Herrliches Wetter, auskunftsfreudige Gastgeber und eine durchweg gute Stimmung sind unsere Begleiter auf der diesjährigen WatchTime-Leserreise in den Schwarzwald. Die erste Station, das Deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen, bildet den perfekten Auftakt: Eva Renz, akademische Mitarbeiterin und verantwortlich für die Kommunikation, gibt uns eine mit viel Hintergrundwissen gespickte Tour d'horizon über die Geschichte der Uhrmacherei im Schwarzwald. So wurden Kuckucksuhren, Holzräderuhren, Wecker & Co. zu spannenden lebendigen Zeitzeugen einer Industrieregion. Zwischen den vielfältigen Ausstellungsstücken erinnert uns alle 15 Minuten das Rufen eines überdimensionierten Kuckucks an eines der bekanntesten Produkte der Region. Dazu gibt es erstaunliche Meisterleistungen aus verschiedenen Epochen zu bewundern, etwa eine mehr als mannshohe, einige Meter breite astronomische Weltuhr mit zahlreichen Anzeigen und Figurenautomaten, erbaut von August Noll in den 1880er Jahren.
Die Uhrenfabrik von Hanhart in Gütenbach bildet unsere zweite Station: Seit 1934 ist die 1882 als Uhrengeschäft gegründete Marke hier zu Hause. Die Firmengeschichte nahm 1924 Fahrt auf, als Hanhart mit der Serienfertigung von preisgünstigen Stoppuhren begann und auf diesem Feld bald Marktführer wurde. Sie bilden bis heute ein wichtiges Standbein des Unternehmens. Davon zeugen allein die Zahlen: Rund 5.000 mechanischen und sogar 30.000 Quarz-Stoppuhren stehen etwa 1.500 mechanische Armbanduhren gegenüber. Für die Stoppuhren fertigt Hanhart Werkteile auf zum Teil jahrzehntealten Stanz-, Fräs- und Drehmaschinen, was uns Co-Geschäftsführer Simon Hall eindrucksvoll erklärt. In einem kleinen Museum bewunderten wir dann Highlights aus der Firmengeschichte wie die historischen Chronographenkaliber 40, 41 und 42, bevor wir uns in einem Showroom die aktuellen Modelle ans Handgelenk legen.
Zur Übernachtung geht es in die Junghans-Stadt Schramberg. Untergebracht sind wir in der Villa Junghans untergebracht, die einst das Domizil von Erhard Junghans des Jüngeren, Sohn des gleichnamigen Firmengründers, war. Von dort brechen wir am nächsten Morgen, gestärkt durch ein gutes Frühstück und die frische Schwarzwaldluft, auf zur Geißhalde, dem historischen Junghans-Areal. Hier standen Anfang der 1960er Jahre über 100 Gebäude - eine Stadt in der Stadt. Hier fertigte der Anfang des 20. Jahrhunderts größte Uhrenhersteller der Welt vor dem Ersten Weltkrieg gut 4 Millionen Uhren, vor allem Wecker und Taschenuhren. Junghans-Co-Geschäftsführer Matthias Stotz ließ es sich nehmen, uns höchstpersönlich nicht nur durch die hochmoderne Produktion, sondern auch durch das 2018 eröffnete Museum zu führen. In ersterer entstehen insgesamt 50.000 Zeitmesser pro Jahr, deren Technik von Mechanik über Quarz bis hin zu Funk und Solar reicht - eine Bandbreite, die kaum ein anderer Uhrenhersteller beherrscht. Das Museum wiederum befindet sich im 1917 bis 1918 entstandenen denkmalgeschützten Terrassenbau. Er wurde einst so konstruiert, dass den vielen Uhrmachern ausreichend Tageslicht für ihre Arbeit zur Verfügung stand. Zurzeit findet hier die Sonderausstellung über die Geschichte der Sportzeitmessung von Junghans statt: Deren Höhepunkt bildeten die Olympischen Sommerspiele von 1972 in München, die Junghans als offizieller Zeitnehmer begleitete.
Am Nachmittag ging es ins 6 Kilometer entfernte Örtchen Hardt. Mit dem hier angesiedelten Unternehmen Lehmann Präzision hatte sich Inhaber Markus Lehmann schon längst einen Namen als Hersteller Dreh- und Fräsmaschinen (u.a. für die Uhrenindustrie) gemacht, als er 2011 mit seiner eigenen Uhrenmarke Lehmann startete. Mit seinen Ultrapräzisionsmaschinen, die er auch an die größten und ruhmreichsten Schweizer Uhrenmarken liefert, ist Lehmann in der Lage, eigene Werkteile, Gehäuse, Schließen und Zifferblätter in herausragender Qualität zu fertigen. Zudem hat er bereits eigene Uhrwerke entwickelt und sogar eine eigene Galvanikabteilung aufgebaut - etwas, das man nur bei ganz wenigen Uhrenherstellern findet. Alle Lehmann-Uhren werden in Glashütte als Chronometer zertifiziert. Seit einigen Jahren fertigt Lehmann auch Uhren für den legendären Kamerahersteller Leica. Noch bewegt sich die Anzahl der Uhren im dreistelligen Bereich, doch für die kommenden Jahre plant Markus Lehmann pro Jahr eine Verdopplung des Ausstoßes. Dafür will er unter anderem weitere Uhrmacher einstellen. Wie zuvor bei Junghans haben wir auch hier am Ende der Tour die Möglichkeit, uns die Uhren aus der Nähe anzuschauen und anzuprobieren sowie dem Firmengründer Löcher in den Bauch zu fragen.
Am dritten Tag geht es nach Norden, nach Engelsbrand bei Pforzheim. Im 2009 fertiggestellten Firmengebäude von Stowa werden wir von General Manager Kevin Müller und seinem Team herzlich empfangen. Müller war schon bei Stowa, als die Marke noch Jörg Schauer gehörte. Dieser hat das Unternehmen inzwischen aber an die Tempus Arte GmbH & Co. KG verkauft, zu der auch die Uhrenmarke Lang & Heyne sowie der Werkehersteller Uhren-Werke-Dresden gehören. In Engelsbrand sieht alles aus, wie man es auch bisher kannte, vom kleinen Museum beim Eingang, das ca. 100 historische Stowa-Uhren ausstellt, bis hin zu den Uhrmachern im Obergeschoss: Sie fertigen und reparieren nicht nur Uhren, sondern bedrucken auch Zifferblätter und veredeln Gehäuse. Einen besonders wichtigen Teil machen bei Stowa die Individualisierungen aus: Mittels Lasergravur entstehen hier personalisierte Rotoren, Schließen und Gehäuseflanken. Zum Abschluss verlost Stowa unter den 10 Teilnehmern eine Uhr.
Derart beschwingt reisen nicht nur der Gewinner, sondern auch wir anderen, die uns mit ihm freuen, weiter nach Pforzheim. Auf der letzten Etappe der Leserreise treffen wir in den Schmuckwelten Pforzheim Marcel Kuhn von Jean Marcel. Er hat nicht nur jede Menge Modelle aus der aktuellen Kollektion dabei, sondern erlaubt uns auch einen Blick auf eine ganz neue Linie, die er im Herbst vorstellen wird. Dafür müssen die Handys und Kameras, die die ganze Zeit über im Dauereinsatz sind, vorübergehend mal in den Taschen verschwinden. Zum Abschluss geht es um die Ecke zu Juwelier Leicht. Dort werden wir mit erfrischenden Getränken empfangen, was angesichts der draußen herrschenden Hitze doppelt angenehm ist. Auch hier legen wir wieder Uhren verschiedenster Marken von Glashütte Original bis TAG Heuer ans Handgelenk - man kann einfach nicht genug davon bekommen. Schließlich geht aber auch die schönste Reise einmal zu Ende, und so ist es an diesem Tag auch. Aber alle Teilnehmer (es sind diesmal ausnahmsweise alles Männer) sind sich sicher: Wir sehen uns bald wieder - auf der nächsten Leserreise. buc