Panerai verkauft ab und zu Limited Editions, die zur Teilnahme an einer einzigartigen und spektakulären Reise berechtigen: Dann führt die Marke ihre Fans mit Extremsportlern zum Nordpol oder lässt sie ein paar Tage bei den Navy Seals in Florida schwitzen. Wie das genau abläuft, erklärte uns CEO Jean-Marc Pontroué.
Herr Pontroué, seit einigen Jahren bieten Sie streng limitierte Uhren an, in deren Kaufpreis eine sogenannte Experience integriert ist: Abenteuerreisen, Zugang zu schwer zugänglichen Orten oder exklusiven Events. Wie viele dieser Experiences gab es bisher?
Ungefähr zehn. Die nächste findet im September in Barcelona statt: Dort können die Käufer unserer Submersible Tourbillon GMT Luna Rossa PAM01405 die Entscheidung um den America’s Cup miterleben, und zwar mit exklusiven Blicken hinter die Kulissen und Zugang zum Team Luna Rossa Prada Pirelli.
Was ist das Besondere an diesen Programmen?
Wir haben drei verschiedene Stufen. Da sind erstens die militärischen Programme. Das sind die schwierigsten. Vor einigen Wochen waren wir bei den Navy Seals in Florida. Wir weisen unsere Kunden vor Reiseantritt unmissverständlich darauf hin, dass sie körperlich fit genug sein müssen, um den Strapazen gewachsen zu sein. Das gilt für die Navy Seals genauso wie für die italienische Marine oder die französische Anti-Terror-Einheit GIGN. An der ersten Navy Seals Experience 2022 in Florida habe ich selbst teilgenommen. Die zweite Stufe bilden die auf Abenteuer angelegten Experiences. Im November 2023 haben wir zum Beispiel mit unserem Markenbotschafter, dem Extremsportler Mike Horn, eine Expedition zum Nordpol unternommen, mit Schlittenhunderennen, geführten Wanderungen und Fahrten mit dem Snowmobile. In der dritten Stufe geht es um die Erkundungen der Geheimnisse Italiens, der Heimat von Panerai. Unsere letzte Reise führte im März 2024 nach Rom.
Eine Reise nach Rom ist toll, hört sich aber nicht so außergewöhnlich an wie eine Teilnahme an einem Training der Navy Seals. Was bieten Sie den Leuten Spezielles an?
Sie haben Recht: Jeder war schon einmal in Rom, und in unserem Fall zahlen die Menschen eine Art Aufpreis im fünfstelligen Bereich, um an so einer speziellen Reise teilzunehmen. Bei der Rom-Reise war ich persönlich an einem Abend dabei. Wir hatten ein Dinner im Ministerium der Marine Militare, der italienischen Marine. Da kommen Sie als Normalsterblicher nicht hin. Es war in der Bibliothek, einem alten, spektakulären Palazzo. Am nächsten Tag mussten wir alle um 4.30 Uhr aufstehen: Dann erhielten unsere Gäste die Schlüssel zu den Vatikanischen Museen. Sie konnten sie selbst aufschließen und erhielten eine exklusive Führung von zweieinhalb Stunden, bevor die Museen um 8.00 Uhr fürs Publikum öffneten. Dabei erlebt man dann auch lustige Geschichten, wie dass man in der Sixtinischen Kapelle erst einmal die richtigen Schalter für die Elektrik finden muss, um das Licht anschalten zu können. Ich kann Ihnen versichern: Wir hatten Gäste, denen die Tränen in den Augen standen, obwohl sie zuvor schon oft in Rom gewesen waren.
Das war also eine weniger anstrengende Reise als zu den Navy Seals.
Im Fall der Seals machen wir den potenziellen Teilnehmern vorher klar, dass sie nur dabei sein können, wenn sie hundertprozentig fit sind. Sie können auch nicht unvorbereitet kommen: Vier Monate vor dem Event erhalten sie von uns ein detailliertes Trainingsprogramm inklusive Ernährungstipps, das sie durchführen sollten, um sich in Form zu bringen. Und letztlich geht es nicht nur um die grundsätzliche Fitness, sondern auch um die Verfassung am Tag X: Unmittelbar vor dem Start werden sie vor Ort noch einmal medizinischen Tests unterzogen.
Kam es schon einmal vor, dass vor Ort jemand abgelehnt wurde?
Nein, gottseidank noch nicht. Aber wenn die Ärzte kein grünes Licht geben, kann er oder sie am betreffenden Tag nicht an der Aufgabe teilnehmen – je nachdem, ob es sich um Schwimmen, Laufen, Schießen, Helikopterfliegen oder etwas anderes handelt.
Sie waren bei den Navy Seals dabei, wie war das?
Heftig. Das ist kein Besuch ihres Trainingscamps, sondern da nehmen wir alle richtig an den oft siebenstündigen Trainings teil, wie die Elitesoldaten auch. Das Programm beginnt um 5.30 Uhr morgens und alle werden gleich behandelt. Egal, ob jemand reich oder berühmt ist oder nicht: Jeder wird da militärisch angeredet und erhält entsprechende Befehle – in dem Ton, der dort eben üblich ist. Zwischendurch macht man seine Liegestütze, wird anschließend mit dem Kopf in kaltes Wasser getaucht, und dann geht es weiter.
Haben Sie auch an anderen Experiences teilgenommen?
Oh ja! Ich mache mindestens dann mit, wenn wir eine zum ersten Mal durchführen. Und wir wechseln ja ständig ab: Mit Mike Horn waren wir am Nordpol, das werden wir nicht wiederholen. Was die Marina Militare angeht, waren wir 2019 mit den Comsubin Special Forces in La Spezia, 2022 mit der Brigata San Marco in Brindisi.