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Hands-on: Titoni Heritage Chronograph

Titoni: Heritage Chronograph
© Titoni
Mit dem neuen Heritage Chronograph lässt die Schweizer Manufaktur Titoni ein Modell aus den 1950er-Jahren wieder aufleben.
Kennen Sie Titoni? Wahrscheinlich nicht. Das 1919 in Grenchen gegründete Unternehmen war bis vor Kurzem fast ausschließlich in Asien unterwegs. Während in China jeder die Marke kennt und sie sich dort eines sehr guten Rufs erfreut, ist sie in ihrer Schweizer Heimat wie im Rest Europas noch ein Nobody. Ich selbst habe zum Beispiel erst von der Existenz Titonis erfahren, nachdem wir 2004 unser Schwestermagazin Chronos China gründeten.Seit einigen Jahren strebt Titoni nun auf den europäischen Markt. Ein Teil der Kollektion ist noch auf den asiatischen Geschmack ausgerichtet, aber immer mehr Linien bedienen hiesige Bedürfnisse. (In diesem Beitrag stellen wir die Linien 1919, Seascoper und Heritage vor.)Trotz der jahrzehntelangen Verankerung in Asien handelt es sich bei Titoni um ein Schweizer Familienunternehmen, das alle seine Uhren am Firmensitz in Grenchen fertigt. Ich selbst habe im September die Manufaktur besucht und war beeindruckt von dem durchweg hohen Niveau der Produktion und den strengen Qualitätsstandards.Ein Meilenstein war für Titoni die Lancierung des eigenen Manufakturkalibers T10 im Jubiläumsjahr 2019. Für diesen Test habe ich aber keine Uhr mit Manufakturwerk ausgesucht, sondern eine Neuheit: den im November 2021 eingeführten Chronographen aus der Heritage-Linie.Der knapp 41 Millimeter große Chronograph ist eine schöne Retro-Uhr. Der Retro-Eindruck ergibt sich vor allem aus der Verwendung der vielen Anzeigen: Außerhalb der schwarzen Minuterie verlaufen eine rote Telemeter- und eine hellblaue Tachymeterskala. In den Hochzeiten der Armbandchronographen, den 1950er Jahren, war es üblich, die Zifferblätter mit vielen Indikationen auszustatten – bevor Jack Heuer in den frühen Sechzigern einen anderen Weg ging und mit der ersten Carrera ein verschlanktes, reduziertes Uhrengesicht präsentierte. Heute sind Chronographenzifferblätter mit vielen Anzeigen und Skalen wieder gefragt, weil sie uns in eine Zeit entführen, in der die mechanische Uhr das Maß aller Dinge war. Voraussetzung ist allerdings eine gewisse Harmonie. Und die erreicht der Heritage Chronograph durchaus, allein schon dadurch, dass die Farben so gut aufeinander abgestimmt sind – die schon erwähnten Rot und Hellblau vertragen sich gut mit den leuchtmittelgrünen Zeigern und Ziffern sowie dem hellen Zifferblatt. Das taupefarbene Kalbslederband passt perfekt zu dieser Optik, es macht die Uhr hell und freundlich.
In Sachen Zifferblattaufteilung und -farben hat sich Titoni sehr eng an einem historischen Vorbild aus dem eigenen Haus orientiert: In den fünfziger Jahren gab es von der Schwestermarke Felca einen fast gleich aussehenden Chronographen, etwas kleiner und – natürlich – mit einem Handaufzugskaliber ausgestattet, dem preisgünstigen, aber zuverlässigen Landeron 148 mit Kulissenschaltung.

Ansprechend verziertes Werk

Titoni verwendet heute ein Automatikkaliber von Sellita, das SW 510 BH a, ebenfalls mit Kulissenschaltung, das man durch einen Saphirglasboden betrachten kann. Das Werk kann sich sehen lassen: Brücken und Rotor sind ansprechend mit Genfer Streifen beziehungsweise Perlage verziert. Die Konstruktion des Werkes erlaubt die sogenannte Bicompax Darstellung auf dem Zifferblatt, mit kleiner Sekunde bei neun Uhr und Minutenzähler bei drei Uhr.
Anders als die Felca mit ihrem 45-Minuten-Zähler verfügt die Neue über einen heute gebräuchlicheren 30-Minuten-Zähler. In diesem zitiert Titoni ein weiteres historisches Detail: drei verlängerte Minutenindexe. Diese dienten bei der Felca wie bei vielen anderen Chronographen der damaligen Zeit dazu, die Tarifgrenzen der Telefonkosten sichtbar zu machen: Nach jeweils drei, sechs und neun Minuten wurde das Ferngespräch teurer, und der eingeschaltete Chronograph half dabei, die Kosten im Griff zu behalten. Heute, im Zeitalter der Flatrates, entfällt diese Funktion. Um das Fünfziger-Jahre-Feeling beizubehalten, hat Titoni trotzdem drei Indexe verlängert, nämlich die für zwei, vier und sechs Minuten. So bleiben die langen Striche auch beim 30- statt 45-Minuten-Zähler im ersten Quadranten des Totalisators – ein nicht funktionales, sondern rein emotionales Designelement.Die Datumsschaltung setzt sich ab etwa 23.15 Uhr langsam in Bewegung und springt dann schlagartig auf die nächste Position – bei unserer Testuhr nicht exakt um Mitternacht, sondern ein paar Minuten früher.

Ganz nah am Vorbild

Die recht originalgetreue Wiedergabe des historischen Zifferblatts ist durchaus gelungen. Das Datumsfenster bei sechs Uhr, das beim Vorbild fehlt, ist gut integriert und stört nicht. Dass die Sekundenbruchteile nicht ablesbar sind, weil es fünf Teilchenstriche wie bei der Felca gibt und nicht vier, die zur Vier-Hertz-Frequenz des modernen Werkes gepasst hätten, finde ich unproblematisch. Denn mal ehrlich: Wer liest denn wirklich Achtelsekunden ab? Und doch gibt es ein Detail, das mich ärgert: die Zeigerlängen. Der Minutenzeiger ist so lang, dass er mit seiner Spitze auf die Tachymeterskala weist, für die aber nur der Sekundenzählzeiger interessant ist. Dafür läuft der Minutenzeiger ausgerechnet mit seiner breitesten Stelle über die Minutenindexe, die er eigentlich mit seiner Spitze berühren sollte. So ist ein exaktes Einstellen und Ablesen der Zeit nicht möglich. Das Gesagte galt auch schon für die Felca; Titoni hat sich also auch in diesem Punkt dazu entschlossen, nah am Original zu bleiben. Aber vielleicht wären kürzere Zeiger hier sinnvoller gewesen.Denn auf der anderen Seite läuft die Testuhr sehr präzise. Die Gangwerte liegen im Chronometerbereich, die Uhr ist nahezu perfekt einreguliert, zeigt eine erfreulich geringe Abweichung zwischen den einzelnen Lagen von drei sowie einen durchschnittlichen Vorgang von 3,3 Sekunden auf 24 Stunden. Auch mit eingeschaltetem Chronographen ist die Abweichung nur minimal größer, was ein sehr gutes Ergebnis darstellt. Beim Tragen am Arm bestätigte sich das Ergebnis der Zeitwaage in etwa: Hier ging die Uhr pro Tag durchschnittlich vier Sekunden vor.
Das Gehäuse ist massiv, stabil und sehr gut verarbeitet. Durch seine Facetten, die abgeschrägte Lünette und die Fasen dies- und jenseits des Mittelteils erscheint es nicht so hoch, wie es aufgrund des Sellita-Kalibers eigentlich ist. Es macht Freude, mit den Fingern über das Gehäuse zu streichen – danach muss man es allerdings wieder putzen, weil es, dem Retrostil entsprechend, durchgängig hochglanzpoliert ist.Auch das semirembordierte Kalbslederband fühlt sich angenehm an. Die massiv gearbeitete Schließe steht dem Gehäuse in Sachen Hochwertigkeit und Stabilität in nichts nach. Sie ist gut und dank der Drücker leicht zu bedienen, die Armbandlänge lässt sich stufenlos und einfach verstellen. Leider konnte ich mich trotzdem nicht mit der Schließe anfreunden. Denn auf der Unterseite gibt es eine leicht hochgezogene Kante mit zwei spitzen Ecken, die unangenehm in den Arm drücken, wenn die Uhr fest anliegt. Um das zu vermeiden, wird man die Uhr lieber etwas lockerer tragen. Dann aber rutscht der Uhrenkopf beim Tragen schon nach kurzer Zeit an die Seite des Arms. Hier würde ich Titoni empfehlen, das Unterteil der Schließe zu verändern und die scharfen Ecken zu glätten, damit man die Uhr enger am Arm tragen kann.Ein Highlight sind die Pilzdrücker des Chronographen. Sie lassen sich gut bedienen – es gibt ausreichend Widerstand, sodass man sie nicht unabsichtlich in Gang setzen kann, aber auch nicht zu viel. Vor allem aber tragen sie zum Charme der Fünfziger bei, den Gehäuse und Zifferblatt durch ihre Gestaltung wachrufen.Der Heritage Chronograph macht also seinem Namen alle Ehre: Er entführt uns in die „gute alte Zeit“ der fünfziger Jahre, in denen es noch etwas gemütlicher zuging als in der folgenden Dekade mit dem kühlen, sachlichen, fortschrittsgläubigen Design der Sechziger. Statt eines bloßen Nachbaus kommt die Uhr in zeitgemäßer Größe und aktueller Technik daher, und das zu einem sehr guten Preis, der deutlich unter 2.000 Euro liegt. Dafür bekommt man viel geboten. buc
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