Die neue, dritte Uhrenlinie von Wempe Glashütte folgt mit integrierter Stahlkonstruktion und blauem Zifferblatt aktuellen Trends. Als Chronometer zertifiziert, ist die Iron Walker ein robuster wie auch eleganter Alltagsbegleiter.
Inspiriert von jenem Bild schwindelfreier Männer, die mehr als 250 Meter über dem Erdboden während einer Mittagspause ihre Füße über den Straßen von Manhattan baumeln lassen, trägt die jüngste Uhrenlinie von Wempe Glashütte den bezeichnenden Namen "Iron Walker". So wie die Stahlarbeiter Anfang des vergangenen Jahrhunderts selbiges Material in schwindelerregender Höhe balancierten, steckte der Juwelier sein ganzes Wissen über Edelstahluhren in eine neue, dritte Uhrenlinie. Die Idee, einen Zeitmesser mit präzisem Edelstahlgehäuse und integrierten Bandanstößen zu bauen, entstand bereits vor mehr als zehn Jahren und wird in einer Zeit Realität, in der das in den 1970er Jahren geprägte Design ein Revival erlebt. So ist es nicht verwunderlich, wenn man meint, das eine oder andere Detail aus jener Zeit wiederzuerkennen. Zum Beispiel die typische Tonneau-artige Form des Gehäusekorpus mit einer feinen polierten Kante und einer ebensolchen, sich steil darüber aufbauenden Lünette.Das elegante Ensemble erinnert wenig an harte Stahlarbeiter, sondern steht eher dem modernen Business-Menschen in Büro und Freizeit sowie beim Sport zur Verfügung. Kantig geht es dagegen an der Kronenflanke zu, und an dieser Stelle darf man auch körperlich arbeiten, denn die Krone wird darin verschraubt. Aber dank ihrer Größe und seitlicher Kerben hält sich der Kraftaufwand beim Schrauben und Bedienen in Grenzen. Sicher rastend lässt sich die Krone gut in die einzelnen Positionen führen.
Kraftaufwand an der Schließe, Kräftemessen im Uhrwerk
Mit einem Winkel nach unten kommen auch die Bereiche der Bandanstöße des Gehäuses kantig daher. Die Teile des ansetzenden Edelstahlarmbandes sind hier mit dem Korpus doppelt verschraubt und dennoch beweglich genug, damit die Uhr auch am schmalen Männerarm Platz nehmen kann. Andererseits bietet das dreigliedrige Band zur Schließe hin über verschraubte Teile ausreichend Möglichkeit zur Variation.Allerdings zeigt sich die Schließe nicht so charmant wie das schöne, geschmeidige Armband mit seinen teils polierten, teils satinierten Flächen und facettierten Kanten. Das einseitig klappende Verschlussteil ist zwar hochwertig aus dem vollen Stahlblock gearbeitet, lässt sich aber schwer öffnen und schließen. Zudem liegt der geschlossene Sicherheitsbügel, der sich zudem nur unkomfortabel mit dem Fingernagel wieder öffnen lässt, unschön über dem Band. Da er auch noch scharfkantig daherkommt, kann er nicht nur an der Hemdmanschette hängen bleiben, sondern diese sogar beschädigen.
Hinter dem zweiteiligen Gewindeschraubboden bleibt das modifizierte Eta 2892A2-Kaliber ungesehen. Die stets genau ausgerichtete Plakette mit der Gravur der Glashütter Sternwarte weist allerdings darauf hin, was hinter der bis zehn Bar druckfesten Fassade Sache ist: Das Automatikkaliber wurde hier als deutsches Chronometer nach ISO 3159 zertifiziert, wozu Wempe es mit eigenem Unruhkloben ausstattet und die Feinregulierung sowie die Stoßsicherung modifiziert. So hält die Iron Walker in der Praxis, was ihr Chronometerzertifikat verspricht: Am Handgelenk, was das Wichtigste ist, weicht der Gang nach wochenlangem Tragen kaum ab. Auf der Zeitwaage fällt der Gang lediglich mit ablaufender Gangreserve etwas auf, bleibt mit 4,6 Sekunden Abweichung aber sicher im Chronometerbereich.Die chronometrische Präzision kommt auf einem ebenfalls gerade im Trend liegenden blauen Zifferblatt, das mit seinem Sonnenschliff elegant im Licht changiert, zur Anzeige. Bemerkenswerte Details sind hier das steile Rehaut mit der Minuten- beziehungsweise Sekundenskalierung, die Leuchtindizes und -zeiger und das silbern gerahmte Datumsfenster, hinter dem sich eine zum Zifferblatt passende blaue Scheibe dreht. Silbern – oder stahlfarben – kommt das Datum gut zur Geltung – Stahlkraft bis ins kleinste Detail.MaRi