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Test: Tudor Pelagos 39

Tudor: Pelagos 39
© PR
Mit der Pelagos 39 stellt Tudor in seiner professionellen Taucheruhrlinie ein etwas kleineres Modell mit einem Schuss Eleganz vor. Kann die Uhr mit den Großen mithalten?
© Tudor
Noch vor einigen Jahren mussten professionelle Flieger- und Taucheruhren möglichst groß sein. Aber gibt es dafür überhaupt gute Gründe? Bei Tauchtiefen von 2000 Metern oder mehr benötigt das Gehäuse natürlich stattliche Ausmaße, aber reichen nicht 200 Meter Druckfestigkeit wie bei der Testuhr für die meisten Anwendungen? Kaum ein Taucher erreicht mehr als 100 Meter Tiefe, und dann gibt es immer noch genügend Reserven für den dynamischen Druck, der entsteht, wenn man die Uhr unter Wasser bewegt.Bei der Ablesbarkeit hat Größe zwar auch einen gewissen Vorteil, aber der Effekt von guter und in ausreichender Menge vorhandener Leuchtmasse ist wichtiger. Und bei der Bedienung spielt die Griffigkeit von Drehlünette und Krone eine größere Rolle als der Durchmesser, der bei der Testuhr dezente 39 Millimeter beträgt.

Kampfschwimmerdesign

Das Design mit den ikonischen Snowflake-Zeigern und den Blockindexen stammt von den Taucheruhren, die Tudor an die Kampfschwimmer der Marine Nationale, der französischen Marine, lieferte. Die ersten Modelle waren noch im Stil der Rolex Submariner gehalten, seit 1974 kam dann das Tudor-eigene Design zum Einsatz. Die Uhren wurden bis in die 1980er Jahre an die Marine geliefert, genauer gesagt an das Commando Hubert, dem die Kampfschwimmer angehören.
© Tudor
Letztes Jahr hat Tudor diese Tradition mit der Pelagos FXD wiederbelebt. Nun folgt also die Pelagos 39, die mit ihrem geringen Durchmesser, aber auch mit dem Sonnenschliff auf Zifferblatt und Lünette sowie dem weggelassenen Datum der professionellen Taucheruhrenlinie einen Hauch Eleganz verleiht. Geht das etwa zulasten der Funktionalität? Bei der Bedienung jedenfalls nicht: Die feine Riffelung und die überstehende Lünette sorgen dafür, dass sich der Drehring sehr einfach einstellen lässt. Zudem rastet er fast so satt wie bei den Zeitmessern der großen Schwester Rolex. Auch die Krone fällt griffig aus; beim Verschrauben entkoppelt sie vom Aufzug, wodurch die Mechanik geschont wird. Dank Sekundenstopp und fehlendem Datum sowie damit fehlender erster Kronenposition geht die Zeiteinstellung leicht von der Hand.
Oben: Die Monobloc-Leuchtindexe strahlen hell und blau; Links: Das robuste Kaliber MT5400 verfügt über eine hohe Gangreserve von 70 Stunden © Tudor
Dass kein Datum vorhanden ist, liegt hier nicht wie bei der FXD daran, dass für die französischen Kampfschwimmer eine gute Ablesbarkeit der Zeit wichtiger ist als das Datum, sondern vor allem daran, dass die Uhr so besser aussieht und an die die Tudor-Modelle für die französische Marine der 1970er Jahre erinnert. Ob man bei einer Armbanduhr ein Datum benötigt, bleibt zudem Geschmackssache.
Die überstehende Drehlünette erleichtert die Bedienung © Tudor
Im Gegensatz zur Ablesbarkeit. Da kann die Tudor im wahrsten Sinne des Wortes glänzen, denn neben dem guten Kontrast am Tag leuchtet sie im Dunkeln sehr hell. Das liegt auch an der Konstruktion der aufgesetzten Indexe, die aus einer Mischung aus Keramik und Leuchtmasse bestehen, sodass hier deutlich mehr lichtaussendendes Material vorhanden ist als bei herkömmlicher, lackierter Leuchtfarbe. Und auch die Indexe und Zahlen auf der Drehlünette strahlen dank Leuchtmasse. Die durchgängig verbaute hochwertige Superluminova X1 zeigt eine helle und schöne blaue Farbe im Dunkeln.Leider gibt es keinen Glasboden, was umso bedauerlicher ist, da die sonst oft verwendeten Tudor-typischen Textildurchzugsbänder, die den Boden verdecken, hier nicht zum Einsatz kommen und der Blick auf den Boden daher frei ist. Mitgeliefert werden das montierte Titanband und ein Kautschukband. Ein Schnellwechselsystem gibt es aber nicht, sodass Werkzeug zum Tauschen benötigt wird.
Die etwas scharfkantige Sicherheitsfaltschließe sorgt für Robustheit © Tudor
Mit dem leichten Titanband liegt die Uhr angenehm am Arm, und es werden keine Härchen eingeklemmt. Ein wirklich großer Vorteil ist die Längenverstellbarkeit der Schließe: Zum einen lässt sich das Band in fünf Schritten um insgesamt acht Millimeter vergrößern, was im Sommer sehr angenehm ist, zum anderen gibt eine ausklappbare Verlängerung um 2,5 Zentimeter, um die Uhr auch über einem dünnen Neoprenanzug zu tragen. Sollte man sogar im Winter tauchen und einen Trockenanzug nutzen, lässt sich beim mitgelieferten Kautschukband ein Verlängerungsstück um elf Zentimeter nutzen, das sogar Dehnfalten besitzt und so auch die unterschiedlichen Trimmlevel und damit die variierende Dicke des Trockenanzugs berücksichtigt.

Präzises Werk

Öffnet man den Vollgewindeboden, sieht man das Manufakturkaliber MT5400 mit Automatikaufzug. Es stammt von der von Tudor mitgegründeten Werkeschmiede Kenissi, die auch Chanel, Breitling, Fortis und andere Marken beliefert. Das Werk überzeugt durch Robustheit und Präzision. Robust macht es die stattliche Höhe von fünf Millimetern, sodass nicht schon bei kleinsten Toleranzschwankungen in der Fertigung Funktionsstörungen auftreten. Zudem wird die Unruh nicht nur einseitig von einem Kloben gehalten, sondern liegt stabil unter einer Brücke. Außerdem besteht die Spiralfeder aus Silizium, sodass nach Stößen keine Gangabweichungen durch Dezentrierung oder Verformung zu befürchten sind und der Magnetfeldschutz erhört wird.
Stets mitgeliefert wird ein Kautschukband mit Titandornschließe © Tudor
Weitere Qualitätsmerkmale des Manufakturwerks sind die hohe Gangreserve von 70 Stunden und die freischwingende Unruh mit vier Regulierschrauben; der Gang wird also nicht durch Veränderung der aktiven Spirallänge reguliert, wie das bei den meisten Eta-Kalibern der Fall ist. Die Werkverzierungen fallen dagegen dezent aus. Immerhin zeigt sich der Rotor durchbrochen, mit Sonnenschliff und Tudor-Gravur. Den genauen Gang garantiert die offizielle Schweizer Chronometerprüfstelle COSC, bei der die Uhrenmarke jedes Werk prüfen lässt. Hier wird neben anderen Kriterien sichergestellt, dass die durchschnittliche tägliche Gangabweichung zwischen –4 und +6 Sekunden liegt. Tudor nimmt aber noch strengere eigene Tests vor: Intern muss das eingebaute Werk Werte von –2 bis +4 Sekunden erreichen.
© Tudor
Der Test auf der elektronischen Zeitwaage bestätigt die Genauigkeit: Die Werte in den unterschiedlichen Lagen waren zwar mit acht Sekunden etwas weit auseinander, die mittlere Abweichung fiel mit +0,2 Sekunden pro Tag aber nahezu perfekt aus. Am Arm lief die Pelagos lediglich eine Sekunde vor.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Auch wenn die Tudor-Preise in letzter Zeit angezogen haben, bleibt das Preis-Leistungs-Verhältnis der Pelagos 39 mit 4.510 Euro gut. Leider zeigen sich bei Tudor schon Tendenzen wie bei Rolex: Die Nachfrage übersteigt das Angebot. Wer eine Uhr bekommt, freut sich über steigende Preise. Insgesamt gelingt es der neuen Taucheruhr gut, im Design etwas gefälliger zu werden, dabei eine typische Pelagos zu bleiben und vor allem bei der Funktionalität keine Abstriche zu machen. jkDieser Artikel erschien zuerst in der Chronos, 03.2023, die aktuelle Ausgabe können Sie hier erwerben:)
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