Auf der Baselworld 2017 stellte Seiko die limitierte Edition SLA017 vor. Dieses Uhrenmodell ist die heißersehnte Neuauflage einer der beliebtesten Seiko-Uhren, der ersten professionellen Taucheruhr 62MAS. Fotoscans waren bereits Monate vor der Messe im Internet aufgetaucht. Die auf 2.000 Exemplare limitierte SLA017 überraschte einige von uns mit ihren exklusiven Features und der höheren Preislage, nichtsdestotrotz war die Edition beinahe sofort ausverkauft. Falls Sie ein Instagram-Junkie sind, haben Sie die neuen Uhren bestimmt schon am Handgelenk von Sammlern gesehen, denn sie sind jetzt „auf der Straße“ – oder genauer gesagt in den Meeren.
Wir von Fratellowatches haben uns die Uhr einmal genauer angesehen. Neben der SLA017 hat Seiko auch eine preiswertere, in Serie gefertigte Neuauflage der 62MAS, die SPB051 und die SPB053 mit einem anderen, günstigeren Werk und anderen Zeigern, die mehr der Prospex-Linie entsprechen, auf den Markt gebracht. Diese Linie wurde ein wenig kontroverser angenommen. Ich versichere Ihnen aber, dass sie, wie alle Uhren von Seiko, gut gemacht sind und vollständig In-House produziert werden. Mit großer Begeisterung für die erste professionelle Taucheruhr von Seiko, der 62MAS, reisen wir zurück in das Jahr 1965 und betrachten das Originalmodell.
Die erste professionelle Taucheruhr von Seiko
Wenn man einen Sammler alter Seiko-Uhren nach seinem Schwerpunkt fragt, erhält man vielfältige Antworten. Manche bevorzugen Chronographen, andere mögen Grand Seikos, King Seikos oder Lord Marvels. Wieder andere gehen in die Richtung Quarz, Vanacs, DXs oder Alpinist. Obwohl ich diese Vielfalt sehr schätze und mich oft dabei ertappe, ebenfalls die verschiedenen Stile auszukundschaften, habe ich eine besondere Affinität zu einer anderen Spezies: Taucheruhren.
Ja, sowohl alte als auch neue Taucheruhren erfreuen sich derzeit ziemlich großer Beliebtheit. Ein Trend, der schon lange anhält. Ich denke, dass die meisten Sammler die Tatsache schätzen, dass Taucheruhren allgemein ein maskulines, zweckmäßiges Aussehen haben. Zudem liegt ihr besonderer Reiz darin, dass die Uhren in der Tiefe Fähigkeiten aufweisen, die weit über das hinausgehen, was wir erforschen wollen oder können. Könnten es diese geballten Möglichkeiten sein, die eine Taucheruhr so interessant machen? Vielleicht, oder gerade wenn man Vintage-Taucheruhren in Betracht zieht, rufen sie Erinnerungen an Jacques Cousteau, James Bond oder vielleicht sogar an Kapitän Nemo und seine Nautilus wach. Egal woran es liegen mag, Vintage-Taucheruhren sind für uns ein Objekt der Begierde, und es gelingt uns sehr gut, die Preise dafür in die Höhe zu treiben, egal von welchem Hersteller. Gehen Sie doch mal auf eBay und studieren die Verkaufspreise einiger alter schäbiger Modelle von Marken, die kaum lange genug existierten, um auch nur einen Taucherausflug planen zu können.Zurück zu Seiko. Es ist kein Geheimnis, dass die Marke so ziemlich für jedermann eine Uhr gebaut hat, egal mit welchen Funktionen. Aber sie hat jenen, die professionell mit Wasser zu tun haben oder auf ein Abenteuer unter Wasser aus sind, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Mit der 6159 Tuna stellte sie in den 1970er-Jahren eine echt professionelle Extremtaucheruhr aus Titan ohne Heliumauslassventil vor.In den späten 1970er-Jahren präsentierte Seiko dann die erste professionelle Quarztaucheruhr der Welt. Während dieser Zeit wurden viele andere berühmten Taucheruhren, wie die legendäre 6105-Serie, die 6309 und die fantastische Prospex-Kollektion vorgestellt.Aber wie in allen Geschichten kann nur eine die erste sein. Die erste professionelle Taucheruhr von Seiko war die legendäre 62MAS. Unser heutiger Beitrag handelt nicht nur von der 62MAS, sondern von einem Modell aus den ersten zwei Monaten des Produktionszeitraums, der 6217-8000. Ein Aspekt, der im Laufe dieser Geschichte von Belang sein wird.
Hands-On Seiko 62MAS – Referenz 6217-8000
Die Referenz 6217-8000/1, besser bekannt als 62MAS (autoMAtic Selfdater), ist die erste Serie professioneller Taucheruhren von Seiko. Sie ist die „Ur“-Taucheruhr, das Alphamodell, die Mutter aller Taucheruhren. Alle professionellen Seiko-Taucheruhren haben zumindest einige Konstruktionsmerkmale von ihr übernehmen. Wie Sie auf den Bildern sehen können, weisen manche Details, wie die Schrift auf der Lünette, die Zifferblattfarbe und die Marker, bis zu einem gewissen Grad Ähnlichkeit mit den Zeitmessern von heute auf. Falls Sie Vintage-Taucheruhren von Seiko sammeln und keine 62MAS besitzen, wette ich 10:1, dass sie auf Ihrer Liste ist.
Im Jahr 1965 entschloss sich Seiko, auf dem Markt für professionelle Taucheruhren aktiv zu werden. Das Unternehmen sah zum einen Absatzmöglichkeiten bei Hobbytauchern und zum anderen Potenzial für den professionellen Einsatz, wie für Schweißer. Seikos Antwort war die ganz auf den Zweck ausgerichtete 62MAS. Die 62MAS maß die Zeit in einem für damalige Verhältnisse eher ausladenden 37-Millimeter-Gehäuse mit ziemlich beeindruckenden, das Gehäuse vergrößernden Bandanstößen. Sie besaß eine Datumsfunktion, eine beidseitig drehbare Lünette, stärkere Leuchtmasse auf Zeigern und Markern und eine markante Krone. Weitere Merkmale waren der verschraubte Gehäuseboden und die Abdichtung aller Öffnungen. In dieser Kombination erzielte die 62MAS eine Wasserdichtheit von 150 Metern. Auch wenn dies nicht besonders hoch erscheint – die druckfesteste Uhr des Hauses wies bis dato nur 50 Meter Wasserdichtheit auf. Im Innern verbaute Seiko das Automatikkaliber 6217 mit 18.000 Halbschwingen pro Stunde, Schnellkorrektur für das Datum und ohne Sekundenstopp. Die Zeit wurde über die nicht verschraubbare Krone eingestellt.
Das Zifferblatt der Seiko 62MAS
Jetzt gehen wir kurz einige der legendären Komponenten der 62MAS durch, welche so häufig in Foren diskutiert werden. Zuerst das Zifferblatt: Es hat einen gräulich-grünen Farbton mit strahlendem Glanz. Die Marker sind appliziert, in Chrom gefasst und mit Leuchtmasse gefüllt. Die Zeiger, die man bei verschiedenen Seiko-Modellen findet, stechen durch ihren Sekundenzeiger mit seiner rechteckigen, mit Leuchtmasse belegten Spitze hervor. Das Datumsfenster ist eingefasst und abgeschrägt.Die Lünette der Seiko 62MAS
Hier haben wir Seikos erste, beidseitig drehbare und rastende Lünette mit einem Schrifttyp, der weitgehend auch bei allen Modellen von der heutigen MM 300 bis hin zu den SKX007-Taucheruhren zu finden ist.Krone und Bandanstöße der Seiko 62MAS
Die Krone ist erwähnenswert, weil sie eine der wenigen Taucheruhrenkronen mit dem Schriftzug „Seiko“ darauf ist. Ihre Platzierung ist ebenfalls interessant, denn sie bleibt weiterhin Seikos einzige professionelle Taucheruhr, bei der sie im Gegensatz zur traditionellen Stelle bei vier Uhr auf der drei-Uhr-Position angesiedelt ist. Das Gehäusedesign, das später so nicht mehr produziert wurde, hat zumindest die Tradition für die Bandanstöße eingeläutet, welche sich leicht bogenförmig vom Gehäuse absetzen und damit Schwachstellen eliminieren. Seltsamerweise hat der Gehäuseboden nicht die Tsunami-Inschrift, sondern einen eingravierten Delfin. All diese Raffinessen sind bekannt und hochgeschätzt bei den Sammlern dieses Stücks.
Gibt es Kritikpunkte an der Seiko 62MAS?
Aber was sind die Kritikpunkte an der 62MAS? Nun, die Uhren waren in gewissem Maße für ihre schlechte Wasserdichtheit bekannt, was kein schöner Aspekt bei einer Taucheruhr ist. Wie alle Vintage-Seikos wurden viele dieser Stücke in Gegenden mit feuchtwarmem Klima geschickt, was natürlich eine Herausforderung darstellte. Die Kristallgläser und ihre Dichtungsringe waren offensichtlich nicht so robust. Zudem wurde die Krone mit einer Dichtung ausgestattet, die heute nicht mehr ersetzbar scheint. Die Tatsache, dass es sich um eine einfache Krone mit Drück-Zieh-Mechanismus handelt, hilft auch nicht weiter. Wenn wir uns dem Zifferblatt und den Zeigern zuwenden: Sie scheinen anfällig für rasches Altern, oder „wabi“, wie man in Seiko-Kreisen sagt. Die Leuchtmasse wird oft schwarz, sodass einige Besitzer ihre Zifferblätter neu machen lassen. Alles in allem haben wir eine robuste mechanische Uhr, die in gewisser Weise von ihren nicht-mechanischen Komponenten im Stich gelassen wurde. Dies trug dazu bei, dass sich die Reihen lichteten.Wie ich zu meiner Seiko 62MAS kam?
Ich fand dieses Stück, eine 6217-8000, im Herbst 2014 auf eBay. Es war zwar durchaus ein kleiner Bieterkampf, aber der Preis war am Ende durchaus akzeptabel für eine Uhr, die auf meiner “Patina-Messskala” hoch oben steht. Als ich sie bekam, war ich absolut nicht enttäuscht. Jedoch fiel mir ein wenig Staub unter dem Glas auf, und nachdem ich sie zwei oder drei Mal getragen hatte, ging sie plötzlich circa zehn Minuten pro Stunde vor! Nach einer erstklassigen Überholung läuft sie jetzt aber perfekt.
Was als nächstes geschah, war jedoch eine ganz schöne Überraschung. Ich besuchte ein Seiko-Citizen-Forum (thewatchsite.com) und zeigte den Mitgliedern meinen brandneu überholten Fang. Daraufhin fand ich heraus, dass sie keine „einfache”“62MAS ist. Der Experte Duncan, auch als Cannop bekannt, erklärte mir nach kurzem Schriftverkehr, dass meine 62MAS eine „Small-Crown“-Version zu sein schien. Diese wurden nur während der ersten zwei Monate der Produktionszeit hergestellt. Bei weiteren Posts wurden zudem die Gehäuseböden verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass das Stück ein frühes Modell mit einem typisch abgenutzten Gehäuseboden ist, der ein Motiv mit flachem Relief trägt. Übrigens, der Gehäuseboden ist eigentlich in gutem Zustand. Noch überraschender ist die Tatsache, dass es die Uhr irgendwie geschafft hat, unverändert zu überleben und auf eBay zu landen. Das frühe Stück besitzt zudem weitere Details, die sich von späteren Varianten unterscheiden, wie etwa einen anderen Kronentubus und eine flachere Lünette. Letztendlich hat sich meine Risikobereitschaft also durchaus als gut erwiesen. Hier lesen Sie die gesamte Story darüber.
Die 62MAS am Handgelenk
Die 62MAS trägt sich gut, aber sie ist keine große Uhr. Genau genommen ist sie sogar schlanker als eine Submariner, sowohl im Durchmesser als auch in der Höhe (13,5 mm). Ich habe sie mit vielen verschiedenen Bandarten kombiniert, aber mir gefällt sie am besten an einem geriffelten Kautschukband, einem Tropicband oder diversen NATO-Bändern. Wegen der Bandkombinationen und der starken Patina ist sie sicher eher eine Casual-Uhr.Fazit
Eine 62MAS zu kaufen, kann zu einem Abenteuer werden. Die Modelle sind bei weitem verbreiteter als spätere Beispiele, wie die 6159 (in allen Formen) und die 6215. Trotzdem ist es schwierig, eine gute zu finden. Der Markt bietet viele Ersatzteile, wie Zifferblätter, Lünetten, Gläser, Zeiger und sogar Kronen. Dieser Umstand erschwert es, eine originale 62MAS ohne Ersatzteile zu finden. Wegen der hohen Wahrscheinlichkeit des Leuchtstoffabbaus wird heiß diskutiert, ob man neue Leuchtmasse auftragen lassen soll oder nicht. Für mich ist dies ein No-Go, andere finden es okay. Originale Zeiger lassen sich übrigens von anderen Modellen übernehmen – etwas schändlich, aber wenn Sie mich fragen, durchaus eine Option (schauen Sie sich das Bild der 6619 an und sagen Sie mir, ob Sie dieses wunderschöne Modell opfern würden).
Die Werke lassen sich relativ einfach überholen, aber einige Teile wie Wellen sind schwierig zu finden. Tatsächlich wurde mir berichtet, dass Teile wie ein kaputtes Schnellkorrektursystem sehr schwierig zu reparieren sind. Der Wert eines einwandfreien Modells liegt im Bereich von 2.000 bis 3.000 US-Dollar oder sogar noch höher. Auf dem Markt scheint man noch nicht zwischen verschiedenen Versionen zu unterscheiden, wie es zum Beispiel bei Rolex der Fall ist, aber modifizierte Modelle werden nicht gerne gesehen. Zum Beispiel sind viele mit neuer Leuchtauflage und Ersatz-Zifferblättern oder -Lünetten ausgestattet. Wie die meisten Vintage-Uhren legt auch die 62MAS an Wert zu. Die neue SLA017 dürfte das Interesse zusätzlich steigern. Wie immer sind die Foren die geeignete Anlaufstelle, wenn man Fragen zu potenziellen Modellen hat.Ich hoffe, meine Ausführungen über Seikos erste Taucheruhr haben Ihnen gefallen. Für den Seiko-Sammler im Besonderen oder den Vintage-Kenner im Allgemeinen ist die 62MAS wirklich eine Überlegung wert. Klar bietet sie nicht alle Innovationen und Funktionen wie andere Modelle aus jener Zeit, etwa die Submariner oder Seamaster, aber es ist schon etwas ganz Besonderes, eines der ersten Modelle einer mittlerweile legendären Kollektion zu besitzen.Fotos und Text: Michael Stockton