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Die Uhr mit dem Dreh

Zeitlose Eleganz des Art déco: Das unverwechselbare Designkonzept der ursprünglichen Reversoist seit über 80 Jahren ein Erfolgsrezept für viele Zeitmesser in der Jaeger-LeCoultre-Kollektion
© PR
Dank ihres genialen Wendegehäuses zählt die Reverso von Jaeger-LeCoultre zu den bekanntesten Uhrenmodellen der Geschichte. Vor 80 Jahren vorgestellt, bleibt dieser Zeitmesser seinem Grundcharakter immer treu – und geht dabei dennoch stets mit der Zeit.
Es ist schon ein wenig erstaunlich, dass eine Uhrenlegende wie die Reverso aus einem eher alltäglichen Grund heraus entsteht: Zu Beginn der 1930er Jahre äußert eine Gruppe von passionierten Polospielern dem Schweizer Uhrenhändler César de Trey gegenüber die Bitte, eine Uhr zu entwickeln, die robust genug ist, die Strapazen dieses rauen Sports zu überstehen. Ein Wunsch, den der Geschäftsmann mit seinem Partner Jacques-David LeCoultre bespricht. Dieser beauftragt den Pariser Ingenieur René-Alfred Chauvot mit der Entwicklung einer neuen Gehäuseart. Den bereits bekannten Ansatz, das empfindliche Uhrglas mittels eines Schutzgitters abzusichern, hält der Franzose für unattraktiv und auch nicht wirksam genug. Stattdessen konzipiert er ein Wendegehäuse mit zwei Seiten, welches das unterste auf Wunsch zuoberst kehrt und somit das wertvolle Zifferblatt mit dem empfindlichen Uhrglas schützt.
Das Wendeprinzip: Die originale technische Zeichnung aus den 1930er Jahren veranschaulicht den ausgeklügelten Gehäusemechanismus © PR
Am 4. März 1931 stellt die Manufaktur aus dem Vallée de Joux den Antrag auf ein Patent für "eine Uhr, die in der Lage ist, aus ihrem Gestell zu gleiten und sich ganz umzudrehen". Mit Hilfe von Führungsnuten, vier Führungszapfen und Rasten auf ihrer Grundplatte lässt sich deren Gehäuse aus der Verankerung lösen und um 180 Grad drehen. Dieser Trick ist nicht nur praktisch, sondern bringt auch ästhetische Vorteile in sich – verleiht er der Uhr doch zwei Gesichter, ein "normales" zum Zeitablesen und ein robustes für den Einsatz bei sportlichen Zwecken. Auf Kundenwunsch wird letzteres auch graviert oder mit einer kunstvollen Emailmalerei individualisiert. Damit ist einer der größten gestalterischen Glücksgriffe in der Welt der Uhren des 20. Jahrhunderts entstanden.
Die Entscheidung, die Wendeuhr in Serie produzieren zu lassen, fällt rasch, und die Genfer Firma Wenger wird mit der Gehäuseproduktion beauftragt. Die Zifferblattgestaltung orientiert sich an den reinen geometrischen Formen der damals vorherrschenden Schule des Art déco, minimalistisch mit klassischen Indizes und einfachen Zeigern. Das Handaufzugswerk dahinter zeigt bei sechs Uhr die kleine Sekunde in einem die Form des Gehäuses aufgreifenden Fenster an.
Reverso Pavonia in Gelbgold: Bei dieser einmaligen Ausführung ist die Rückseite der Uhr-Ikone mit dem Miniatur-Emailbild eines Gemäldes aus dem 19. Jahrhundert kunstvoll verziert © PR
Von Beginn an ist die Reverso erfolgreich und entwickelt sich zu einer festen Konstante in der Kollektion. Damals besonders bei Polospielern, Skiläufern und Auto-Rennfahrern beliebt, kann man sie vielleicht als die erste Luxussportuhr überhaupt bezeichnen. So erstaunt es nicht, dass die Modellpflege des Hauses in der langjährigen Geschichte der Reverso die Einführung immer neuer Komplikationsmechanismen und limitierter Sondereditionen vorsieht, welche das kreative Potentzial der Uhr mit den zwei Gesichtern immer weiter ausschöpfen.
Grande Reverso 976 in Edelstahl © PR
Ein große Spielwiese Zur Kollektion zählen etwa die klassische Grande Reverso 976 in einer größeren, maskulineren Ausführung von 30 mal 48,5 Millimetern, deren Rückseite den Blick auf das Handaufzugswerk ermöglicht, oder die Reverso Classique, die als einzige der Herrenlinie mit einem Quarzwerk läuft. Darüber hinaus sind beinahe alle existierenden Komplikationen vertreten: sei es die Reverso Grande Date, auf deren Vorderseite sich eine Tag-/Nachtanzeige und ein Großdatum entdecken lassen und deren Rückseite neben einer zweiten Zeitzone und 24-StundenAnzeige die Gangreserve von acht Tagen und die Zeitverschiebung gegenüber der internationalen GMT-Zeit visualisiert, oder die Reverso Grande Sun Moon, ebenfalls mit achttägiger Gangreserve ausgestattet, ermöglicht von den zwei Federhäusern des Handaufzugkalibers 873. Ihre Vorderseite präsentiert ein himmlisches Schauspiel, das in seiner detailgetreuen Darstellung die Mondphasen und die Tag-/Nachtstunden indiziert. Auf der Rückseite stellt ein Saphirglasboden das Räderwerk des von Hand dekorierten Uhrwerks, dessen Rubine und gebläute Schrauben ein schimmernder Draht wie an einem Phantasie-Himmelszelt zu halten scheint, offenherzig zur Schau. Sind die meisten Reversos mit Handaufzugswerken bestückt, bietet die Linie auch einen Zeitmesser für Automatikfans, und zwar die Grande Automatique mit dem Kaliber 970, das ebenfalls mit Kompliziertem aufwartet, nämlich einer Darstellung des Großdatums sowie einer GMT- und Tag-/Nachtanzeige. 1994 erscheint die Reverso Duoface, in deren Inneren nur ein Uhrwerk tickt. Das Kaliber 854/1 vermag auf zwei Zifferblättern zwei unterschiedliche Zeitzonen mit Tages- und Nachtzeit zu visualisieren.
2007 vorgestellt, markiert die Reverso Grande Complication à Triptyque mit ihren 19 Indikationen nicht nur einen Meilenstein in der Linie, sondern auch im Gesamtwerk der Manufaktur © PR
Im 75. Jubiläumsjahr der Reverso lanciert Jaeger-LeCoultre dann eine mutige Neuinterpretation, die aufgrund ihrer quadratischen Grundform den Zusatznamen "Squadra" erhält. Mit ihrem betont sportlichen und großzügig dimensionierten Gehäuse – es misst ganze 50,5 mal 34,0 Millimeter im Durchmesser – unterstreicht sie ihre Wurzeln im Polo.
Die neuen Mitspielerinnen der Linie sind die Squadra Hometime, eine GMT-Uhr mit Tag-/Nachtanzeige für die Heimatzeit, angetrieben vom Automatikkaliber 977, und die Squadra Chronograph GMT mit zweiter Zeitzone und Großdatum. Ihr Gehäuse umschließt das Automatikwerk 754.
Die Spielführerin im Team ist die limitierte Squadra World Chronograph mit grafisch liebevoll umgesetzter Weltzeitindikation auf der Rückseite des Gehäuses. Auf der Vorderseite sind neben den quadratischen Totalisatoren auch eine Tag-/Nachtindikation sowie das Datum in XXL zu erkennen. Im Wendegehäuse aus Titan tickt ein rechteckiges Formwerk, das Automatikkaliber 753, das alle diese Funktionen beherrscht. Aus zwei mach drei
Das per se schon seltene Prinzip der zwei Zifferblätter wird noch von der Reverso Grande Complication à Triptyque übertroffen. Nach vier Jahren Entwicklungszeit erscheint mit ihr 2007 ein Ausnahmezeitmesser, der sogar drei unterschiedliche Zeitdimensionen auf drei Zifferblättern – die Trägerplatte des Gehäuses fungiert als Nummer drei – darstellt: die "normale" Zeit, die Sternzeit und einen Ewigen Kalender. Das große Komplikationsuhrwerk ermöglicht dabei sage und schreibe 19 Indikationen, die sich auf die drei Zifferblätter verteilen. Dahinter steht ein aus nicht weniger als 642 Teilen bestehendes Handaufzugswerk. Der auf 75 Stück limitierte Zeitmesser aus Platin kostet auch stattliche 335.000 Euro.
2008 erscheint das Gyrotourbillon im Kleid der Reverso (Platin, 75 Exemplare) © PR
Zum 175-jährigen Firmenjubiläum präsentiert Jaeger-LeCoultre dann vor zwei Jahren die Fortsetzung des legendären Gyrotourbillons, das 2004 erstmals erschienen ist, im eckigen Gehäuse der Reverso. Seine Vorderseite stellt das sphärische Tourbillon mit seiner einzigartigen Choreographie – der äußere Käfig rotiert einmal in der Minute, der innere drei Mal – zur Schau.
Die Reverso Squadra Chronograph GMT Palermo Open von 2010 ist der erste Chronograph in der Linie im Kaut­schuk­gehäuse © PR
Auf dem Genfer Uhrensalon 2010 tritt die Kultuhr dann zum ersten Mal im innovativen und extrem widerstandsfähigen Kautschukgehäuse auf. Darin arbeitet das Automatikkaliber 754, welches neben den über ein Säulenrad gesteuerten Chronographenfunktionen auch eine zweite Zeitzone und ein Großdatum bietet. Die Squadra Chrono Palermo Open ist auch in einer Variante in Kautschuk mit Roségoldelementen erhältlich. Ebenfalls neu ist die Reverso Duetto Duo, eine Damenuhr im bekannten Art-déco-Stil, mit einem Durchmesser von 40,5 mal 25 Millimetern. Das Kaliber 854 bildet den Antrieb für ihre zwei Zeitanzeigen, eine auf einem klassischen weißen Zifferblatt vorne und eine weitere auf einem schwarzen, das von einer doppelten Diamantenreihe funkelnd umrahmt wird. Die Reverso feiert 2011 ihr Jubiläum: 80 Jahre Reverso. Die neuen Modelle 2011 stehen voll und ganz in der Tradition der Reverso: Zeitlos-elegante Zifferblattdesigns treffen auf das berühmte Wendegehäuse, das entweder Platz für individuelle Gravuren oder Einblick in die hochwertige Mechanik bietet. Die Neuheiten zeigen, dass die Legende Reverso lebt und atmet. Und dass sie bisweilen noch schönere Formen annehmen kann, ohne dabei ihre ursprüngliche Aura zu verlieren. Highlights aus der umfangreichen Jubiläumskollektion sind eine besonders authentische Neuauflage des ersten Modells von 1931 sowie eine technisch einzigartige Minutenrepetition, der Reverso Répétition Minutes à Rideau . Mit ihnen wie auch den anderen Zeitmessern beweist Jaeger-LeCoultre seine Fähigkeit, Kultobjekte zu erschaffen. [nggallery id=172] Man mag es drehen und wenden wie man will, die Reverso ist ein Klassiker, der Liebhaber und Liebhaberinnen gleichermaßen zu begeistern vermag.
Text: Redaktion, Sabine Zwettler

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