A. Lange & Söhne hat eine neue Version der Zeitwerk lanciert. Das Modell kommt mit einem Gehäuse aus Platin oder Rotgold und mit dem weiterentwickelten Handaufzugskalibers L043.6. Martina Richter, stvl. Chefredakteurin des UHREN-MAGAZINS, sprach mit Tino Bobe, Leiter Forschung & Entwicklung bei der Glashütter Manufaktur über das Modell.
Herr Bobe, das Kaliber L043.6 ist das 70. Lange-Manufakturkaliber. Wie muss man sich Uhrwerkentwicklung bei Lange vorstellen? Die Entwicklung einer neuen Uhr geht bei uns sehr oft mit der Entwicklung eines neuen Werks einher. Gern wollen wir unsere Kunden dabei überraschen. Ein Beispiel dafür ist die Realisierung einer Minutenrepetition in der Zeitwerk. Die Messlatte liegt stets sehr hoch, weil unser Anspruch an Qualität und Perfektion erfordert, dass wir nicht den kürzesten Weg gehen. Die Zeitwerk ist ein prädestiniertes Beispiel dafür: Am Anfang stand die Idee mit den Scheiben analog zu alten Taschenuhren. Doch im Laufe der Entwicklung wurden die Größe der Anzeige, die Form der Fenster und ihre Anordnung neu definiert. Am Ende stehen scheinbar kleine Entscheidungen, wie die Frage, wo das »Made in Germany« hinkommt. Sieben Jahre Entwicklung wurden daraus.
Spielt der Kunde eine Rolle, wo die Reise hingeht?Wir hören unseren Kunden immer gut zu. Die Gedanken reifen und fließen in unsere Ideen mit ein. Bei der aktuellen Zeitwerk war es aber so, dass wir auf eigene Erfahrungen aufgebaut haben. Wir denken stets darüber nach, wie wir Dinge noch perfekter machen könnten. Der zusätzliche Drücker für die Stundenschnellschaltung ist ein Beispiel dafür. Genauso hätten wir uns von Anfang an eine längere Gangdauer gewünscht. Über die Jahre haben wir aus anderen Entwicklungen gelernt und sind stolz, nun auf 72 Stunden Gangautonomie zu kommen.
Muss sich der Kunde nun ärgern, wenn er die erste Zeitwerk hat?Ich denke nicht, dafür hat er ja das Original.Wo geht die Entwicklung künftig hin?Einflüsse kommen aus unterschiedlichen Richtungen. Hätten wir den Markt gefragt, hätten wir vielleicht nie eine Zeitwerk entwickelt. Das kam durch die Beschäftigung mit der eigenen Historie. Es ist uns auch wichtig, existierende Modelle und Familien fortzuführen und zu pflegen. Das ist oft schwieriger als etwas Neues auf die Beine zu stellen. Wir gehen da mit großem Respekt ran. Unsere Uhren müssen immer erkennbar bleiben. MaRi