Sicherlich finden die meisten Leser das Hobby Armbanduhren reizvoll.
Doch wie genau fing es bei mir an? Als Jugendlicher fuhr ich Anfang der 90er regelmäßig zu den Flohmärkten in Kassel, zusammen mit einem Kumpel, der ebenfalls vom „Uhren-Virus“ infiziert ist. Hier fanden wir einige russische Armbanduhren zu Preisen von 20 bis 100 DM, unter anderem mehrere „Komandirskis“, „Poljots“ und „Krasnikofs“. Im Vergleich zu den heutigen Preisen eine reizvolle Größenordnung, gerade für einen Jugendlichen mit schmalem Budget. Die Mechanik dieser Uhren zeigt sich robust und nahezu unverwüstlich mit mehr oder weniger guten Gangwerten. Auf dem Bild erkennt man rechts die Eisenbahnertaschenuhr, ein relativ seltenes Sammlerstück.
Fasziniert war ich wesentlich früher – noch zu Schulzeiten – von den mechanischen Stoppuhren der Firma Hanhart, die bei Bundesjugendspielen verwendet wurden. Meine sportlichen Leistungen waren zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht repräsentativ, dafür aber umso mehr das Interesse, eine solche Uhr zu erwerben. Ebenfalls zu Beginn der 90er erwarb ich dann solch eine zu einem Preis von circa 100 DM. Als Geburtstagsgeschenk bekam ich dann noch eine interessante Swatch im „Dali-Stil“, mit automatischem Werk, die bis heute ungetragen ist.
In den nächsten Jahren tat sich dann bis 1997 wenig: Ich sparte für eine „edle Uhr“, auf die ich es unbedingt abgesehen hatte: eine Zenith Elite Automatik 670 mit dem hochfrequenten Manufakturwerk. Zu einem Listenpreis von 3.000 DM, was sehr viel Geld für einen Studenten bedeutete, der „lediglich“ in den Semesterferien Geld verdienen konnte...
Zum Glück ging der Händler dann mit dem Preis auf 2.700 DM herunter. Das Manufakturwerk ist wirklich faszinierend. Die Uhr hat selbst heute noch sehr gute Gangwerte mit einer mittleren Abweichung von +2 Sekunden pro Tag.
Schon früh faszinierte mich die Fliegerei und so erwarb ich im Jahr 2000 die Privatpilotenlizenz Motorflug, mit dem „Umweg“ über den Segelflug.
Folgerichtig musste eine Fliegeruhr her: Die Sinn 103 als Klassiker ist ja bekanntlich ein „Must-Have“ als Fliegerchrononograph. Übrigens, habe ich Helmut Sinn vor ein paar Jahren in Frankfurt persönlich kennenlernen dürfen. Ein Vollblutpilot mit Profil! Das Gespräch mit ihm war sehr interessant. Selbst im hochbetagten Alter von über 90 Jahren ist er noch recht rüstig. Seine markante Sichtweise spricht Bände: „Die Fliegerei heute ist nur noch elektronische Spielerei, damals sind wir noch richtig von Hand geflogen, mit Kompass und Libelle!“. Wie wahr! Als ehemaliger Segelflieger und danach als umgeschulter Motorflieger teile ich seine Einstellung, dass diese Art von Fliegen reines Handwerk ist.
Allerdings ist die kommerzielle Fliegerei damit nicht vergleichbar: Man sollte nicht vergessen, dass moderne Verkehrsflugzeuge eine hohe Komplexität erreicht haben, die vorrangig ein Ziel hat: Den Flug von A nach B so sicher und redundant wie möglich zu gestalten. Folgerichtig ist der Pilot von heute eher der „Cockpitmanager“. Natürlich blieb es nicht bei einer Fliegeruhr: Es ein weiterer Fliegerchrononograph hinzu – eine Tutima. Diese verkörpert für mich ein schönes und klassisch-zeitloses Design.
Meine Philosophie nicht nur bezüglich Armbanduhren ist die, dass man auch mal Konventionen brechen darf, um einen kontrollierten „Stilbruch“ zu begehen: Die eine und andere Funkquartzuhr der Firma Citizen hat auch ihre Daseinsberechtigung gefunden. Auch wenn viele Uhrensammler der Auffassung sind, dass in einer Sammlung ausschließlich mechanische Uhren gehören, dem widerspreche ich gern. Man benötigt gelegentlich auch einen sekundengenauen und präzisen „daily rocker“, um zu beobachten, um wie viel sich die Kollegen mal wieder zu einem Meeting verspäten...
Im Laufe der letzten Jahre kamen dann weitere Uhren hinzu: Zum Beispiel ein Erbstück meines Onkels, eine Omega Geneve aus 18-karätigem Gold. Ebenfalls ein zeitloser Klassiker. Die Nomos Tangente Ruthenium legte ich mir vor vier Jahren zu, eine auch sehr zuverlässige und genaue Handaufzugsuhr. Die Maurice Lacroix als Regulateur weicht von den üblichen Konventionen als „Drei-Zeiger-Uhr“ ab; und genau das war auch der Grund für die Anschaffung: keine Alltagsuhr, sondern eine willkommene Abwechslung. Im Innern der Uhr arbeitet ein modifiziertes und veredeltes Werk, welches auf Basis eines Eta 2824 lanciert wurde. Diese Uhr gab es auf einer Insolvenzversteigerung für „lediglich“ 1.300 Euro.
Hinzu kamen noch einige sportliche Uhren: Eine Mido All Dial Diver, eine Citizen Eco-Drive und, als moderner und „edler“ Quarzvertreter, die Breitling Aerospace. Darüber hinaus habe ich Anfang 2000 noch ein paar Uhren und Taschenuhren der Firma „Ruhla“ bekommen, die sind zwar „Mittel zum Zweck“, aber eine interessante Bereicherung mit historischer Vergangenheit.