Observatoriumswettbewerbe spielten noch bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein eine große Rolle in der Uhrmacherei. Dort traten die präzisesten Uhren der Welt gegeneinander an, und jeder Hersteller war extrem stolz, wenn er es schaffte, dass seine Uhren eine entsprechende Auszeichnung erhielten. Zu den renommiertesten Observatorien gehörten die in Genf, Neuchâtel und im englischen Kew. Nach dem massenhaften Aufkommen der Quarzuhren in den 1970er Jahren, die um ein Vielfaches genauer gingen als die präziseste mechanische Uhr, verschwanden diese Wettbewerbe von der Bildfläche.
Bernhard Lederer, 1958 in Kornwestheim bei Stuttgart geboren, hat sich seit Jahren der Präzisionsuhrmacherei verschrieben. In seinem Central Impulse Chronometer (CIC) ließ er sich inspirieren von den Arbeiten zweier der bedeutendsten Uhrmacher überhaupt: Abraham-Louis Breguet und George Daniels. Sein neues Observatoriumschronometer führt diese Arbeit fort: Das Handaufzugskaliber 9012 verfügt über die patentierte Lederer-Chronometerhemmung, bei der zwei Federhäuser und je eine eigene Getriebekette auf zwei Konstantkraftschaltungen einwirken. Am Ende beider Ketten steht je ein Hemmungsrad, das mit der einzigen Unruh in Verbindung steht. Diese ist mit drei Hertz getaktet und führt somit 21.600 Halbschwingungen pro Stunde bzw. 6 pro Sekunde aus. Alle Uhrwerkteile sind von Hand dekoriert, auch an den von außen nicht sichtbaren Stellen, die Kanten von Hand angliert und poliert. Die Gangreserve beträgt 38 Stunden.
Im Gegensatz zu seinen bisherigen CIC-Uhren ist das Zifferblatt diesmal geschlossen, sodass man die Beiden Hemmungen nicht sieht. Das Zifferblatt selbst besteht aus massivem Sterlingsilber und wird nach einer alten Technik, die Lederer während seiner Ausbildung erlernte, in mehreren Schritten so bearbeitet, dass eine fast weiße Oberfläche entsteht, die an frisch gefallenen Schnee erinnert.
Eine weitere Besonderheit bildet der Minutenzeiger: Bedingt durch das Doppelhemmungssystem macht er nur alle 10 Sekunden einen Schritt, also 6 pro Minute. Dafür gibt es eine eigene Anzeige: In der Mitte des skelettierten Pfeilendes befindet sich eine Spitze, die auf eine eigene, in 6 feine Striche unterteilte Skala weist. Die Spitze des Minutenzeigers wiederum zeigt ganz normal auf die umlaufende Eisenbahnminuterie.
Das linke untere Viertel des Zifferblatts nimmt die große kleine Sekunde ein. Auf die konzentrischen Ringe innerhalb der Sekundeneinteilung sind die geografischen Koordinaten der drei Observatorien eingraviert, von denen die Uhr ihre Auszeichnung bekommen hat: die Chronometerprüfstelle in Glashütte (50,84780° nördlicher Breite / 13,78730° östlicher Länge), das Observatorium von Besançon in Frankreich (47,24875° n. B. / 05,98963° ö. L.) und das Chronometrische Observatorium in Genf (46,19607° n. B. / 06,12930 ö. L.).
Umhüllt werden Werk und Zifferblatt von einem 44 mm großen und 12,2 mm dicken Gehäuse aus besonders korrosionsbeständigem 904L-Edelstahl sowie einem Saphirglas mit Anti-Reflex-Beschichtung. Jede der 8 dreifach zertifizierten Chronometer, die bis 30 m wasserdicht sind, werden durch eine eigene eingravierte Markierung auf dem Boden unterschieden, die sich nach den 8 Himmelsrichtung der Windrose richtet: N, NE, E, SE, S, SW, W und NW. Jede Uhr wird an einem Rindslederband mit Dornschließe getragen und kostet 146.000 Schweizer Franken zuzüglich Steuern.