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Fossil-Uhren aus dem Tessin

Swiss Made aus dem Tessin: Automatikwerk STP1-11
© PR
Die amerikanische Fossil-Gruppe investiert an Schweizer Standorten in die Herstellung von Swiss-Made-Uhrwerken. Wir haben die Produktionsstätte besucht, in der das neue Werk entsteht, das künftig auch Dritten zur Verfügung stehen soll.
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Hier entstehen die Werke für die Fossil-Uhren aus dem Tessin: Blick in die Produktionsstrecke in Manno, einem Vorort von Lugano © PR
Die Fontäne, die sich gegen das tief stehende Sonnenlicht erhebt, könnte einen leicht täuschen. Das hier ist nicht Genf, wo man uhrmacherische Kompetenz seit Jahrhunderten beheimatet weiß, sondern der Luganer See. Hier im Tessin hat die amerikanische Fossil-Gruppe, deren europäisches Headquarter in Basel angesiedelt ist, eine neue Werkefertigung aufgebaut. Stolz begrüßt uns Hans Ulrich Saurer an seiner jüngst eröffneten Wirkungsstätte. Der CEO von STP, Swiss Technology Production, kann auf eine lange Berufslaufbahn in der Schweizer Uhrenindustrie zurückblicken. Gemeinsam mit Francesco Fele, Production Manager, und Angelo Piritore, dem Senior Operations Manager, hat er hier in kurzer Zeit in Manno, einem kleinen Gewerbegebiet in der Nähe von Lugano, eine Produktionsstätte aufgebaut, welche der Fossil-Gruppe zu eigenen Schweizer Werken verhilft. Das hier entstehende Automatikwerk STP1-11 soll aber auch, um die für eine konkurrenzfähige Preisgestaltung notwendige Stückzahl zu erreichen, interessierten Dritten angeboten werden. Bevor es aber soweit ist, sind noch einige wichtige Schritte zu erledigen.

Fossil-Uhren aus dem Tessin: Erhebliche Investitionen am Standort Schweiz

Martin Frey, Geschäftsführer Fossil Europa, betont in unserem Gespräch, dass bei den Planungen Qualität vor Effizienz geht, da man sich in einer Aufbauphase befinde. Den Anteil an der Wertschöpfung, welcher derzeit an dem Werk in der Schweiz erbracht wird, beziffert er auf 70 Prozent. "Wir sind kein Platzhirsch, wir starten immer etwas weiter hinten, aber wir werden uns immer den Gegebenheiten anpassen", erklärt Frey die Haltung der Fossil-Gruppe. Bei Fossil ist man überzeugt, "dass Swiss Made ein aussichtsreicher Markt ist, in dem man sich erfolgreich behaupten wird". Daher auch die große Bereitschaft der Gruppe, in diesem Segment soviel zu investieren. Wieviel genau, da bleibt Frey im Ungefähren. Das Engagement in den letzten zehn Jahren möchte er nur "mit einem zweistelligen Millionenbetrag" beziffern und "die Planungen für die kommenden Jahre sehen noch einmal Investitionen in einer vergleichbaren Größenordnung vor".
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Hans Ulrich Sauerer, CEO von STP (links), und Martin Frey, Geschäftsführer von Fossil Europa © PR
Dieses Engagement geht weit über den neuen Standort in Manno hinaus. Bereits im Jahr 2002 hat Fossil in der Schweiz drei Einrichtungen für Uhrendesign, Konstruktion und Prototypenbau erworben und anschließend zur Montres Antima zusammengefasst. Alle "Swiss Made"-Uhren werden hier entworfen und bis zur Produktionsreife abgestimmt. Das betrifft Burberry, die "Swiss Made"-Kollektion der Marken Fossil und Zodiac sowie die Lizenzprodukte von Armani. Wie alle Lizenzmarken gibt zum Beispiel auch Burberry detaillierte Leitfäden vor, damit die Uhren zu den Kollektionen ihrer Marken passen. Das sind die Vorgaben, innerhalb derer sich die Entwicklungen bewegen, eine enge Kommunikation geht damit einher. Da erweist sich, so Martin Frey, die relative Nähe von London und Mailand zur Schweiz als sehr nützlich, da man doch im Vergleich zu den USA letztendlich dem gleichen Kulturkreis entspringt. Hier werden auch die Trends beobachtet und neue Designlinien entworfen, im Modebereich jeweils für die Frühjahrs- und Herbstkollektionen.
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Lizenzmarke: Die Uhren, die Fossil für Burberry fertigt, sind ausnahmslos Swiss-Made-Produkte © PR
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Auch bei Fossil selbst gibt es eine Swiss-Made-Familie mit Automatikuhren aus der eigenen Schweizer Fertigungsstätte. © PR
Danach wird entschieden, welche Vorschläge umgesetzt werden. Ist die Abstimmung erledigt, findet der weitere Prozess unter einem Dach statt. Von der Konstruktion mit Solid Works gehen die Daten an CNC-Maschinen im Keller, wo aus Messing Prototypen hergestellt und produktnah veredelt werden. Hier werden auch eventuelle Schwierigkeiten in der späteren industriellen Fertigung möglichst früh erkannt und durch entsprechende konstruktive Änderungen vermieden. Der Konstrukteur steht dazu in direktem Austausch mit dem Produktioner. Quarz- und Mechanikwerke zusammengenommen, stellt die Fossil-Gruppe pro Jahr rund 400.000 Swiss-Made-Uhren her (Stand 2014), welche von beauftragten Firmen zumeist im Schweizer Jura und im Tessin gefertigt und zusammengesetzt werden. Entscheidend bei dieser Produktion ist hierbei die Qualitätskontrolle, entweder in Biel oder bei den Firmen vor Ort. Zum Jahreswechsel 2012 auf 2013 erwarb die Fossil-Gruppe in Glovelier, in der Nähe von Délemont im Berner Jura, eine bestehende Einrichtung für die eigene Gehäusefertigung, die einmal bis zu hundert Mitarbeiter beschäftigen soll. Hier besitzt man ein Gebäude mit angrenzendem Gelände, auf welchem perspektivisch auch einmal eine eigene Uhrenfertigung entstehen könnte.
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Die Zusammenarbeit zwischen der Fossil Group und den lizenzgebenden Modemarken ist eng. Das Design der Uhren muss den beiden Kollektionen entsprechen, die standardmäßig im Jahr erscheinen. © PR
Aber für eine Produktion von "Swiss-Made"-Uhren benötigt man zunächst einmal Werke, und deren Produktionsstätte sind der Grund für unser Treffen im Tessin. Bereits im Jahr 2006 wurde hier in Manno die Firma PWP von einer Investorengruppe gegründet, um Uhrwerke in Kleinserie herzustellen. Schon damals war die Liefersituation der Eta angespannt. Durch den absehbaren Lieferstopp spätestens im Jahr 2019 seitens des zur Swatch Group gehörenden Werkelieferanten an Dritte, hat sich die Situation bis heute weiter verschärft. Im Jahr 2012 übernahm die Fossil-Gruppe die PWP. Seither firmiert sie als STP und Hans Ulrich Saurer begleitet uns stolz durch die Fertigung. In einer modern eingerichteten Etage eines Gewerbegebäudes, das für den weiteren Ausbau großzügig dimensioniert erscheint, ist eine hochautomatisierte Fertigungsstrecke von Lecureux in Betrieb. Die Komponenten der Werke werden in einer Art Fließbandverfahren von Arbeitsstelle zu Arbeitsstelle bewegt, wo entweder einzelne Bauteile oder vormontierte Baugruppen von Hand zusammengeführt werden. Arbeitsschritte wie die Überprüfung des Höhenspiels oder das Ölen der Lager erfolgen vollautomatisch.

Das Automatikwerk STP1-11 gleicht dem Eta 2824 – doch es ist kein Klon

Gefertigt wird hier das STP1-11. Ein Automatikwerk mit 11 1/2 Linien, also 26,20 Millimetern Durchmesser. Damit entspricht es in den Dimensionen und den Positionen der Anzeigen von Stunde, Minute, Sekunde und Datum dem Kaliber 2824 der Eta. Das STP1-11 besitzt aber dank einer leistungsfähigeren Aufzugfeder eine erhöhte Gangautonomie von 44 Stunden (gegenüber 38 Stunden beim Eta-Werk). Zudem, erläutert Saurer, sei der Rotor schon in der Grundausführung immer mit Genfer Streifen dekoriert und das Werk perliert. Einzelne Komponenten lassen sich zwischen den Werken von Eta und STP jedoch nicht austauschen. Das Federhaus ist umkonstruiert und auch die Position der Ankergabel ist eine andere. Es handele sich um keinen Klon, wie Hans Ulrich Saurer betont, auch wenn das Eta-Werk an sich patentfrei sei, sondern man habe auch konstruktiv versucht, einen Mehrwert zu erreichen. Die konstruktiven Veränderungen – da hält er sich etwas bedeckt – habe ein Büro "aus dem Jura" beigesteuert. Außerdem habe man ein eigenes Ankerrad konstruiert, welches in einem Arbeitsgang hergestellt wird. Allein die Werkzeuge für dieses Bauteil hätten über 100.000 Schweizer Franken gekostet. Auch hier stamme der Partner aus dem Jura und beliefere renommierte Uhrenfirmen.
Die auch "Assortiment" genannte Hemmungsgruppe stammt nicht von der ebenfalls zur Swatch Group gehörigen und marktführenden Nivarox, sondern wird von fernöstlichen Lieferanten bezogen. Man prüfe aber, ob nicht eine eigene Produktion in Zukunft sinnvoll sei. Denn die hohe Qualität der Schweizer Komponenten bietet derzeit kaum ein anderer Anbieter, vor allem nicht in den benötigten Stückzahlen. So muss der Qualitätsstandard durch entsprechende Prüfmethoden während und nach der Produktion gesichert werden. Hans Ulrich Saurer bestätigt das auf unsere Nachfrage hin: "Wenn wir mit unseren Werken erfolgreich sein wollen, müssen wir die gleiche Qualität oder besser bieten als vergleichbare Werke von Eta oder Sellita. Und das erfüllen wir ganz klar. Wir testen unser Grundwerk in fünf Lagen, bevor wir es ausliefern, die Eta ihre Standardausführung nur in zwei Lagen." Martin Frey unterstreicht diese Aussage: "Wir wollen und müssen als Einsteiger die beste Qualität liefern. Das geht in der Phase unseres Aufbaus auch einmal zu Lasten der Effizienz. Aber lieber liefern wir zu Anfang noch ein paar Werke weniger aus." Insgesamt zeigt sich Frey angesichts der erreichten Fortschritte aber zufrieden. Einschränkungen in der Produktion entstünden nicht durch Qualitätsprobleme, sondern eher durch Engpässe seitens der Zulieferer. Die Investitionen in Schweizer Werke dienen zunächst der Expansion in die asiatischen Märkte, wo die 1984 gegründete Fossil Group derzeit erst etwa 15 Prozent ihres weltweiten Umsatzes von rund drei Milliarden Dollar erzielt. Dennoch ist im Tessin eine Fertigungsstätte für einfache Automatikwerke in einem interessanten Preisbereich entstanden. tw
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