Die Monza von TAG Heuer stand schon immer etwas im Schatten von Monaco und Carrera – zu Unrecht: Schon als Niki Lauda den Chronographen 1976 überreicht bekam, war er sportlich, funktional und ein wenig exzentrisch – einfach cool also. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wie begehrt die Vintage-Modelle der folgenden Jahre und Jahrzehnte sind, was sie kosten und wie sich das Modell weiterentwickelt hat, zeigt dieser Artikel. Dass die Monza derzeit nicht Bestandteil der aktuellen TAG-Heuer-Kollektion ist, tut ihrer Beliebtheit und Coolness keinen Abbruch.
Inhalt:Motorsport hat in Italien eine besondere Bedeutung – von der Mille Miglia bis zur Königsdisziplin "Formula Uno". Das war auch 1975 nicht anders. Am 7. September fand der Große Preis von Italien auf dem Autodromo Nazionale di Monza statt. Das dreizehnte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft stand unter einem guten Stern für das Team von Ferrari: Die Piloten Niki Lauda und Clay Regazzoni führten auf der Pole Position und an zweiter Stelle die Rangliste an.
Obwohl Niki Lauda nur als Dritter das Rennen beendete, erlangte der Österreicher mit dem Fallen der Zielflagge den Titel des Weltmeisters. Sein Vorsprung war, obwohl noch ein Rennen ausstand, uneinholbar. Der Rennstall Ferrari gewann ebenso überragend die Konstrukteurswertung der Formel 1. Für den Uhrenhersteller Heuer war der Weltmeistertitel von Niki Lauda ein wichtiges Ereignis. Denn wie anderen Marken machte auch Heuer die Quarzkrise zu schaffen – trotz einiger Modelle mit Quarzantrieb.
Heuer und die Formel 1: Vorgeschichte der Monza
Von 1971 bis 1979 unterstützte Heuer die Scuderia Ferrari als interner Zeitnehmer, denn der "Commendatore" Enzo Ferrari misstraute der offiziellen Zeitnahme. Heuer-Leonidas installierte einen speziellen Zeitmessdrucker, der die Identifikation der Rennwagen wie auch deren Rundenzahl und Rundenzeit aufzeichnete. Dafür befand sich das Heuer-Logo auf den Fahrzeugen und Overalls der Piloten. Laudas Weltmeistertitel von 1975 nahm Heuer zum Anlass, die Monza zu entwickeln, und überreichte dem Rennfahrer im Folgejahr eines der ersten Exemplare der betont instrumentell gestalteten Uhr.Niki Laudas Monza: Motor und Design des ersten Modells
Als Antrieb diente das Kaliber 15 mit automatischem Aufzug. Das Werk ging auf das Kaliber 11 zurück, eine gemeinsame Entwicklung von Breitling, Heuer-Leonidas, Hamilton-Büren und Dubois Dépraz aus dem Jahr 1969. Das modular entwickelte Uhrwerk gehörte neben dem El Primero von Zenith und dem Kaliber 6139 von Seiko zu den ersten automatischen Chronographenkalibern der Welt. Das Federhaus des Kalibers 11 wurde durch einen exzentrisch gelagerten Rotor aufgezogen, die Schwungmasse arbeitete für den Betrachter nicht sichtbar zwischen dem Basisuhrwerk und dem werkseitig aufgesetzten Chronographenmodul. Der Modultechnologie ist auch die Position der Krone auf der linken Seite des Gehäuses geschuldet. Heuer griff zudem einen damaligen Trend auf und versah das Gehäuse der Monza mit einer mattschwarzen Beschichtung. Der sportliche Anspruch wurde dadurch noch betont.
Die Monza war zunächst nur auf eine Kleinserie ausgelegt, passend zu dem besonderen Anlass. Nach der Erstauflage kam in den 1970er-Jahren neben dem Kaliber 15 auch das Kaliber 12 zum Einsatz. Während das Kaliber 12 über einen Zwölf-Stunden-Zähler bei der Neun verfügte, war die ursprüngliche Version mit Kaliber 15 mit einer laufenden Sekundenanzeige bei zehn Uhr ausgestattet. Anhand dieser optischen und konstruktiv exzentrischen Lösung lassen sich die verschiedenen Monza-Modelle unterscheiden. Allen gemeinsam ist die kombinierte Pulsometer- und Tachymeterskala zur Ermittlung von Puls und Geschwindigkeit am Zifferblattrand. Innerhalb der Heuer-Modellpalette stand die Monza immer ein wenig im Schatten der bekannteren Uhren wie Monaco, Camaro oder Carrera. Diese waren im Vergleich zur Monza hochwertiger ausgestattet: Sowohl Zifferblätter als auch das Gehäuse boten mehr Feinarbeit und auch eine größere Materialvielfalt.
Preisentwicklung & Co: Sammlertipps zu Vintage-Monzas
Dennoch haben die Monza-Modelle aus den 1970er- und 1980er-Jahren einen stabilen Wertzuwachs zu verzeichnen. Nur wenige sind in hervorragendem Zustand erhalten, noch seltener gibt es makellose Ausführungen der schwarz beschichteten Uhren. Zu beachten ist, dass bei diesen Gehäusen nur der Boden aus Edelstahl besteht, der Gehäusekorpus aber aus Messing. Schwarz beschichtet trägt die Monza die Referenz 150.501 (Kaliber 15), in verchromter Variante die 150.511 – die Referenznummer ist jeweils in den Boden geprägt. Ausgestattet mit dem Kaliber 12 hat die Uhr die Referenz 110.501.
Achtung: Nicht selten wurden abgetragene Gehäuse der Chromversion nachträglich geschwärzt. Bei wirklich sehr gut erhaltenen Uhren kann der Kaufpreis mittlerweile deutlich über 3.000 Euro liegen, die Tendenz ist steigend. Besonders begehrt – und selten – sind schwarze Uhren mit der originalen Verpackung in Form eines Helmes mit aufklappbarem Visier. In Kombination mit den Originalpapieren ist dafür allein ein Zuschlag von mehr als 500 Euro fällig.
Modelle mit Gebrauchsspuren kosten ab 2.000 Euro, selten gelingt ein Schnapp knapp darunter. In Anbetracht des fehlenden Stahlgehäuses und des häufig verwendeten Budget-Kalibers 15 ist diese Preisentwicklung erstaunlich. Besonders hohe Preise erzielt dabei eine extrem seltene Version der Referenz 150.501, die für den japanischen Rennausstatter Racing Mate gebaut wurde und dessen Logo auf dem Zifferblatt trägt. Kurz nach der Jahrtausendwende brachte Heuer – mittlerweile TAG Heuer – wieder eine Monza auf den Markt.
Bei dem 2001 präsentierten Modell handelte es sich um eine Neuauflage des Ur-Chronographen von 1933 mit einer detailgetreuen Nachbildung des kissenförmigen Gehäuses – allerdings nicht mehr mit einem Durchmesser von 33 Millimetern, sondern mit zeitgemäßen 39,5 Millimetern. Als Werk wurde das automatische Calibre 36 verwendet, das auf dem El Primero von Zenith basiert. Mit schwarzem Zifferblatt trug die Uhr die Referenz CR5110.FC6175, mit silbernem Blatt die CR5111.FC6176. Auch diese Modelle sind selten und entsprechend teuer: Der Chronograph im Stahlgehäuse liegt, je nach Zustand, in einem Preisbereich zwischen 3.000 und 5.500 Euro. Auch hier wirken sich Aufbewahrungsbox und Papiere wertsteigernd aus. Das Hochfrequenzwerk von Zenith macht die Uhr zudem sehr selten und erhöht die Sammelwürdigkeit.
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Neuauflagen: Limitierung als Kaufanreiz
Zehn Jahre später präsentierte TAG Heuer die auf 1.911 Stück limitierte Monza Calibre 36 Limited Edition, deren weißes Zifferblatt mit arabischen lumineszierenden Ziffern im historisierenden Stil versehen war. Der 38 Millimeter große Zeitmesser – er arbeitete ebenfalls mit dem El Primero von Zenith – erinnerte an den "Time-of-Trip"-Bordchronographen aus dem Jahr 1911.
Gemäß der strengen Limitierung gibt es diese Monza-Modelle nur selten auf dem Gebrauchtmarkt. Das Investment liegt hierbei in einem Bereich ab 4.000 Euro.TAG Heuer Monza Calibre 17Zum 40. Geburtstag der Monza im Jahr 2016 stellte TAG Heuer ein neues Modell vor. Der Chronograph übernahm Elemente vorheriger Modelle - Zifferblatt und Optik lehnen sich stark an die 1970er-Jahre an. Das Gehäuse zitiert mit seiner schwarzen Farbe die Ur-Monza von 1976, besteht aber aus dem Leichtmetall Titan mit Titancarbidbeschichtung. Das Zifferblatt zeigt die originalen Schriftzüge. Leuchtmasse, Pulsmesser und Tachymeterskala stehen für Sportlichkeit.
Das Gehäuse misst 42 Millimeter und wird an einem Armband aus schwarzem Kalbsleder im Racing-Design getragen. Im Innern kommt das automatische Eta-Kaliber 2894 zum Einsatz, das TAG Heuer Calibre 17 nennt. Die Uhr ist auf dem Gebrauchtmarkt ab circa 4.100 Euro erhältlich. Die Monza hat sich im Laufe der Jahre zu einem Klassiker entwickelt, der sich nicht hinter einer Heuer Carrera zu verstecken braucht.Einen Test zur Monza Calibre 17 der Chronos-Redaktion finden Sie hier:Hier finden Sie den Testartikel als Download für 0,99 Euro.
2023: Die Monza ist zurück
Nachdem TAG Heuer für mehrere Jahre keine neuen Monza-Modelle mehr lancierte, bringt die Schweizer Manufaktur den Chronographen 2023 wieder zurück. Die neue Monza kommt mit dem klassischen kissenförmigen Gehäuse in einer modernen Aufmachung. Wie das erste Modell von 1975 ist das Gehäuse der Neuheit schwarz. Es besteht jedoch aus dem modernen Werkstoff Carbon. Unter dem skelettierten Zifferblatt mit blauen Saphirgläsern für Stoppminuten und kleine Sekunde tickt das hauseigenen Calibre Heuer 02 Flyback, das ein Chronometerzertifikat der COSC besitzt. Mit der blauen Pulsometerskala im ersten Viertel kann man seinen Puls messen: 15 Schläge mit dem Chronograph stoppen und dann den Puls zwischen 60 und 200 Schläge pro Minute ablesen.
Danach beginnt die Tachymeterskala: Nach einem Kilometer wird der Chrono gestoppt und die Geschwindigkeit zwischen 220 und 60 Km/h kann an der Skala abgelesen werden. Ihren Ursprung als Rennsportuhr betont die Monza auch mit der Flyback-Funktion, bei der sich während einer laufenden Messung eine neue starten lässt, was für Rundenzeiten optimal ist. Mit Textilband kostet die Monza Flyback Chronometer 13.350 Euro.Fortlaufend aktualisierter Artikel, erstmals online gestellt im August 2017.