Meridian Watches ist eine Marke, die ich besuchen wollte, seit ich beim SalonQP 2012 die Meridian Prime-Modelle gesehen hatte. Im August hatte ich dann das Glück, von dem Hersteller im englischen Norwich zu einer Besichtigung eingeladen zu werden. Das Unternehmen gehört Simon Michlmayr, der gemeinsam mit seinen Kollegen seit einigen Jahren Uhren repariert und instand hält. Tatsächlich kann man Michlmayr und besagte Kollegen oft dabei beobachten, wie sie in schwindelnden Höhen an Seilen hängen, um Kirchturmuhren zu warten und sich mit ihren Werkzeugen in der Hand in die richtige Position herunterlassen.
Michlmayr ist ein leidenschaftlicher Abenteurer und gibt Felsenklettern als eines seiner Hobbys an. Und genau dieser abenteuerlustige Lebensstil hat Michlmayr auch dazu bewogen, eine Reihe hochwertiger, robuster Zeitmesser zu entwickeln, die den zahlreichen Uhren aus der Schweiz und Deutschland die Stirn bieten. Zwar sind in den Herrenuhren von Meridian Watches Schweizer Rohwerke verbaut, doch andere Komponenten werden lokal beschafft, wo immer möglich. Außerdem werden die Werke in den Mauern des Ateliers in Norwich in vielfacher Hinsicht veredelt.
Das Zifferblatt
Die Zifferblätter haben eine Sandwich-Konstruktion: Zahlen und Indizes sind ausgestanzt, sodass eine darunter liegende Leuchtschicht sichtbar wird. Die Zifferblätter werden im Haus gefertigt und von Hand bemalt. Zu den wichtigsten Grundsätzen von Meridian gehört es, den Kunden eine Auswahl zu bieten. So gibt es hier mehrere Möglichkeiten, die Uhren mit Zeiger- und Zifferblattkombinationen in unterschiedlichen Farben an den persönlichen Geschmack anzupassen. Die kleine Sekunde ist je nach Modell bei 6 oder 9 Uhr untergebracht. Die Stunden-, Minuten- und Sekundenzeiger sind durchbrochen gearbeitet, um mehr von der darunter liegenden Zifferblattoberfläche sichtbar zu machen. Die Zeiger aus Edelstahl werden vor Ort hergestellt, poliert und bemalt.
Das Gehäuse
Derzeit haben alle Meridian-Uhren einen Durchmesser von 46 Millimetern. Jedes Gehäuse wird aus einem massiven Edelstahlblock gefertigt. Das Ergebnis ist ein Uhrengehäuse, das aussieht, als ob es die Apokalypse überstehen könne. Mancher wird es vielleicht für zu groß halten, doch ich konnte feststellen, dass es an meinem überdurchschnittlich breitem Handgelenk perfekt passt. Die kurzen Anstöße scheinen das Armband regelrecht zu verlocken, das Handgelenk zu liebkosen, was den Tragekomfort erhöht. Für die Zukunft ist aber auch eine 42-Millimeter-Variante in Planung. Die meisten Modelle haben einen geschlossenen Gehäuseboden, auf dem die Längengrade und die Inschrift „Made in England for the world“ graviert sind.
Bei näherer Untersuchung der Gehäuse wird offensichtlich, wie viel Liebe zum Detail auf ihre Fertigung verwandt wird. Obwohl ich sie bei meinem Besuch ausgiebig gestreichelt habe, konnte ich nirgends eine scharfe oder raue Kante entdecken. Die Armbänder sind mit sechseckigen Schrauben befestigt und erwecken den Eindruck, dass sie sich niemals lockern werden, sofern es nicht absichtlich mit den mitgelieferten Sechskantschlüsseln geschieht. Ein Gradsymbol an der vertikalen Flanke der Kronen zeigt an, wann diese richtig angezogen sind. Das klingt nach einem wenig bedeutenden Detail, dürfte aber die Gefahr des Überziehens verringern, das zur Beschädigung der Dichtung führen könnte.
Das Uhrwerk
Die Uhrwerke sind in der Schweiz hergestellte Kaliber Unitas 6497/98 von Eta, die allerdings hausintern erheblich modifiziert werden. Die Brücken und Hauptplatinen werden vergoldet und erhalten ein traditionelles Finish, wie es für alte Taschenuhren typisch ist. Auf den Werken werden von Hand die Längengrade eingraviert, und die Brücken werden von Hand matt poliert. Auch die perfekte Anglierung der Brücken zeigt, dass bei der Fertigbearbeitung dieser Uhren unvergleichlich hohe Maßstäbe angelegt werden. Die vorhandenen Schrauben werden durch handgebläute ersetzt. Diese Schrauben werden nicht etwa mittels Chemikalien gebläut, sondern erhalten unter Hitzeeinwirkung jene majestätische Farbe und Härte, die traditionellerweise nur den edelsten Uhren vorbehalten sind. Die Uhrwerke werden von Hand aufgezogen und haben eine Gangreserve von circa 40 Stunden. Bei meinem Besuch habe ich jedoch einige neue, noch in der Entwicklung befindliche Werke gesehen, die über eine größere Gangreserve von 100 Stunden verfügen. Das Werk ist mit einer Schraubenunruh ausgestattet. Dies ermöglicht beim Ausbalancieren des Unruhreifs winzigste Justierungen und unterstreicht einmal mehr, dass Uhren, die den Namen Meridian tragen, Qualitätserzeugnisse sind.
Fazit
In manch größerem Konzern würden die sprichwörtlichen Erbsenzähler den Uhrmachern Zügel anlegen und darauf bestehen, extern billigere Bauteile zu beschaffen. Ich freue mich, sagen zu können, dass bei Meridian Watches die Uhrmacher das Heft in der Hand haben und die meisten Komponenten hausintern hergestellt oder lokal eingekauft werden. Simon Michlmayr hat sich zum Ziel gesetzt, eine robuste Uhr herzustellen, die gut im Alltag getragen werden kann – und dass das Resultat alles andere als alltäglich ist, ist umso schöner.
Technische Angaben
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- Modell: Meridian Watches MP
- Referenzen: MP-01 – MP-10 (Varianten: schwarzes/weißes Zifferblatt, kleine Sekunde bei 6 Uhr/9 Uhr; Gehäuse-Finish (poliert, gebürstet, Meridian Black)
- Gehäuse: Edelstahl; Durchmesser 46,00 mm; wasserdicht bis 30 bar (300 Meter); oben Saphirglas; geschlossener Boden.
- Funktionen: Stunden; Minuten; kleine Sekunde.
- Uhrwerk: Modifiziertes Basiskaliber Unitas 6497/98, Handaufzugswerk; Frequenz 18.000 vph (3 Hz); 17 Steine; 40 Stunden Gangreserve
- Armband: Lederarmband mit Dornschließe aus Edelstahl.