Für die Verwendung verschiedenster Gehäusematerialien ist Sinn Spezialuhren bekannt: Titan und U-Boot-Stahl gehören zum Repertoire, aber auch die hauseigene Tegiment-Technologie zum Schutz vor Kratzern am Gehäuse. Erstmals verwendet die Frankfurter Uhrenmarke nun Damaszener Stahl für das Gehäuse und das Zifferblatt des Modells 1800 S Damaszener.
Der traditionelle Damaszener Stahl setzt sich aus mindestens zwei verschiedenen Stahlsorten zusammen, die übereinandergelegt und miteinander feuerverschweißt werden. Im Anschluss wird der Stahlblock geschmiedet, im glühendem Zustand halbiert, um dann die beiden Stücke wieder übereinanderzulegen. Dieser Arbeitsschritt wird „Falten” genannt. So entsteht ein neuer Stahl, der die Eigenschaften der ursprünglichen Stahlsorten − Zähigkeit und Härte − in sich vereint. Das typische Muster des Damaszener Stahls entsteht mit dem letzten Arbeitsschritt, der Oberflächenätzung, bei der durch unterschiedlich starkes Anlösen des Stahls mithilfe einer Säure die typischen Farbnuancen von Hell und Dunkel zum Vorschein kommen.
Um zu verhindern, dass die Uhrenschale korrodiert, wendet Sinn nicht das klassische Herstellungsverfahren für Damaszener Stahl an, sondern das pulvermetallurgische Verfahren. Auf unsere Nachfrage erklärt Sinn: „Speziell für die Vereinigung eines Stahlverbundwerkstoffs (Damaszener) mit korrosionsbeständigen Stählen bieten neuere Entwicklungen der Werkstofftechnik eine Lösung. Es handelt sich dabei um ein pulvermetallurgisches Verfahren, bei dem die verschiedenen Stähle zunächst in Pulverform geschichtet und anschließend kalt- und heißisostatisch gepresst werden. Bei diesem Verfahren erwärmt man das Metallpulver bis kurz vor dem Schmelzpunkt und verpresst es heißisostatisch unter sehr hohem Druck zu einem dichten, lunkerfreiem Stahlblock. Da der Umschmiedeprozess entfällt, lassen sich auf diesem Weg auch hochwertige Edelstähle zu einem Damaszener-Stahl vereinigen. Denn Uhrengehäuse sind den korrosiven Angriffen des Hautschweißes direkt und dauerhaft ausgesetzt. Daher haben wir uns beim Gehäusematerial unseres Modells 1800 S Damaszener für einen Verbund von Edelstählen entschieden, dessen Korrosionsbeständigkeit fast auf dem hohen Niveau unserer sonst eingesetzten Gehäusestähle liegt. Das Werkstück wird am Ende zusätzlich unserem bewährten Verfahren der Tegimentierung unterzogen. In diesem Punkt kommt der Edelstahlverbund den traditionellen Damaszener-Stählen nahe, die ebenfalls durch eine Wärmebehandlung gehärtet werden.”
Damit sich das charakteristische Muster ohne Unterbrechung fortsetzt, fräst Sinn das 43 Millimeter große Gehäuse aus einem Block inklusive Zifferblatt. Hinter der einzigartigen Maserung von Zifferblatt und Gehäuse tickt das Automatikwerk Eta 2892, das neben Stunden, Minute und Sekunde auch das Datum bei der Sechs anzeigt. Für 6.500 Euro erhalten die zukünftigen 100 neuen Uhrenbesitzer ein Unikat, dass mit zwei Armbändern (braunes Rindslederband und schwarzes Kalbslederband) inklusive Bandwechselwerkzeug in einer Holzbox verkauft wird. mf
Seit Lothar Schmidt Sinn Spezialuhren 1994 übernommen hat, hat sich die Marke zu einem der technisch innovativsten und interessantesten deutschen Uhrenhersteller entwickelt. Wir sprachen mit dem Chef über den Reiz der ersten eigenen Uhr, Zeitmesser für extreme Einsätze und einen kaum bemerkten Weltrekord.
Zu seinem 25. Geburtstag erscheint der Datograph Auf/Ab in einer auf 125 Exemplare limitierten Ausführung in 18 Karat Weißgold mit blauem Zifferblatt. Zudem stellt A. Lange & Söhne eine faszinierende Neuinterpretation vor – den Datograph Perpetual Tourbillon Honeygold „Lumen“.