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Hands-on: Seiko Prospex LX

Seiko: Prospex LX SNR025
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Mit der neuen Prospex-Linie »LX« bringt Seiko erstmals Sportuhren in die Kollektion, die über die Passion einer professionellen Taucheruhr hinausgehen. Die Ausführung mit einer in der Uhrenwelt eher selten zu findenden Kompass-Lünette eignet sich dabei für außergewöhnliche Outdoor-Aktivitäten.
Zugegeben, die Seiko-Kollektion Prospex zu überschauen, ist nicht ganz einfach. Sie erstreckt sich über viele Preislagen. Zu ihr gehören automatische Taucheruhren mit dem Kaliber 4R35 im Einstiegsbereich ab 399 Euro und die Version »Padi« mit Solartechnik für 469 Euro oder mechanisch mit dem Kaliber 6R15 für 900 Euro.Für die Special Edition »Twilight Blue« mit dem gleichen Uhrwerk werden 1.200 Euro fällig. Die Neuauflage der Taucheruhr aus dem Jahr 1970 mit der Referenz SLA033 und dem Automatikkaliber 8L35 liegt bei 4.350 Euro, die beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève 2019 preisgekrönte Taucheruhr der neuen LX-Linie mit dem Spring-Drive-Kaliber 5R65 kostet sogar 6.100 Euro.
Mit dieser neuen LX-Linie, wobei sich die Bezeichnung an das lateinische Wort Lux – für Licht – anlehnt und darauf anspielt, wie sich dieses an den Gehäuseoberflächen reflektiert, erweitert Seiko die Prospex-Kollektion nun auch um Uhren, die über die Tauchprofession hinaus gehen – darunter eine mit beidseitig drehbarer GMT-Lünette und unsere Testuhr mit Kompass-Drehring.

Kompass-Lünette zeigt die Richtung an und weist den Weg

Wer sich beim Wandern schon einmal verlaufen hat, im Nebel des Bodensee herumgestochert hat oder mit dem Sportflugzeug in eine Wolkenwand geriet, der weiß vielleicht, dass sich eine Armbanduhr auch als Kompass verwenden lässt – vorausgesetzt, sie ist analog, hat also Zeiger, und die Sonne scheint (wieder). Dazu legt man die Uhr flach auf die Hand oder den Boden und richtet den Stundenzeiger auf die Sonne aus. Die Mitte des Winkels zwischen dem Stundenzeiger und der Zwölf (während der Sommerzeit der Eins) zeigt nach Süden, gegenüber ist dementsprechend Norden.

So funktioniert die Kompass-Drehlünette

Noch viel einfacher geht das mit der Kompass-Drehlünette und dem 24-Stunden-Zeiger der Seiko Prospex LX. Voraussetzung dafür ist, dass der 24-Stunden-Zeiger auch gerade in dieser Funktion verwendet wird, also nicht zur Anzeige einer zweiten Zeitzone zum Einsatz kommt. Zudem muss der in beide Richtungen und ohne Rastungen geschmeidig drehbare Gehäusering mit seinem Markierungspunkt, der für Norden steht, auf die Zwölf-Uhr-Position gestellt werden. Dann dreht man die Uhr, wie oben beschrieben, so lange, bis der 24-Stunden-Zeiger in Richtung Sonne weist. Die Markierungen auf der Lünette geben nun die entsprechenden Himmelsrichtungen und dazu noch die Winkelgrade in Abständen von 15 Grad an. Wird Piloten oder Freizeitkapitänen ein Kurs vorgegeben, so können sie sich diesen auf die Zwölf stellen und damit merken. Gegenüber erscheint dann der Gegenkurs, der zum Beispiel bei Landeanflügen von Bedeutung ist.
Für all das gibt es natürlich auch Cockpitanzeigen, und wer auf dem Bodensee schippert, muss laut Bodenseeschifferpatent einwandfrei mit einem Kompass umgehen können. Seiko betont zudem, dass es sich bei dem Gehäusedrehring um einen einfachen Kompass handelt, der nicht zur exakten Richtungsbestimmung verwendet werden sollte. Dennoch kann er Sportlern und Abenteurern ein wichtiges Hilfsmittel sein.

Die GMT-Funktion der Seiko Prospex LX

Weltenbummlern dagegen dient die Zeitzonenfunktion, die aus der Historie heraus immer noch gern – so auch bei der Seiko Prospex LX – als GMT bezeichnet wird. Mithilfe der in die Zeigerstellposition gezogenen Krone wird der 24-Stunden-Zeiger im entsprechenden Takt auf Ortszeit gestellt. Die dazu gehörige Skalierung befindet sich auf einem schmalen Rehaut am Zifferblattrand. In der mittleren Kronenposition wird anschließend der Hauptstundenzeiger – vorwärts oder rückwärts – ebenfalls auf Ortszeit gebracht. Das Datum springt dabei in beide Richtungen mit. Über diese Funktionalität erfolgt übrigens auch die Datumsschnellschaltung. Und geht man auf Reisen, lässt sich der Stundenzeiger ruckzuck auf die neue Ortszeit eistellen, während die Heimatzeit mit dem 24-Stunden-Zeiger erhalten bleibt. Reist man über die Datumsgrenze, springt die Scheibe hinter der Zifferblattöffnung bei drei Uhr mit – und auch wieder zurück beim Nachhausekommen.
Alternativ kann der 24-Stunden-Zeiger auch zur Einstellung einer zweiten Zeitzone verwendet werden. Hierzu bringt man diesen in die gewünschte Stellung und verrückt anschließend den Hauptstundenzeiger unter Beachtung des Datums auf die Heimatzeit. Bei laufender Uhr springt das Datum übrigens nicht augenblicklich, sondern beginnt einen sichtbaren Umzug etwa eine Dreiviertelstunde vor Mitternacht, um kurz danach in seine neue Position zu kommen.

Outdoor-Experte mit starker Verbindung zum Profi-Taucher

Um alle Einstellungen an der Prospex LX vorzunehmen, muss man die große gerändelte Krone, die an der rechten Gehäuseflanke bei vier Uhr sitzt, erst einmal aufschrauben. Das kann gegebenenfalls einen größeren Kraftaufwand bedeuten. Was bei einer professionellen Prospex Taucheruhr Usus ist, dient auch der Sicherheit bei der LX-Outdoor-Variante – eine verschraubbare Krone, ein massiver Gehäuseboden und 20 Bar Druckfestigkeit. Dauerregen und Hagelschauer, Canyoning, Rafting, Schwimmen oder Eisbaden sind für unsere Testuhr also kein Problem, Tauchgänge entsprechend dem professionellen Seiko-Anspruch allerdings schon.

Das Design der Seiko Prospex LX

Auch im Design zeigt das knapp 45 Millimeter große, hartbeschichtete Titangehäuse die starke Verbindung zur Profi-Taucheruhr, wobei die mit Zaratsu-Technik polierten Oberflächen prägnant hervortreten. Angesichts ihres leichten Werkstoffs und der weit nach unten gezogenen Bandanstöße sitzt die Prospex LX trotz ihrer Ausmaße sehr gut am Handgelenk. Die fest integrierten Anschlussstücke nehmen ein weich fließendes Titanband auf, das in eine sehr flexible Faltschließe aus Titan und Stahl führt. Auf der einen Seite lässt sich das Band über zehn Millimeter variabel in der Schließe fixieren, auf der anderen Seite bietet eine Schiebeverbindung über etwa 30 Millimeter Variabilität über 14 Positionen. Um die Einstellung zu verändern, muss man nicht einmal die Uhr vom Handgelenk nehmen. Es reicht, den Sicherheitsbügel zu heben, um die Position zu verändern. Eine absolut sichere Angelegenheit. Um die Schließe zu öffnen, muss man nämlich noch die seitlichen Drücker betätigen.

Spring-Drive-Technik in der Prospex-Sportuhrenkollektion

Mit der Linie LX hält zudem Seikos innovative Spring-Drive-Technologie Einzug in die Prospex-Kollektion. Seit nunmehr 20 Jahren verbindet Spring Drive den traditionellen Federantrieb eines mechanischen Uhrwerks mit moderner Elektronik, die ohne Batterie oder eine andere externe Energiequelle auskommt. Die herkömmliche Art der Energieerzeugung ermöglicht es der Uhr, völlig unabhängig zu bleiben. Die Aufzugsfeder treibt das Räderwerk an, an dessen Ende die klassische Ankerhemmung durch ein sogenanntes Tri-Synchro-Regulationssystem ersetzt wird. Dieses erzeugt eine kleine elektrische Ladung, die einen Quarz-Oszillator aktiviert. Anstelle des Ankerrades vollführt ein Gleitrad eine gleichmäßige Drehbewegung über einem Spulenkörper und initiiert dort eine elektrische Spannung. Diese wird an einen integrierten Schaltkreis (IC) und ein Quarzkristall geleitet. Während das Quarzkristall in eine gleichmäßige Schwingung versetzt wird, berechnet der IC den erforderlichen elektromagnetischen Kraftimpuls, der die Drehgeschwindigkeit des Gleitrades und damit den Gang des Uhrwerks reguliert.
Weil – im Gegensatz zum Ankerrad – kein mechanischer Eingriff am Gleitrad erfolgt, gibt es auch kaum Reibungsverluste. Spring Drive gewährleistet daher eine wesentlich höhere Ganggenauigkeit als eine mechanische Hemmung. Seiko gibt für das Kaliber 5R66 eine mittlere Gangabweichung von einer Sekunde pro Tag und maximal 15 Sekunden im Monat an. Wir konnten während unseres mehrwöchigen Tragetests am Handgelenk überhaupt keine Abweichung im Gang feststellen.

Beliebte Sportuhr tritt in neuem Preissegment an

Das Gleitrad dreht sich 28.800 Mal pro Stunde im Uhrzeigersinn. Das entspricht der Anzahl der Unruh-Halbschwingungen in modernen mechanischen Uhrwerken. Da es aber – im Gegensatz zum Ankerrad – niemals angehalten wird, vollführt auch der Sekundenzeiger auf dem Zifferblatt eine gleichmäßige und keine Schrittbewegung. Das stille Gleiten des Sekundenzeigers macht die Zeitanzeige der Prospex LX einzigartig.Am kurzen Ende des Sekundenzeigers gleitet ein Leuchtbalken mit, der – adaptiert von der professionellen Taucheruhr – der Gangkontrolle dient. Minuten- und die beiden Stundenzeiger sind ebenfalls kräftig mit der von Seiko entwickelten Leuchtmasse Lumibrite gefüllt und durch ihre Formen gut voneinander zu unterscheiden. Zusammen mit den verschiedenen Leuchtappliken bieten sie die für Seiko-Uhren allgemein bekannte Orientierung und Ablesbarkeit unter allen Lichtverhältnissen.
Am Tage lassen starke Schwarz-Weiß-Kontraste hinter beschichtetem Saphirglas, von dem man mitunter meint, es sei gar nicht vorhanden, keinen Zweifel an der Zeit. Die Elemente der Zeitanzeige stehen oder bewegen sich dabei über glänzend schwarzem Grund, welcher der Sportuhr einen Hauch von Eleganz verleiht. Die Gangreserveanzeige erscheint bei acht Uhr, wobei 72 Stunden Energievorrat Stand der Technik bei allen Spring-Drive-Kalibern sind, die sich übrigens als Baureihe 9R auch in der etwas teureren Grand Seiko-Sport-Kollektion befinden.
Mit moderner und ganggenauer Uhrwerktechnik, einem robusten Titangehäuse, hoher Funktionalität, einschließlich der beinahe einzigartigen Kompass-Lünette, ist die Seiko Prospex LX preislich mit Sportuhren von Breitling, Omega oder Tudor am Start. mari

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