Chronographen mit zentralem Minutenzähler gibt es nur wenige auf dem Markt. Vielleicht, weil das einstige Lemania-Kaliber 5100, das diese Funktion geboten hat, nicht mehr verfügbar ist und ein Umbau anderer Chronographenwerke sich als aufwendig und kostspielig erweist. Dabei ist diese Form der Anzeige sehr übersichtlich: Man liest die verstrichenen Minuten vom Hauptzifferblatt ab und nicht von einem kleinen Totalisator. Außerdem geht die Skala bis 60, nicht nur bis 30 Sekunden. Schließlich handelt es sich um eine intuitiv erfassbare Indikation. Voraussetzung ist allerdings, dass der Minutenzählzeiger deutlich anders gestaltet ist als der reguläre Minutenzeiger und der ebenfalls zentrale Sekundenzähler des Chronographen.
Chronograph mit zentralem Minutenzähler #1: Damasko DC86/2
Der deutsche Chronographenspezialist Damasko aus Barbing bei Regensburg bietet eine ganze Reihe an Chronographen mit mittig platziertem Minutenzähler. Es gibt verschiedene Modellvarianten: naturbelassene und geschwärzte Edelstahlgehäuse sowie unterschiedliche Farbkombinationen. Die DC86/2 hat ein 43,8 mm großes, schwarzes Gehäuse (Horn zu Horn 50,1 mm) aus eisgehärtetem Edelstahl, das – unter anderem wegen des verschraubten Bodens und der verschraubten Krone – bis 100 m wasserdicht sowie unter- und überdrucksicher ist. Der gehärtete Drehring lässt sich in beiden Richtungen verstellen. Bei der oben gezeigten Variante DC86/2 Green Black ist die kreisförmige Leuchtmarkierung genau wie der 12-Uhr-Index auf dem Zifferblatt und die Zeiger für die Chronographenfunktionen in leuchtendem Grün gehalten.
Das Chronographenkaliber C51 mit Automatikaufzug und 50 Stunden Gangreserve wurde nach dem Vorbild des Lemania 5100 konstruiert. Dank nachleuchtender Spezialfarbe auf Stunden- und Minutenzeiger sowie auf den Stundenindexen ist die Uhr auch bei Dunkelheit bestens ablesbar. Unter Einschluss des doppelt bombierten und einseitig entspiegelten Saphirglases gemessen, kommt die DC86/2 auf eine Gesamthöhe von 14,4 mm. Gegen störende Magnetfelder ist die Uhr durch einen Käfig mit Magnetfeldabschirmung geschützt. Damasko verkauft die DC86/2 Green Black und die DC86/2 Black für je 4.265 Euro.
Chronograph mit zentralem Minutenzähler #2: A. Lange & Söhne Odysseus Chronograph
Dass A. Lange & Söhne sich bei seinem Odysseus Chronograph für einen zentralen Minutenzähler entscheiden hat, war vor allem in der Position der Fenster für Wochentag und Datum bei 9 bzw. 3 Uhr begründet: Auf dieses entscheidende Designelement der Dreizeiger-Odysseus wollte die Glashütter Manufaktur verständlicherweise nicht verzichten. So war für eventuelle Hilfszifferblätter kein Platz vorhanden. Lange wäre aber nicht Lange, wenn sie in die Entwicklung des neuen Chronographenkalibers L156.1 mit 50 Stunden Gangreserve und vertikaler Reibungskupplung nicht etwas Einzigartiges integriert hätten, und das betrifft den Sekundenzähler. Der legt nämlich bei Nullstellung die gesamte zuvor zurückgelegte Strecke innerhalb eines Sekundenbruchteils zurück. Zwar ist das menschliche Auge zu träge, um das gesamte Schauspiel zu würdigen, aber immerhin sieht man so etwas wie einen roten Blitz übers Zifferblatt schnellen.
Die zweite Innovation betrifft die Doppelbelegung der Drücker: Wenn die Krone gezogen ist, nutzt man sie zur Schnellverstellung von Wochentag und Datum. Im Normalzustand dienen sie, wie bekannt, dem Starten, Stoppen und Nullstellen des Chronographen. Die 42,5 mm große Stahluhr mit Stahlband wird nur 100-mal gebaut, wobei sich die Produktion über Jahre hinziehen wird. Den Preis verrät Lange nicht; bei Vorstellung der Uhr 2023 soll er um die 130.000 Euro gelegen haben.
Chronograph mit zentralem Minutenzähler #3: Tutima M2 Chronograph
Zu den berühmtesten Tutima-Uhren gehört der NATO-Chrono, den die Bundeswehr seit den 1980er Jahren bei Tutima einkaufte und er bis heute zur Standardausrüstung des deutschen Militärs gehört. Die länglichen, ins Gehäuse integrierten Großflächendrücker gaben nicht nur bei der Ausschreibung damals den Zuschlag zugunsten von Tutima, sie sind bis heute ein wiedererkennbares Designmerkmal der Marke.
Heute findet man sie, mit Neopreneinlage, unter anderem im M2 Chronograph, den es in verschiedenen Farben gibt – zum Beispiel wie hier gezeigt mit grünem Dégradé-Zifferblatt. Den Minutenzähler erkennt man im Unterschied zum Sekundenzähler an dem kleinen Pfeil, der an ein Flugzeug erinnert. Das 46 mm große Gehäuse ist aus Reintitan gefertigt, 15,5 mm hoch und bis 300 m wasserdicht. In seinem Innern arbeitet das selbstaufziehende Kaliber T521, das auf dem Eta Valjoux 7750 basiert. Ein Kevlarband mit Titanschließe hält den M2 Chronograph am Arm. Der Preis liegt bei 4.700 Euro.
Chronograph mit zentralem Minutenzähler #4: Sinn 140 St S
Die Modellreihe 140 ist ein Klassiker bei Sinn. Schon während der Spacelab-Mission D1 1985 trug der deutsche Astronaut Reinhard Furrer die 140 S im Weltraum, als diese noch mit dem Lemania 5100 bestückt war. Nachdem dieses nicht mehr produziert wurde, ging Sinn ab 2003 daran, unter der Bezeichnung SZ bestehende Großserienkaliber durch eigene Zusatzkonstruktionen zu verbessern. Das SZ01 mit Umbau auf einen zentralen Minutenzähler war das erste dieser Reihe: Es tickte 2011 im EZM 10 und wird heute unter anderem in der 140 eingesetzt. Die hier gezeigte 140 St S ist ein 44 mm großer Chronograph aus tegimentiertem Edelstahl, der mit einer schwarzen Hartstoffbeschichtung versehen ist. Ein Deckglas aus Saphirkristall trägt zu seiner Robustheit bei, genau wie die Unterdrucksicherheit und die Sinn-eigene Ar-Trockenhaltetechnik, die bei Feuchtigkeit gegen ein Beschlagen von innen schützt. Der nickelfreie massive Boden ist nicht tegimentiert. Darüber hinaus ist die 140 St S mit einer Reihe weiterer Da die 140 S 1992, sieben Jahre nach Furrer, auch vom Astronauten Klaus-Dietrich Flade während der Mir-92 im All getragen wurde, trägt die 140 auch den Beinamen Weltraumchronograph. Die Uhr ist mit einem innen liegenden Fliegerdrehring ausgestattet, bis 100 m wasserdicht und kostet 4.480 Euro.