Umgekehrt kann man sich einen Tüftler und alteingesessenen Glashütter wie Ahrendt nur schwer in Berlin vorstellen. Nicht umsonst haben sich die Uhrenzentren auch in der Schweiz in ziemlich abgelegenen Gebieten entwickelt, wo es keine andere Industrie gab, und auch in dem sächsischen Ort war dies der Fall. Fernab der Hektik der großen Städte hatte man in Zeiten harter Konkurrenz auch nicht mehr alle Zeit der Welt, um geduldig an Uhrwerken zu arbeiten, aber man wird auf jeden Fall weniger abgelenkt. Während es für die meisten Kreativen ein Graus wäre, in dieser idyllischen Umgebung zu wohnen, gibt es weniger Probleme, Uhrenfacharbeiter nach Glashütte zu bringen. Ahrendt langweilt sich jedenfalls keine Minute, aber er hat neben den großen Herausforderungen im Job auch eine Familie mit drei Kindern und mischt seit Jahren ein bisschen im Glashütter Stadtrat mit. In den Schulferien allerdings und auch an vielen Wochenenden geht die Familie auf Reisen – schließlich will man ja auch etwas von der Welt sehen. Die Mischung mit den hippen Berlinern, die zwei Stunden und zehn Minuten lange Brücke in die Hauptstadt, ist eines der Erfolgsgeheimnisse von Nomos.
Was Berlin mit Glashütte verbindet
"Demokratischen Luxus" nannte Judith Borowski einmal das Konzept von Nomos und meinte damit, dass sich auch Menschen Armbanduhren von Nomos leisten können, für die eine Lange oder eine Glashütte Original viel zu teuer wäre, ganz zu schweigen von den Schweizer Luxusmarken wie Patek Philippe oder Jaeger-LeCoultre. Vielleicht passt das lebendige, aber nicht sehr glamouröse Berlin einfach wie die Faust aufs Auge zu Glashütte, dem Hinterzimmer für weltweit hochgeachtete Uhrenqualität. Viel besser als es mit Hamburg oder gar München funktionieren würde. "Die anderen Glashütter Uhrenunternehmen bringen ihre Uhren über die Schweiz auf den Weltmarkt, wir über Berlin. So hat eben jeder seine Zielgruppe und das dazu passende Konzept", resümiert Ahrendt. Wobei die beiden Nomos-Gesellschafter bereitwillig einräumen, dass sie doch sehr entspannt im Schatten der Schweizer Preispolitik segeln können, und die gute Wirtschaftsentwicklung in Deutschland hat die Sache auch vereinfacht. Der Wachstumskurs wird Nomos auch in den nächsten Jahren begleiten.
Die beiden Unternehmenslenker wissen aber, dass sie sich ändern müssen, um nicht aus der Puste zu kommen. "Vieles, was wir eigentlich gerne selbst gemacht haben, geht jetzt einfach nicht mehr", erklärt Borowski. Erst kürzlich haben sich die beiden selbst dabei ertappt, wie sie sich um alte Lagerbestände an Katalogen und Werbemitteln im Keller gekümmert haben. Dabei haben sie gemerkt: "Das sind so die Dinge, die wir jetzt definitiv delegieren müssen." Es gibt unangenehmere Managertypen als die, die sich nicht scheuen, auch noch mit anzupacken. Für die Zukunft muss Nomos nicht fürchten, sich selbst fremd zu werden.
Aktuelle Armbanduhren der Manufaktur
Das meistverkaufte Modell ist die Tangente. Der Zeitmesser ist sowohl mit Handaufzug als auch mit einem Automatikaufzug erhältlich. Die Automatik-Variante der Tangente gehört zur Kollektion Neomatik.
Die Serie Neomatik präsentiert sich in ihrer Erstauflage mit jeweils zwei Versionen der Modelle Tangente, Ludwig, Orion, Metro und Minimatik. In jeder Uhr arbeitet das von Grund auf neu entwickelte Automatikwerk DUW 3001. Jedes der fünf Modelle in der Kollektion Neomatik gibt es in zwei Varianten – mit cyan-farbenen Akzenten auf weiß versilberten Zifferblätter sowie mit orangefarbenen Details auf champagnerfarbenen Blättern. Die Gehäuse aus Edelstahl sind 35 und 36 Millimeter groß und besitzen einen Glasboden. Getragen werden die Uhren an einem Armband aus Pferdeleder- oder aus Rindsleder. Alle Modelle liegen preislich zwischen 2.520 Euro und knapp 3.000 Euro.
Zur Baselworld 2016 erweiterte die deutsche Uhrenmanufaktur die Neomatik-Kollektion um die Tetra Neomatik. In der quadratischen Uhr mit einem Gehäuse aus Edelstahl tickt erstmals ein Kaliber mit Automatikaufzug. Es ist, wie auch bei den anderen Modellen der Serie, das DUW 3001. Die Tetra Neomatik gibt es entweder mit einem versilberten oder einem dunkelblauen Zifferblatt. Der Zeitmesser ist in der ersten Variante für einen Preis von 2.900 Euro erhältlich, in der zweiten kostet er 80 Euro mehr.
Text von Katrin Nikolaus
Fortlaufend aktualisierter Artikel, erstmals online gestellt im Juni 2015.
Nomos Glashütte und Watchtime.net entwickelten zusammen ein besonderes, auf 50 Exemplare limitiertes Modell, dass Sie nur im Online-Shop von Watchtime.net erwerben können: Die Nomos Ahoi Datum mit Glashütter Chronometerzertifikat und dem neuen Nomos-eigenen Hemmungsmodul namens Swing-System.