuhr mit Ecken und Kanten

Die Wasserwelt hat es Certina ohnehin schon immer angetan, sei es durch die Teilnahme an Forschungsprojekten, die Partnerschaft mit der Sea Turtle Conservancy oder die Entwicklung funktionaler Taucheruhren. Und so fühlt sich Certina auch mit dem DS Chronograph Automatic 1968 dem nassen Element verbunden. Das zeigt sich unter anderem in dem bis zu 20 Bar druckfesten Gehäuse, mit dem man einen sicheren Tauchgang aber auch jegliche andere Wassersportaktivitäten absolvieren kann. Dabei leistet die nur gegen den Uhrzeigersinn drehbare und im Halbminutenschritt kernig-charmant rastende Taucherdrehlünette hervorragende Dienste. Sie ist vorbildlich minutengenau und unter Hervorhebung der Fünfer- und Zehnerminuten durchskaliert. Die Schwarz-Weiß-Markierungen sind von unten auf einen Saphirglasreif aufgebracht und verleihen dem Drehring faszinierende Dreidimensionalität und optische Tiefe.
Gute Kombination: Das Textilband aus recyceltem Material hält den eckigen Chronographen angenehm und sicher am Handgelenk. © Certina
Der Ring lässt sich zudem gut fassen und benutzen – dank feiner seitlicher Riffelung und der Aussparungen am Gehäuse zwischen den Bandanstößen bei sechs und zwölf Uhr, die der Ring leicht überragt. Bei Dunkelheit erstrahlt das Orientierungsdreieck in einem vom Meer inspirierten herrlichen Hellblau der Superluminova. Mit dem Dreieck korrespondieren zehn Leuchtbalken inmitten der kantigen Index-Appliken und die Enden der balkenartigen Zeiger für Stunde und Minute. Kleiner Makel: Der kleine Sekundenzeiger bei neun Uhr bleibt zur Funktionskontrolle im Dunkeln, und auch die Beleuchtung des Minutenzeigers könnte sich von der des Stundenzeigers deutlicher abheben. Dafür gibt sich der DS Chronograph Automatic 1968 auch nicht als professionelle Taucheruhr aus, und vielleicht spielten ja bei der Gestaltung auch Vintage-Aspekte des historischen Zeitmessers mit dem mystischen Namen DS Argonaut eine Rolle, von dem der Chronograph inspiriert ist.

Historisch inspiriert – vom Doppel-C bis zum Hütchendrücker

Neben einer Dreizeigerversion dieser DS Argonaut gab es auch einige Chronographen mit zwei oder drei Totalisatoren und eine bis 200 Meter wasserdichte Taucheruhr mit Drehring. Alle Versionen waren ohne Datum – wie auch die moderne Testuhr – und die Argonaut Chronographen wurden vergleichsweise kurz, zwischen 1968 und 1972, die Taucheruhr gar nur 1968/69 gebaut.Die historische Detailverliebtheit setzt sich mit den Schriftzügen Certina und Automatic sowie dem 1958 eingeführte Doppel-C-Logo sowohl auf dem Zifferblatt unterhalb von zwölf Uhr in Orange als auch ganz erhaben auf der verschraubbaren Krone fort. Das Bedienteil stellt sich ein bisschen widerspenstig bei der Verschraubung an. Aufschrauben gelingt besser, und beim Ziehen der Krone merkt man, wie sie in die funktional nicht besetzte Stellung der Datumsschnellschaltung kommt, um dann in die äußere Position der Zeigerstellung mit Sekundenstopp zu gelangen.
Sportliche Statur: Der DS Chronograph Automatic 1968 zeigt sich auch von der Seite aus betrachtet als starke und kantige Persönlichkeit. © Certina
Über die Schraubkrone bedient man das moderne ETA-Automatikkaliber A05.H31. Es basiert auf dem ETA/Valjoux 7753 und bringt neben Stunde, Minute und Stoppsekunde aus der Mitte in klassischer Bicompax-Manier die Kleine Sekunde bei neun und die Chronographen-Minuten bei drei Uhr zur Anzeige. Gräbt man in der Geschichte von Certina, so stößt man auf zahlreiche Bicompax-Chronographen, wobei die DS Argonaut-Chronographen von den Kalibern Valjoux 23 und 726 angetrieben wurden. Das moderne Kaliber A05.H31 wartet mit einer Spiralfeder aus Silizium auf, die für höhere Stoßsicherheit, Korrosionsbeständigkeit und Unempfindlichkeit gegenüber Magnetfeldern sorgt. Gegenüber dem ETA/Valjoux 7753 bringt es das neue Werk zudem auf eine erhöhte Gangautonomie von 60 Stunden. Certina realisiert das über ein modifiziertes Federhaus und nicht über die Reduzierung der Frequenz. Bei unseren Messungen auf der Zeitwaage läuft das Chronographenwerk eher durchschnittlich mit Abweichungen um die sechs Sekunden am Tag. Am Handgelenk weicht es dagegen in allen Lebenslagen nur zwei Sekunden am Tag ab – das überzeugt.

Gut in Form – von der Stoppfunktion bis zum Preis

Die Stoppfunktion wird mit rustikalen Hütchendrückern gesteuert, die bei ihrer Benutzung das typische Verhalten der zugrunde liegende Kulissenschaltung des ETA/Valjoux 7753 an den Tag legen: Starten und Nullstellen verlangen nach ordentlich Druck, das Stoppen geht leichter, aber ebenfalls stets drucksicher von der Hand. Nach dem Starten hangelt sich die feine Stoppsekundennadel aus der Mitte an einer Instrumenten-haft wirkenden Skalierung am Zifferblattrand entlang, die allerdings mit vier Teilstrichen nicht die Frequenz des mit vier Hertz oszillierenden ETA-Kalibers A05.H31 reflektiert.
© Certina
Aber vielleicht spielte bei der Gestaltung auch hier die historische Authentizität eine Rolle. Die Valjoux-Kaliber 23 und 726 arbeitete mit 2,5 Hertz und für diese Frequenz stimmte die Unterteilung der Sekunde in fünf Abschnitte. Im Counter des Minutenzählers fällt zudem eine orangene 45 auf, ebenfalls historisch inspiriert. Mit etwas Konzentration lassen sich damit auch Zeitabschnitte bis zu einer Dreiviertelstunde festhalten – als praktische Funktion genauso etwas Besonderes wie die quadratische Form und der gute Preis des Zeitmessers. Die Uhr kostet 2.090 Euro. MaRiDieser Artikel erschien zuerst im Uhren-Magazin, Ausgabe 03.2023. Das genaue Testergebnis finden Sie in der aktuellen Ausgabe, diese können Sie hier herunterladen:)

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