Sportliche Chronographen sind oft mit einer Tachymeterskala ausgestattet. Diese Zusatzfunktion ist so allgegenwärtig, dass viele Marken sie gar nicht eigens bei der Beschreibung ihrer Uhr auf der Website aufzählen. Für den Hersteller ist es denkbar einfach, eine Tachymeterskala aufzudrucken – sollte man meinen. Doch auch hier gibt es feine Unterschiede, etwa bei der Frage, mit welchen Werten die Skala beginnt und endet. Und der Benutzer der Uhr oder die Benutzerin sollte wissen, was mit einem Tachymeter anzufangen ist. Dazu unten mehr.
Die Anfänge
Breitling ließ 1905 einen ersten Musterschutz für einen Tachymeter eintragen. Heuer und Patek Philippe statteten ihre ersten Stoppuhren zu Beginn der 1920er-Jahre damit aus. Rolex stellte 1933 seine ersten, mit Totalisatoren versehenen Chronographen vor, von denen manche auch eine Tachymeterskala auf dem Zifferblatt trugen. Spätestens ab den Vierzigern sah man immer mehr sportliche Chronographen mit dieser Ausstattung, so etwa bei dem oben gezeigten Schleppzeigerchronographen "Duograph", den Breitling auf der Basler Uhrenmesse 1944 vorstellte.
Einige der legendärsten, für die wagemutigen Geschwindigkeitshelden konzipierten Chronographen wurden in jener Zeit lanciert. Berühmte Beispiele sind der Rolex Cosmograph Daytona, der schon bei seiner Erstvorstellung 1963 die Tachymeterskala auf der Lünette trug, und die Heuer Carrera. Die Daytona ist seither einer der Klassiker der Schweizer Marke und wurde über die Jahre und Jahrzehnte technisch weiterentwickelt.
Ein Beispiel ist die im eigenen Haus konzipierte und patentierte Cerachrom-Monoblock-Tachymeterlünette (Bild ganz oben), die Rolex zum 50. Jubiläum der Linie 2013 präsentierte. Sie ist aufgrund ihrer Härte nicht nur besonders kratzfest, auch ihre Farbe ist UV-resistent und korrosionsbeständig. Neben der Langlebigkeit steht die Ablesbarkeit der Ziffern im Vordergrund. Diese werden in einem Spritzgussverfahren hergestellt. Um eine hohe Konturenschärfe zu erzielen, wird die Graduierung vor der Wärmebehandlung bei 1.500 Grad Celsius in der Keramikmasse ausgebildet und dann im PVD-Verfahren mit einer feinen Platinschicht überzogen.
So funktioniert ein Tachymeter
Ob auf der Lünette oder auf dem Rehaut des Zifferblatts, die Berechnung der Geschwindigkeit ist denkbar einfach: Am Anfangspunkt einer Messstrecke – entweder ein Kilometer oder eine Meile – wird der Chronograph gestartet, am Ende wieder gestoppt. Bleibt der Sekundenzählzeiger zum Beispiel bei der Zahl 90 stehen, betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit 90 km/h (oder 90 mph). Bei den weitaus meisten Chronographen endet die Skala bei 60. Ist man langsamer unterwegs als mit 60 km/h, ist der Chronograph keine Hilfe.
In früheren Zeiten, vor allem in den 1950er Jahren, gab es spiralförmige Tachymeteranzeigen, die bis 30 gingen. Dafür brauchte man eine weitere Rundung, sodass die 30 direkt unter der 60 platziert war. Klar – wenn man nur halb so schnell fährt, braucht der Zeiger doppelt so lang. Diese Art der Anzeige – oft noch mit einer zusätzlichen Telemeter- und/oder Pulsometerskala kombiniert, empfand man ab den kühlen Sechzigern als zu überladen. Sie kommt heute nur noch selten bei bestimmten Retro-Modellen vor.
Den Start bildet meist die Zahl 400 oder 500 – räumlich kein großer Unterschied, da beide eng beieinander liegen. Zwischen der 60 und der 500 befindet sich eine Art „toter Raum“, in dem die Zahlen, würde man sie aufdrucken wollen, zu eng aufeinander folgen würden – zumal so schnell ohnehin kein Auto oder Zug unterwegs ist. Daher nutzen die Uhrendesigner diesen Platz meist mit einer Beschriftung wie „Tachymètre“. Andere, wie TAG Heuer beim oben gezeigten Carrera Chronograph, lassen die Skala nach der 60 noch bis 55 weiterlaufen.
Wichtig für Omega-Fans: der Dot over Ninety ("DON")
Details auf der Beschriftung einer Tachymeterlünette können für Sammler sehr wichtig sein. Omega bedruckte seine frühen Speedmasters der 1950er und 1960er Jahre so, dass der zur 90 gehörige Punkt rechts oberhalb der 90 stand. Das galt auch für die Modelle, die bei der ersten Mondlandung 1969 dabei waren. Später änderte Omega das Design und rückte den Punkt rechts neben die Zahl. Da die alten Modelle mit dem „Dot over 90“ im Laufe der Zeit immer seltener wurden, wuchs die Begehrlichkeit nach ihnen und damit die Preise. Vor einigen Jahren entschloss sich Omega dann dazu, ab sofort wieder Speedmasters mit Dot over 90 zu fertigen – darunter die hier abgebildete Speedmaster Moonwatch mit weißem Zifferblatt. Auch die Moonswatch-Modelle zeigen das beliebte Merkmal.
Aktuelle Chronographen mit Tachymeterskala
Im folgenden finden Sie aktuelle Chronographen mit Tachymeterskala. Achten Sie darauf, wie unterschiedlich der Raum rechts von der 60 genutzt wird: Nivada Grenchen etwa lässt seine Tachymeterskala schon bei 1000 beginnen – ein Anblick mit Seltenheitswert.