Sie ist die perfekte Uhr für Wassersportler und so gut designt, dass sie auch nach dem Sport am Handgelenk eine gute Figur macht. Das Powermatic 80-Kaliber mit Siliziumspirale wertet sie technisch auf. Bereits vor ihrer Markteinführung hat die Tissot Seastar 1000 Powermatic 80 Silicium unseren Fotografen mehrere Monate begleitet.
Normalerweise fasst er alle Uhren nur mit Handschuhen an, damit sie beim Foto-Shooting keine Kratzer abbekommen. Das ist auch bei der Tissot Seastar 1000 Powermatic 80 Silicium zunächst nicht anders. Für das erste Bild drapiert sie Olaf Köster in seiner Fototasche, um zu zeigen: Diese Uhr wird mich in den nächsten Wochen und Monaten genauso auf Schritt und Tritt begleiten wie meine Fotoausrüstung. Sie gehört jetzt einfach dazu, und später wird er berichten, dass er sie tatsächlich zu jeder Gelegenheit mitgenommen hat.
Das Edelstahlband auf Handgelenksumfang zu kürzen, erweist sich schon mal als schwierig. Denn die einzelnen Teile des fünfreihigen Konstruktes sind nicht verschraubt, sondern verstiftet. Man benötigt ein Werkzeug. Also ab zum Uhrmacher des Vertrauens, der auch mal einen massiven Gehäuseboden öffnet, damit Olaf das Uhrwerk fotografieren kann.
Ein Edelstahlband hält die Seastar sicher und fest am Arm
Aber in diesem Fall bleibt der robust anmutende Mineralglas-Schraubboden der Seastar geschlossen. Die Uhr ist bis 300 Meter wasserdicht und soll auch im nassen Element getestet werden. Außerdem kann man das Uhrwerk auch durch den Glasboden sehr gut vor die Linse nehmen.
An das 43 Millimeter große, massive Edelstahlgehäuse dockt das Band mit festen Anstößen an. Die Verbindung wirkt nicht ganz harmonisch, während sich das Band ansonsten weich und geschmeidig anfühlt. Die einseitig klappende Faltschließe nimmt es mit der Sicherheit dagegen sehr genau. Sie schließt kernig, und der Sicherheitsbügel lässt sich nur schwer wieder öffnen. In der Schließe gibt es eine ausklappbare Tauchverlängerung, die über 20 Millimeter mehr Freiheit gewährt.
Den sekundengenauen Zeitabgleich zu Beginn des Tests nimmt Olaf mit einer Funkuhr vor, die zur Ausstattung seines Fotostudios gehört. Wenn er unterwegs ist, vergleicht er die Zeit mit dem Handy und berichtet von etwa zwei Sekunden Nachgang pro Tag. Es geht in die Allgäuer Berge – nicht zum Wandern, zum Arbeiten, sprich Fotografieren.
Die Zeit nimmt unser Tester auf einem dunkelblauen Zifferblatt wahr, dessen feiner Sonnenschliff die Farbe sanft im Licht changieren lässt. Auf die Ablesbarkeit hat das keinen Einfluss, denn die kräftigen Zeiger-Balken und geometrisch verschiedenen Index-Appliken heben sich sehr deutlich vom Zifferblattgrund ab – am Tag in Weiß und bei Dunkelheit in einem herrlichen hellen Blauton.
Wie das Zifferblatt selbst nimmt auch das Blau der Leuchtfarbe Bezug auf Wasser und Meer, Elemente, denen die Uhr gewidmet ist. Sie hält einem Druck von 30 Bar stand, was den Verhältnissen in etwa 300 Metern Wassertiefe entspricht. Die Seastar ist damit bestens zum Baden, Schwimmen und Tauchen geeignet. Für Letzteres trägt sie eine gegen den Uhrzeigersinn einseitig drehbare Lünette mit kratzfester Keramikeinlage. Sie rastet im Halbminutenschritt und ist bis zur zwanzigsten Minute einzeln und danach in Fünf-Minuten-Abständen skaliert. Der Drehring lässt sich zur Einstellung einer Tauchzeit, wobei dessen Leuchtpunkt gegenüber dem Minutenzeiger positioniert wird, gut fassen. Auf dem Zifferblatt bewegt sich zur Gangkontrolle ein weiterer Leuchtpunkt – am Ende des Sekundenzeigers und entlang einer sekundengenauen Skalierung auf dem Zifferblattrehaut.
Nach Büro und Sport darf die Seastar mit ins Theater
Nach Tauchen und Schwimmen ist Olaf heute nicht zumute, aber er erfreut sich an dem schönen Anblick des blauen Zifferblatts der Seastar vor der Mittelmeerkulisse in Boccadasse, jenem alten Seemannsviertel von Genua, das er als Arbeitsort und kreatives Rückzugsgebiet für sich entdeckt hat. Und die Uhr wird wohl auch an seinem Handgelenk bleiben, wenn er heute Abend eine Vorstellung im Teatro Carlo Felice besucht. Mit einer Höhe von reichlich 12,7 Millimetern ist sie noch nicht allzu schwer unter der Hemdmanschette zu verstecken. Trotz ihres sportlichen Outfits geht sie auch als Dress-Watch durch und passt zum ganz normalen Alltag ebenso wie zum Abendprogramm. »Die Uhr kann ich überall mit hinnehmen«, resümiert Olaf zufrieden und so habe er es auch während des gesamten Tests gehalten.
Erstmals kommt in der Seastar das Powermatic 80-Kaliber mit Siliziumspirale zum Einsatz. Das moderne Uhrwerk ist mit verschiedenen Bezeichnungen und in unterschiedlichen Ausbaustufen inzwischen bei verschiedenen Marken der Swatch Group wie Hamilton, Certina, Mido oder eben Tissot im Einsatz. Der Name ist Programm: Es handelt sich um ein Automatikwerk, das im weitesten Sinne eine Höherentwicklung des bewährten Eta-Kalibers 2824-2 darstellt.Mit nur einem Federhaus bietet es auf Grund veränderter Geometrien und einer speziell entwickelten Gangpartie bei einer Frequenz von drei Hertz 80 Stunden Kraftreserve. Aufgerüstet mit einer Siliziumspirale, die es nicht in allen Versionen des Powermatic 80-Kalibers gibt, bietet das flache Uhrwerk ein gleichmäßigeres Schwing- und damit Gangverhalten, zudem verbesserte Korrosions- und Stoßfestigkeit und Unempfindlichkeit gegenüber Magnetfeldern. Die Entwicklung der Silizium-Unruhspirale geht dabei auf ein gemeinsames Forschungsprojekt der Swatch Group mit den renommierten Manufakturen Patek Philippe und Rolex sowie dem Mikrotechnik-Forschungsinstitut CSEM zurück. Zunächst kam die Siliziumspirale nur bei Swatch Group-Marken im Hochpreis-Segment zum Einsatz, beispielsweise in den Co-Axial-Kalibern von Omega. Inzwischen hält sie aber mit dem Powermatic 80-Uhrwerk auch bei Marken der Einstiegspreislage Einzug – immer zu erkennen an der »Si«-Plakette im Uhrwerk. Sie ist im Kaliber C07.811 Si der Tissot Seastar auf dem Unruhkloben angebracht.
Mit modernem Werk trotzt die Seastar Belastungen des Alltags
Die Siliziumspirale kam 2017 mit der Lancierung der Kollektion Ballade bei Tissot erstmals zum Einsatz. Das Kaliber C07.811 Si ist laut Hersteller vor Magnetfeldern, wie sie beispielsweise von Taschenverschlüssen, Kühlschrankmagneten, Lautsprechern oder Trafos ausgehen, geschützt. Mit oder ohne Siliziumspirale steht das Powermatic 80-Kaliber im Moment nur den Swatch Group-Marken, keinen Drittmarken zur Verfügung.
Doch zurück zu Tissot. Beim Thema Magnetfeldschutz ist die Marke kein unbeschriebenes Blatt. Bereits in den 1930er-Jahren gelang es ihr, anstelle von Stahl für die Regulierorgane der Uhren ein Material einzusetzen, das nicht durch Magnetismus beeinträchtigt wird. Es war die Geburtsstunde der Tissot Antimagnétique, der ersten nicht magnetisierbaren Armbanduhr der Welt.
Am Ende unseres Langzeittests machen wir folgendes Experiment: Wir setzen die Seastar 1000 Powermatic 80 Silicium dem Feld eines starken Haushaltmagneten aus. Sie zeigt sich währenddessen im Gang irritiert, der Sekundenzeiger hält sogar kurzzeitig an. Das ist völlig normal, da außer der Spirale andere Teile der Uhr und des Uhrwerks magnetisierbar sind. Der Unterschied zu einem Uhrwerk mit herkömmlicher Spirale, beispielsweise von Nivarox, liegt darin, dass das Powermatic 80-Kaliber mit Siliziumspirale unbeirrt weiterläuft, wenn die Uhr wieder aus dem Einfluss des Magnetfelds entfernt wird. Das ist generell in echter Fortschritt und gerade bei einer Uhr im Preissegment unter 1.000 Euro eine reife Leistung. mari