Militäruhren erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit unter Uhrenfreunden. Dieses Phänomen ist wohl weniger aus einer wachsenden Begeisterung für das Militär im Allgemeinen zu erkären, sondern vielmehr das Resultat der inneren und äußeren Werte dieser speziellen Uhrengattung. Das Design von Militäruhren ist aus Gründen einer besseren Funktionalität unter schwierigen Bedingungen in der Regel puristisch gehalten. Die Uhren müssen oft widrigsten Einsatzverhältnissen trotzen und sind daher sehr robust sowie praktisch in der Handhabung. Diese Vorzüge haben Hersteller wie Panerai oder IWC erkannt, als sie ihre Produktpalette auf ihre militärischen Klassiker abstellten. So konnten sie deren Erfolgsgeschichte in die zivile Zukunft fortschreiben. Die Big-Pilot von IWC ist beispielsweise nichts anderes als eine Hommage an die Navigationsuhr für die Deutsche Luftwaffe aus dem Jahr 1940 gepaart mit den wichtigsten Eigenschaften der späteren Mark 11 Fliegeruhr für die Royal Air Force. Ihr Design wurde zum Vorbild für die militärisch geprägte Fliegeruhr schlechthin. Dabei muss man natürlich grundsätzlich unterscheiden zwischen modernen Modeuhren im Militärstil und ihren klassischen Vorbildern; also jenen Exemplaren, die wirklich beim Militär gedient haben.
Die Uhren der Bundeswehr
Letztere tragen vorwiegend Soldaten, die an Einsätzen, zum Beispiel im Ausland teilnehmen. Bei der deutschen Bundeswehr erhalten Soldaten als Bestandteil ihrer offiziellen Ausrüstung Armbanduhren, die häufig die Zifferblattaufschrift „Bund“ tragen. Diese Zeitmesser werden in bestimmten Mengen beschafft und in den Folgejahren an Soldaten mit entsprechender Verwendung ausgegeben. Alle Einsatzzeitmesser der Bundeswehr sind robust, wasserdicht, gut ablesbar und mit Zusatzfunktionen ausgestattet. Bevor die Militäruhren tatsächlich eingesetzt werden, müssen sie zunächst umfangreiche Tests durchlaufen. Im sogenannten Lastenheft findet sich ein Anforderungskatalog, den die Uhr je nach Einsatzgebiet erfüllen muss. Getestet wird zum Beispiel die Ganggenauigkeit bei extremen Temperaturschwankungen, Druckfestigkeit, Resistenz bei Stößen, antimagnetische Eigenschaften oder das Verhalten des Uhrwerks unter Einwirkung von hohen Beschleunigungskräften. Dies ist insbesondere bei militärischen Fliegeruhren wichtig. So muss die bis heute im Dienst befindliche Fliegeruhr der Bundeswehr, der legendäre Military Chronograph von Tutima, Fliehkräfte bis zur siebenfachen Erdbeschleunigung aushalten.
Entsprechend ihrer jeweiligen Spezialverwendung unterscheiden sich die Militäruhren in ihren Merkmalen. In den Jahren von 2000 bis 2010 hat die Bundeswehr 676 Exemplare einer Armbanduhr beschafft, die von Bundeswehr-Tauchern und Pionieren im Einsatz getragen wird. Erstere nutzen sie als professionelle Taucheruhr, während Letztere beispielsweise beim Stellungs- und Schwimmbrückenbau auf ihre Widerstandsfähigkeit und Wasserdichtheit setzen. Die „Herrentaucheruhr Technischer Taucherdienst“ mit der Referenz P10071 Bund stammt von Seiko Epson.
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Beginn der Begeisterung für Militäruhren
Die Welle der Militäruhrenbegeisterung nahm ihren Anfang zu Beginn der 80er Jahre, als die Streitkräfte vieler Länder damit begannen, ihre mechanischen Uhren gegen die moderne und kostengünstigere Quarz-Technik auszutauschen. Auf diese Weise gelangten viele spätere Klassiker wie die legendäre IWC Mark 11 in den freien Verkauf. Händler konnten die Militäruhren zunächst in größeren Stückzahlen direkt vom britischen Verteidigungsministerium (MoD) ankaufen und boten sie später günstig auf Floh- und Sammlermärkten an. Eine solche Uhr kostete Mitte der 80er Jahre etwa 300 DM und zwischenzeitlich um die 4.000 Euro.Literatur als Einstieg zum Sammeln von Militäruhren
Der Sammler Konrad Knirim erwarb in jenen Tagen zahlreiche Militäruhren und trug nebenher stets auch Informationen zusammen. Aus diesem Fundus schrieb Knirim später zwei Bücher über deutsche und britische Militäruhren, die heute echte Standardwerke darstellen. Auf mehreren hundert Seiten finden sich dort zahlreiche Abbildungen und Beschreibungen. Dies ist wichtig für Liebhaber, denn die Authentifizierung einer Uhr ist meistens der erste Schritt vor einer Kaufentscheidung. Interessenten und Sammlern bleiben dank der Lektüre mitunter bittere Erfahrungen erspart. Sie finden dort eine Orientierung über die verschiedenen Modelle, Hintergrundwissen und werden so auch vor Fälschungen oder unseriösen Angeboten gewarnt. Wer also in das Thema einsteigen möchte, der sollte sich zunächst einlesen. Mittlerweile gibt es einige umfangreiche Werke, die dem Leser entweder einen groben Überblick verschaffen (wie die Einstiegslektüre des Briten Z. Wesolowski, Military Timepieces 1880-1990) oder Spezialgebiete abdecken (wie die Bücher von Konrad Knirim). Erwähnt sei bei den eher breit angelegten Werken das umfangreiche Buch von Michele Galizia, Military Wristwatches. Hier kann man sich wie in einer Enzyklopädie einen guten Überblick verschaffen, Modelle ausfindig machen oder einfach nach neuen Objekten der Begierde stöbern. Der Nachteil aller gut bebilderten Bücher liegt leider in den relativ hohen Anschaffungskosten.Internetforen als Informationsquelle und Austauschmöglichkeit über Militäruhren
Da Papier bekanntlich geduldig ist und Wissenserweiterungen mit seiner Hilfe nur umständlich verarbeitet werden können, haben Internetforen heutzutage eine großen Anteil an der Popularität von Militäruhren. Hier trifft man sich, um einzelne Modelle zu besprechen oder deren Echtheit zu verifizieren. Die Fortgeschrittenen können den Einsteigern helfen und das Wissen kann so unkompliziert weitergegeben werden. Neue Erkenntnisse fügen Mitglieder einfach durch eine Erweiterung des Threads ein. So bleibt man immer auf dem neusten Stand. Ans Ziel gelangt man meistens über eine foreneigene Suchfunktion, die alle gelisteten Beiträge ans Licht bringt. Das weltweit größte Forum dieser Art ist das amerikanische Military Watch Resource, kurz MWR-Forum (www.mwrforum.net). In Europa ist das deutschsprachige private Forum Vintage-Time.de eine der wichtigsten Adressen, wenn es um Flieger- und Militäruhren geht.Marktplatz Internet für den Kauf von Militäruhren
Wer eine Militäruhr kaufen möchte, kann nicht auf das Händlernetz der großen Uhrenmarken zurückgreifen wie ein normaler Uhrenkäufer. Ein geregelter Markt existiert nicht und auch kein gebündeltes Angebot von einzelnen Händler. Das bedeutet, dass Militäruhren sowohl im Internet als auch auf Präsenzbörsen angeboten werden. Die Zeiten als die Uhren der Streitkräfte noch aus erster Hand von den Regierungen einzelner Länder in großer Stückzahl verkauft wurden, sind längst vorbei. So findet man beispielsweise nur noch vereinzelt Uhren der Bundeswehr, die über die Verwertungsstelle des Bundes und der Länder, kurz VEBEG genannt, direkt veräußert werden. Eine Ausnahme gab es im Jahr 2013, als der deutsche Zoll über das eigene Portal Zollauktion.de die Einsatzuhren seiner Sondereinheit ZUZ versteigerte. Die Auktion war ein Erfolg und der Verkaufserslös überstieg die einstigen Anschaffungskosten der Uhren deutlich. Wer sich für eine Militäruhr interessiert, ist also insbesondere auf das Internet und die privaten sowie gewerblichen Angebote von Internetauktionshäusern angewiesen. Speziell bei Ebay lassen sich auf diese Weise noch echte Schnäppchen machen. In einer Art virtuellem Dachboden schlüpfen immer wieder wertvolle Stücke unter dem Radar gewerblicher Aufkäufer durch. Darüber hinaus lassen sich so auch noch völlig unbekannte Stücke entdecken. Auch die Salescorner von Foren haben eine wachsende Bedeutung. Dort handeln die Kenner untereinander ihre Sammelobjekte.Auktionshäuser für den Kauf von Militäruhren
Auch die großen Auktionshäuser haben das Thema für sich entdeckt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis es erste Spezialauktionen geben wird. Immer wieder finden sich Militäruhren in den Auktionen von Dr. Crott, Christies, Antiquorum, Bonhams, Auctionata und anderen Anbietern. Doch es fehlt teilweise an Expertise und wirklich erfahrenen Spezialisten für Militäruhren. So soll es leider schon vorgekommen sein, dass selbst Raritäten unterpreisig angeboten oder falsch beschrieben wurden. Zur Zeit fallen diese Uhren bei den Auktionshäusern nur dann besonders auf, wenn es sich um Modelle von populären Herstellern handelt. Eine Rolex Submariner 5513 der Royal Navy ist ein begehrtes Auktionsobjekt, wobei die meisten Bieter wohl eher aus der Markenfraktion als aus der Militäruhrenszene stammen dürften. Alles zur Geschichte der Rolex Submariner lesen Sie hier: www.watchtime.net/nachrichten/rolex-submarinerRasante Preisentwicklung bei Militäruhren
Mit der Popularität von Militäruhren wuchs auch deren Marktwert erheblich. Viele der ausrangierten Ausrüstunsgegenstände legten eine bemerkenswerte Performance an den Tag. Zunächst waren es auschließlich Uhren bekannter Marken wie Rolex, IWC, Omega, Blancpain oder Breitling, die vom Boom profitierten. Der Grund mag wohl darin liegen, dass vielen Interessierten eine bekannte Marke vertrauensvoller erscheint als ein weniger bekannter Hersteller. Die Militärs griffen seinerzeit zunächst auf renommierte Marken zurück, weil nur diese bestimmte Qualitätsanforderungen garantieren konnten. So wurden beispielsweise die frühen Taucheruhren für die Bundeswehr von Blancpain und später von IWC geliefert. IWC entwickelte sogar eigens für die Bundesmarine ein Modell, das vollkommen antimagnetisch war. Die Ocean BUND AMAG konzipierte IWC für die Minentaucher der Bundesmarine. Sie war wie alle IWC-Ocean-Modelle ursprünglich eine Rüstungsproduktion. Heutzutage ist diese Militäruhr ein sehr begehrtes und hochpreisiges Sammelobjekt.5 Militäruhren-Modelle im Fokus
Die Palette an Militäruhren ist breit gefächert. Grundsätzlich lassen sich verschiedene Sammel- oder Anlagegebiete abstecken. Möglich sind zum Beispiel Länderportfolios. Hier werden nur Uhren britischer oder deutscher Herkunft gesammelt. Des Weiteren lassen sich die Modelle nach Teilstreitkräften, also Heer, Luftwaffe und Marine oder Spezialeinheiten diversifizieren. Eine weitere denkbare Aufteilung wäre eine Unterscheidung nach Fliegeruhren, Taucheruhren und Uhren für den Feldeinsatz. Auch eine Sammlung, die sich an bestimmten Herstellern oder an einer Zeitspanne orientiert, macht Sinn. Eine bekannte Marke wie Omega belieferte viele Länder mit Militäruhren unterschiedlichster Art. Nachfolgend einige Beispiele für Militäruhren, die in letzter Zeit besondere Aufmerksamkeit erhielten und damit auch eine gute Wertentwicklung vorzeigen können: Hanhart Fliegerchronographen Die Marke Hanhart mit Sitz in Gütenbach im Schwarzwald ist ein Uhrenhersteller, der im Zweiten Weltkrieg Chronographen für die Reichsluftwaffe und die Kriegsmarine lieferte. Ursprünglich versorgte Hanhart nach dem Krieg zunächst auch die Bundeswehr bis die Marke Anfang der 60er Jahre die Militäruhrenproduktion einstellte und sich nur noch den Stoppuhren widmete. Es gibt unterschiedliche Varianten mit Eindrücker- oder Zweidrückermechanismus, mit Drehlünette oder ohne Drehlünette. Bei diesen Militäruhren handelt es sich um eine Rüstungsproduktion in solider Qualität. Die Mehrzahl der Militäruhren von Hanhart befand sich tatsächlich im Einsatz und mitunter lässt sich sogar noch der Träger ausfindig machen. Die Preise haben sich in den letzten fünf Jahren nahezu verdoppelt und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Seitdem bekannt wurde, dass der US-Schauspieler Steve McQueen eine Hanhart trug, wurden auch nicht spezialisierte Uhrenfreunde auf die Marke aufmerksam. McQueen trug ein Hanhart-Nachkriegsmodell aus den 50er Jahren, die er wahrscheinlich während der Dreharbeiten für den Film The Great Escape in Deutschland kaufte.
Omega Seamaster 300 für die britischen Streitkräfte
Während das Modell Military Submariner von Rolex für die Royal Navy längst eine Achterbahnfahrt hinter sich hat und extremen Preischwankungen unterworfen ist, befindet sich die Omega Seamaster in ruhigeren Fahrwasser. Das niedrigere Preisniveau lässt sich rational nicht erklären, denn die Omega-Version ist keinesfalls häufiger anzutreffen. Fälschungen lassen sich durch einen Omega-Stammbuchauszug und eindeutige Kriterien ausschließen, was man für Rolex leider nicht behaupten kann. In letzter Zeit hat der Markt diese Vorzüge entdeckt und belohnt dies mit einer stetigen Wertentwicklung. Bis um die 7.000 Euro werden mittlerweile für gut erhaltene Exemplare bezahlt. Vor etwa zehn Jahren kostete eine solche Uhr um die 1.000 Euro und das sogar bei renommierten Auktionshäusern.
TAG Heuer Fliegerchronograph der Bundeswehr
In den späten 1960er-Jahren führte die Bundeswehr den legendären TAG Heuer Chronograph mit Flybackfunktion ein. Bis Anfang der 80er Jahre gehörte die Militäruhr zur Ausrüstung von Starfighter-Piloten und anderen Offizieren. Der Fliegerchronograph hat das Zeug zum Klassiker mit seinem technisch aufwendigen Schaltradkaliber von Valjoux und nicht zuletzt wegen seines typischen Fliegeruhrendesigns mit Drehring, Plexiglas und einem Stülpgehäuse. Auch die Größe von stattlichen 43 Millimetern Durchmesser trifft den heutigen Zeitgeschmack genau. Seit Jahren ist deswegen ein stetiger Preisanstieg zu verzeichnen und das obwohl die Uhr in großer Stückzahl während des kalten Kriegs hergestellt wurde.
Die IWC Mark 11
Die Mark 11 war eine der ersten Militäruhren, die Anfang der 80er Jahre rasch populär wurde. Sie wurde 1948 als Navigationsuhr für die britische Royal Air Force und in einigen anderen Ländern des Commonwealth eingeführt. Ihre Vorzüge liegen in ihrer Präzision gepaart mit einem Schutz gegen magnetische Strahlung. Diese war auf Flugzeugen weit verbreitet und konnte die Ganggenauigkeit und damit die Navigation negativ beeinflussen. In der Folge wurde später auch zivile Uhren mit antimagnetischen Gehäusekomponenten ausgestattet. IWC verwendete diese Erfindung beim späteren zivilen Modell IWC Ingenieur. Wie so oft wurde so das Militär zum technologischen Vorreiter. Wertmäßig hat die IWC Mark 11 aufgrund ihrer hohen Popularität ein stetiges Auf und Ab erlebt. Im Durchschnitt liegen die Preise für eine Royal-Air-Force-Version aus den frühen 50er Jahren bei rund 3.600 Euro. Wer preiswerter einkauft, kann also ein Schnäppchen machen.
Tutima Military Titanchronograph
2005 hat Tutima die Produktion der Edelstahlversion (Referenz 798) des Military Fliegerchronographen für die Bundeswehr eingestellt. Seither wurden nur noch Titanuhr der Referenz 750 ausgeliefert. Im Gegensatz zur Version aus Edelstahl ist der Tutima Military Titanchronograph deutlich leichter. Lediglich die mit "T"-signierte Krone und das matt schimmernde Gehäuse liefern einen Hinweis auf den Werkstoff Titan. Außerdem verwendet Tutiam bei der Titanuhr ein Logo mit mittigem "T" über dem Schriftzug. Die militärische Versorgungsnummer 6645-12-194-8642 ist bei Stahl- und Titanuhr identisch. Im Gegensatz zum Zivilmodell hat die Bundeswehr-Titanausführung jedoch einen Stahlboden. Nicht nur die geringe Stückzahl des Titan-Fliegerchronographen der Bundeswehr macht die Uhr zu einer Sammlerikone. Sie wird höchstwahrscheinlich auch der letzte in Serie produzierte mechanische Fliegerchronograph in der Geschichte deutscher Streitkräfte sein. Bis die Uhren offiziell ausgemustert werden und über die Verwertungsstelle des Bundes in Zivilistenhände gelangen, werden noch einige Jahre vergehen, denn sie gelten als extrem robust. Mehr zum Tutitma Military Titanchronograph lesen Sie hier: www.watchtime.net/nachrichten/der-tutima-military-titan-fliegerchronograph-fuer-die-bundeswehr